NIEMALSALLEIN

Die Bundesligasaison ist inzwischen beendet - es bleibt also Zeit, um einmal hinter die Kulissen der Brandsicherheitswache in der HDI Arena zu schauen. Beim Heimspiel gegen die Borussia aus Mönchengladbach haben wir einen exklusiven Einblick in ihre Arbeit bekommen.

/ Klub

 

Rundgang drei Stunden vor Spielbeginn
Für viele Hannover 96 Anhänger ist der Besuch eines Heimspiels in der HDI Arena ein einmaliges und aufregendes Erlebnis. Für Hartmut Meyer, Berufsfeuerwehrmann und zuständig für die Gefahrenabwehrplanung bei Großveranstaltungen, ist es jedoch nicht mehr als ein Routineeinsatz. Der 51- Jährige und seine Kollegen sind seit vielen Jahren bei den Heimspielen der Niedersachsen vor Ort. Bereits drei Stunden vor Spielbeginn trifft sich Meyer mit dem Einsatzleiter der Brandsicherheitswache, Frank Nitz, zum Sicherheitsrundgang durch das Stadion. Begleitet werden die beiden Berufsfeuerwehrmänner vom Leiter des Stadionbetriebs sowie einem Verantwortlichen des Sicherheitsdienstes in der HDI Arena. Im Innenraum der Arena herrscht eine beinahe beängstigende Stille. Jeder der 49.000 Plätze ist noch leer. Einzig das Ordnerpersonal, die Gastronomiebetreiber und einige andere bereiten sich auf das bevorstehende Spiel vor.

 

Einsatzleiter Frank Nitz (3. v. li.) und die Verantwortlichen der Arena und des Sicherheitsdienstes werfen einen letzten Blick auf die Tribünen.

Entflammbarkeit der Materialien werden getestet
Die 30-minütige Besichtigung beginnt am Spielfeldrand unter der Nordkurve. Immer wenn es bei Spielen eine Choreographie der Fans gibt, werfen die Verantwortlichen einen letzten prüfenden Blick auf die bereits an Ort und Stelle liegenden Pappen und Fahnen. Auch diese Mal sind die Plätze der Nordkurve bereits mit schwarzen, grünen und weißen Kartonrechtecken bestückt. Wenige Stunden später werden sie ein großes Bild ergeben, das sich über die ganze Kurve erstreckt. Aus brandschutztechnischen Gründen gibt es strenge Regelungen, welches Material verwendet werden darf. "Das Material bei den Choreographien muss schwer entflammbar sein. Das heißt, wenn man die Zündflamme vom Material trennt, muss das Feuer ausgehen", erklärt Meyer während er die bunten Pappen in der Nordkurve begutachtet. "Die Entflammbarkeit der verwendeten Materiale wird vor jedem Spiel von uns getestet", so der Hannoveraner weiter. Unerlässlich für einen sicheren Ablauf der Choreographie ist auch die Kommunikation zwischen Brandsicherheitswache und Fanbeauftragten. "Wir sind hier alle ein eingespieltes Team, das macht die Zusammenarbeit untereinander natürlich leichter", verrät Einsatzleiter Nitz mit einem Augenzwinkern.

Sechs Mann im Einsatz
Trotz der bevorstehenden Großveranstaltung mit knapp 50.000 Besuchern ist in seinem Gesicht keine Spur von Anspannung zu erkennen. Bei einem regulären Bundesligaspiel rückt die Feuerwehr Hannover mit insgesamt sechs Mann in der HDI Arena an. Es gibt nur wenige Sonderfälle, bei denen die Zahl aufgestockt wird. "Bei Konzerten oder Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft, aber auch bei Hochrisikospielen kann es vorkommen, dass wir acht oder mehr Einsatzkräfte einsetzen. Je nachdem, wie das Ergebnis in der Absprache zwischen Feuerwehr und dem Veranstalter ausfällt", klärt Meyer auf.

Für den Ernstfall gerüstet
Das oberste Ziel bleibt immer das gleiche: Der sichere Aufenthalt der Zuschauer im Stadion sowie eine störungsfreie Heimreise. Im Gegensatz zum örtlichen Sicherheitspersonal auf den Rängen und am Spielfeldrand agiert das Team der Brandsicherheitswache bewusst im Hintergrund. "Der Zuschauer soll wissen, dass wir im Ernstfall da sind. Im Vordergrund stehen aber das Spiel und die Fans und nicht die Präsenz der Feuerwehr", so der zweifache Familienvater.

Überblick aus der Feuerwehrloge
Einsatzleiter Nitz und ein weiterer Kollege beziehen für die gesamten 90 Minuten des Spiels in der Feuerwehrloge auf der Westtribüne Position. Von hier aus haben sie nicht nur die Möglichkeit, den gesamten Stadioninnerraum zu beobachten, sondern können den Einsatz der Brandsicherheitswache koordinieren. Im Falle eines Brandes lassen sich Einsatzmaßnahmen mit Polizei, Ordnungs- und Sanitätsdienst hervorragend von der Loge aus leiten. Die anderen vier Kollegen der Brandsicherheitswache positionieren sich auf der Nord-, Ost-, Süd- und Westtribüne. Durch die Verteilung auf alle vier Ränge des Stadions haben die Einsatzkräfte jeden Block, Reihe und Sitzplatz im Blick. Bei einem Einsatz können sie in Sekundenschnelle reagieren und weitere Maßnahmen ergreifen. Zusätzlich steht dem Leiter der Brandsicherheitswache ein Kommandowagen zur Verfügung. Dank der baulichen Gegebenheiten der HDI Arena können Einsatzfahrzeuge einmal um die gesamte Arena herumfahren. Ein Vorteil, den nicht jedes Stadion in Deutschland genießt.

"Always expect the unexpected"
Hartmut Meyer

Spartanisches Interieur
Meyer und Nitz sowie die Kollegen des Sicherheitsdienstes und Stadionbetriebes sind inzwischen bei den Logen auf der Westtribüne angekommen. Der Sicherheitsrundgang der Verantwortlichen ist mit dem Eintreffen in der Loge beendet. Es folgt eine kurze Lagebesprechung mit der Polizei, bei der letzte Informationen ausgetauscht werden. Kurz darauf kommen die Kollegen der Brandsicherheitswache für ein internes Meeting in der Feuerwehrloge zusammen. Auch die vier Feuerwehrmänner der Feuer- und Rettungswache I, welche heute die vier Tribünen besetzen werden, sind bereits in der Loge eingetroffen. Der Raum wirkt sehr steril. Neben den Feuerwehreinsatzplänen des Stadions, einem Computer, einer Funkanlage und einigem weiteren Equipment bietet er nicht viel.

HDI Arena: Beliebter Einsatzort
Doch der Ausblick durch die komplett verglaste Vorderfront der Loge in den Stadioninnenraum entschädigt für das eher kühl wirkende Interieur. Die Dienste in der HDI Arena sind bei den Feuerwehrmännern sehr beliebt. Das liegt weniger an dem grandiosen Ausblick aus der Loge, sondern vielmehr an der generellen Begeisterung für das runde Leder und die 96er. "Wir haben unter den Kollegen viele Fans der unterschiedlichsten Bundesligavereine. Gladbach, Bayern und sogar Braunschweig. Wenn diese Spiele bevorstehen, möchte natürlich jeder gerne im Stadion arbeiten", verrät Meyer und lacht. Hinzu kommt, dass es trotz der vielen Zuschauer in der Vergangenheit so gut wie keine Zwischenfälle gegeben hat. Ein besonderes Lob gilt hier den Fans auf den Tribünen, die sich in den letzten Jahren sehr "diszipliniert und vernünftig" präsentiert haben. Dennoch starten die Männer der Brandsicherheitswache immer unter dem Motto "Always expect the unexpected" – auf Deutsch: "Erwarte immer das Unerwartete" – in den Dienst. Ein Leitsatz, der auch im Fußball nur allzu oft gilt.

 

Stefan Pelz, Stefan Wenda, Daniel Bähre und Benjamin Simm (v.l.n.r.) mit dem mittleren Löschfahrzeug.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Nachdem Nitz die vier Kollegen, die sich auf den Tribünen positionieren, mit den letzten Anweisungen instruiert hat, macht sich das Quartett auf den Weg zu seinen Positionen. Ein letztes Mal kontrollieren sie die Ausgänge und Fluchtwege, vergewissern sich, ob sämtliche Mülleimer fest fixiert sind oder überprüfen die Funktionalität der Notausgangsschilder. Zwei Stunden vor Spielbeginn, wenn die HDI Arena für die Zuschauer und Fans ihre Tore öffnet, befinden sich alle Einsatzkräfte auf ihren Positionen. Auch an diesem Spieltag wird der Dienst für die Kollegen der Brandsicherheitswache ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen. Dennoch trifft sich das Team um Einsatzleiter Nitz nach Abpfiff des Spiels zur Nachbesprechung in der Loge. Sobald der letzte Fan den Stadioninnerraum verlassen hat, ist auch für die Feuerwehrmänner der Dienst beendet. Was für die Spieler auf dem Platz gilt, gilt auch für die Einsatzkräfte der Feuerwehr Hannover: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Denn spätestens, wenn die neue Saison im August beginnt, sind die Brandschützer wieder auf ihren Positionen.
jd

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