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"Wir haben uns vorgenommen, einen Neustart zu machen"

Drei Urlaubstage wurden wegen der verfehlten Punktevorgabe für die letzten beiden Hinrundenspiele (ein geholter Punkt statt mindestens drei) gestrichen. Als einziger Bundesliga-Klub hat Hannover 96 bereits zwischen Weihnachten und Neujahr wieder das Training aufgenommen. Um es im kommenden Jahr besser zu machen. Darüber spricht der Kapitän mit uns. Waldemar Anton im Interview mit hannover96.de über die Urlaubsverkürzung, den Teamgeist, dreimal Weihnachten und lachende Gesichter am Saisonende.

/ Profis

Wie haben sich die ersten Trainingstage angefühlt?

Anton:
Es war sehr anstrengend. Auch wenn es vorher nur eine kurze freie Zeit war – man schaltet in den Tagen mit der Familie ab, denkt kaum an Fußball. Die ersten Trainingstage danach sind immer schwierig und die Einheiten waren intensiv. Aber ich denke, dass alle gut dabei waren und wir da gut gearbeitet haben.

Hast Du bewusst versucht, den Fußball während der freien Zeit auszublenden?

Anton:
Mit der Familie schaltet man einfach ab. Solange das Thema aus der Familie nicht angeschnitten wird, drehen sich die Gespräche um andere Dinge. Natürlich kann man das dann nicht vergessen, wenn man abends im Bett liegt. Da denkt man immer noch einmal daran. Aber ich denke, das ist normal und gehört mit dazu.

Der Urlaub war kürzer als ursprünglich geplant.

Anton:
Wir hatten ein Ziel und eine Erwartung – auch an uns selbst. Die haben wir nicht erfüllt. Deshalb haben wir jetzt trainiert. Wir sind, denke ich, zufrieden, dass wir immerhin für die Weihnachtsfeiertage frei bekommen haben.

Das Motto war: Mehr machen als die anderen. Kann man das so unterschreiben?

Anton:
Wir müssen in jedem Spiel mehr machen – und auch im Training. Vielleicht haben wir uns jetzt einen kleinen Vorteil gegenüber den anderen Mannschaften erarbeitet. Das ist, denke ich, gut.

Wie würdest Du die Tage inhaltlich zusammenfassen? War es eine Aufarbeitung der Hinrunde?

Anton:
Es geht darum, sich einfach bestmöglich auf die Rückrunde vorzubereiten und die nötige Fitness zu holen, dass wir noch mehr laufen und noch konzentrierter sein können in jeder einzelnen Aktion – die kompletten 90 Minuten über. Ich denke, dass es keine Aufarbeitung gewesen ist, sondern eher eine Weiterentwicklung.

Wie ist Dein Eindruck von der Mannschaft?

Anton:
Klar ist es für alle anstrengend, aber das gehört in der Vorbereitung dazu. Die Körner holen wir uns halt jetzt, dann können wir im Trainingslager auf etwas anderes mehr achten. Aber ansonsten ist die Stimmung trotz allem gut. Wir wissen, wir müssen einfach weiter arbeiten.

Wenn Du jetzt noch mal zum Saisonstart zurückspringen könntest: Gibt es etwas, das Du anders machen würdest?

Anton:
Ich persönlich im Großen und Ganzen nicht, weil ich, seit ich hier bin, eigentlich immer dasselbe mache. Ich arbeite immer an mir, mache weiter, mache das, was ich mir jeden Tag vornehme. Und in der Mannschaft, da ist jedem klar: So, wie wir zuletzt gespielt haben, wird es nicht reichen. Da müssen wir nicht groß zurückschauen, da muss jeder jetzt eine Schippe drauflegen. Das ist meine Meinung. Wir können die fünf bis zehn Prozent drauflegen, die uns in einigen Spielen gefehlt haben, sodass wir das Quäntchen Glück, das dann auch nicht da war, erzwingen.

Es wäre aber auch nicht korrekt, die komplette Hinrunde zu verteufeln: Gibt es Momente, an die Du Dich gerne erinnerst?

Anton:
Ja, natürlich. Ich denke, auf jeden Sieg und auf jedes Spiel, in dem wir gut gespielt haben, blickt man gerne zurück. Das sind die Dinge, auf die man persönlich und als Mannschaft zurückschaut. Diese schönen Momente holt man in den Kopf zurück.

Jetzt sieht die Tabelle aus, wie sie aussieht. Siehst Du diesen Winter jetzt als eine Art Neustart für einen neuen Aufbruch in der Rückrunde?

Anton:
Auf jeden Fall! Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen, dass wir in der Rückrunde einen Neustart machen. Es geht von null los für uns. Dass wir dort von Anfang, vom 18. Spieltag an, da sind und es einfach besser machen als in der Hinserie.

Dann werfen wir mal einen kleinen Blick voraus: Kannst Du in drei Worten zusammenfassen, was jetzt in der nächsten Zeit wichtig ist?

Anton:
Auf jeden Fall natürlich: Teamgeist, Leidenschaft und Herz. Das muss uns auszeichnen. Wir wollen Stück für Stück die Punkte sammeln und am Ende wird man dann sehen, was daraus wird.

Jetzt steht erstmal die Vorbereitung an. Das werden ja jetzt wahrscheinlich nicht nur angenehme Wochen…

Anton:
Nein, angenehme Wochen sind es nie in der Vorbereitung, das gehört immer dazu. Da muss man einfach die Zähne zusammenbeißen und durchziehen. So viel wie möglich regenerieren, jeden Moment ausnutzen – das ist sehr wichtig in der Vorbereitung.

Du sprichst den Teamgeist an. Es ist klar, dass der immer etwas leidet, wenn es insgesamt sportlich nicht rund läuft.

Anton:
Aber wir haben immer noch ein sehr gutes Miteinander. Klar, wenn es nicht so gut läuft, ist es immer schwieriger als im Erfolg, den Teamgeist bestmöglich aufrechtzuerhalten, aber ich denke, dass wir da wieder auf einem guten Weg sind, dahinzukommen, was uns die letzten Jahre ausgezeichnet hat.

Wie drückt sich das aus?

Anton:
Wir gehen alle sehr gut miteinander um. Natürlich steckt der eine oder andere auch mal Kritik ein, aber das gehört dazu. Es ist wichtig, dass wir viel miteinander reden, und Teamgeist zeigt sich gerade dann, wenn man das auch im Misserfolg tut – das zeichnet ein Team aus. Das wird bei uns auf jeden Fall gemacht und alle ziehen mit. Wir hatten vielleicht eine Phase, da war das nicht zu einhundert Prozent der Fall, aber ich denke, zuletzt haben wir noch mal eine deutliche Reaktion gezeigt, sodass hier wieder alles auf einem richtigen Weg ist.

Lass uns bei all diesen Themen wenigstens einmal kurz auf Dich persönlich zu sprechen kommen. Du hast eingangs schon verraten, dass Weihnachten die Familie bei Dir über allem steht.

Anton:
Klar, Weihnachten verbringe ich immer mit der Familie. Ich habe ein bisschen die Zeit genossen, habe mal abgeschaltet in den Stunden, in denen ich mit meiner Familie zusammen war. Das war schön, weil man einfach zusammensitzen und etwas Gutes essen kann. Ansonsten habe ich noch ein bisschen Wellness gemacht und dann war auch schon wieder Training.

Habt Ihr bestimmte Rituale zu Weihnachten?

Anton:
Nein, Rituale nicht, aber wir feiern quasi dreimal Weihnachten. Bei uns ist es so: Am 24. Dezember treffen wir uns, essen abends alle gemeinsam, Geschenke gibt es auch. Dann lassen wir den Abend ganz locker ausklingen. Der 31. ist auch ein besonderer Tag für die Russisch-Orthodoxen, was meine Eltern sind. Da schenkt man sich auch noch mal was. Und am 6. Januar ist ja dann auch noch mal Weihnachten. Da wird auch noch einmal gefeiert.

Da sind wir allerdings im Trainingslager …

Anton:
Das ist nicht so schlimm (lacht). Zweimal Weihnachten muss reichen.

Dann die allerletzte Frage. Wir haben vorhin über die Bilder im Kopf gesprochen – positive Bilder, die man aus der Vergangenheit nimmt. Welche Bilder hast Du im Kopf, wenn Du ans Ende der Saison denkst?

Anton:
Lachende Gesichter. Wenn Du mich so fragst, habe ich spontan Bilder von unserem Aufstieg im Kopf – wie man sich da gefreut hat, über das, was man erreicht hat. Und dieses Jahr können wir auch etwas erreichen: dass wir eine Super-Rückrunde spielen, dass wir da rauskommen aus der negativen Lage, in der wir sind. Und dass man sich am Ende einfach in den Armen liegt, erleichtert ist, einem ein Stein vom Herzen fällt und man sich einfach freut, dass man das geschafft hat. Natürlich haben wir uns die Saison bis hierhin alle ein bisschen anders vorgestellt, aber das kann man jetzt nicht mehr ändern. Man muss jetzt das Beste daraus machen – damit man sich am Ende der Saison in den Armen liegen kann.

Vielen Dank für das Gespräch, Captain!
hec

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