NIEMALSALLEIN

Hannover

 

Eine ganze Stadt auf der Suche nach positiven Signalen: Was bringt 96 in die Erfolgsspur zurück? Da es bis gestern (noch) keinen neuen Spieler gab, bleiben vor allem drei Faktoren, die vor dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg (Anpfiff heute um 15.30 Uhr in der AWD-Arena), für einen sich verdichtenen Optimismus sorgen: die neue Taktik, der neue Trainer – und der alte Trainer.

Es gibt keinen Zweifel: Mag in der Brust von Mirko Slomkas Vorvorgänger Dieter Hecking auch, wie dieser stets beteuerte, ein „rotes Herz“ pochen, so ist er doch für nicht wenige im Team ein rotes Tuch. Praktisch jedem Spieler hat Hecking mindestens einmal kräftig vors Schienbein getreten. Und deshalb ist die Partie gegen Hecking und Nürnberg ein perfekte Gelegenheit für ? Ja, wofür eigentlich genau? Rache ist es nicht. So etwas kommt zwar in der Folklore der Fankurven vor, doch tatsächlich ist dafür kein Raum in der Bundesliga. Es geht eher um das, was unter Fußballern mit dem Satz „Man sieht sich immer zweimal“ codiert wird.

96-Stürmer Mike Hanke hat das dieser Tage mit Blick auf Dieter Hecking formuliert, dessen „Königstransfer“ er einst war. Das sagt nichts und zugleich alles: Der Stürmer trägt es dem Trainer noch nach, dass der ihn lange Zeit auf der Ersatzbank geparkt hat und einmal sogar öffentlich bekannte, er habe Sympathien für die Pfiffe der Fans gegen den Stürmer in der Torflaute. Wenn die Kritik zur Kränkung wird, haben Fußballer ein Elefantengedächtnis. Fast jeder 96-Kicker aus der Hecking-Ära trägt solche unschönen Erinnerungen mit sich herum. Mario Eggimann zum Beispiel: Der Schweizer Verteidiger wurde beim denkwürdigen 3:3 gegen den VfB Stuttgart vor knapp einem Jahr in der 34. Minute von Hecking ausgewechselt – von der Leistung her gerechtfertigt, aber durch den Zeitpunkt praktisch eine sportliche „Hinrichtung“.

Hecking hat Talenten wie Konstantin Rausch Einsätze in Aussicht gestellt und sie dann doch immer wieder ausgebremst. Jan Rosenthal hat er gestoppt, als der aufdrehen wollte, und er hat ihn unter Druck gesetzt zu spielen, als eine Pause richtig gewesen wäre. Einen weiteren Aufreger lieferte Hecking, als er 96-Altstar Michael Tarnat denkbar uncharmant über dessen Aus bei 96 informierte. Was die Spieler davon hielten, bewies deren Reaktion: Beim nächsten 96-Tor in Bielefeld knieten sie vor einem auf den Platz geschmuggelten Tarnat-Trikot nieder. Ganz oben auf der Hitliste der gestörten Spieler-Trainer-Verhältnisse findet sich indessen unangefochten: Hanno Balitsch. Da sich dessen Durchsetzungswille sich nicht auf das Rasenviereck und die Zeit zwischen An- und Abpfiff beschränkt, war Zwist mit Hecking unvermeidlich. Zum Eklat kam es vor gut einem Jahr, als Hecking seine Nummer 14 in der Halbzeitpause aus disziplinarischen Gründen auswechselte und dann für eine Woche zu den Amateuren schickte. Balitschs Vergehen: Als der Trainer in der Halbzeitansprache im gewohnten Nörgelton eine positivere Ausstrahlung forderte, war dem Spieler die Bemerkung rausgerutscht: „Trainer, jetzt Sie aber auch mal positiv.“ Die beiden haben sich zwar später über diesen Zwischenfall ausgesprochen, versöhnt haben sie sich indes nicht. Insofern dürften viele der „Roten“ heute extra motiviert sein in diesem Spiel der offenen Rechnungen. Auch wenn es selbstverständlich dabei nur um ganz kleine Beträge geht.

Die Partie des Fußball-Bundesligisten Hannover 96 gegen den 1. FC Nürnberg könnte für Jan Rosenthal eine der wichtigsten in dieser Spielzeit werden: Die Personalsituation ist zwar angespannt bei den „Roten“, doch hat Rosenthal gute Chancen, die von ihm angestrebte Position im zentralen Mittelfeld zu besetzen. Einmal in dieser Spielzeit musste er sich schon auf dem Posten hinter den Spitzen bewähren, und das gelang ansehnlich: Beim 1. FC Köln sprang so Ende Oktober 2009 der bisher letzte Sieg für die „Roten“ heraus. Das Tor des Tages erzielte damals – richtig: Jan Rosenthal. Dass er auch jetzt die Form hat, wichtige Akzente zu setzen, bewies er gestern im Abschlusstraining. Da zeigte „Air Rosenthal“ einen Flugkopfball von seltener Güte. Fünf Meter Tiefflug, dann wuchtete er den Ball mit der Stirn an Florian Fromlowitz vorbei ins Netz.

 

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