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"Mich 90 Minuten decken - das wäre ja Quatsch"

Hendrik Weydandt ist nicht nur der Topscorer bei Hannover 96, er ist auch zur Identifikationsfigur unserer Roten geworden. Wir haben uns heute mit "Henne" getroffen und ihn unter anderem gefragt, wieso er nur auswärts trifft, ob seine Gegenspieler ihn mittlerweile anders angehen - und wie wir die Fohlen-Elf schlagen können. Seht oder lest hier das komplette 96TV-Interview.

/ Profis

 

 

 

 

"Henne", lass' uns noch einmal kurz auf das Wolfsburg-Spiel zurückblicken. Du hast in der 30. Minuten nach wunderbarer Vorarbeit von Linton das 1:0 erzielt. Alles fing super an. Warum schaffen wir es momentan einfach nicht, eine Führung über die Zeit zu bringen?

"Henne":
Ich glaube, es gibt ganz viele Gründe dafür. Einmal ist es natürlich sehr schwierig, wenn wir – wie so oft in der Rückrunde – zu schnell das 1:1 kriegen. Es ist ja gar nicht so, dass wir zu selten in Führung gehen, das passiert ja schon. Aber wir kriegen halt innerhalb von zwei, drei oder vier Minuten unsere Gegentore. Die Euphorie, die Du Dir gerade erarbeitet hast, geht dann einfach wieder flöten. Da kannst Du dann nicht befreit aufspielen und auf das zweite Tor gehen. Ich glaube, das ist ein großer Grund. Wir hatten oft die Probleme, dass wir immer zwei unterschiedliche Halbzeiten spielen – das war jetzt in Wolfsburg nicht so sehr der Fall wie in anderen Spielen. Wenn Du es nicht schaffst, das Wichtige 90 Minuten lang auf den Platz zu bringen, dann fängst Du Dir immer wieder Deine Tore, die Dich um die Punkte bringen.

Nach Deinem Tor bist Du ja in die Gästekurve gerannt. Was hat es mit Deinem Torjubel eigentlich auf sich?

"Henne":
Ich bin ein Typ, der nicht plant. Sowas passiert intuitiv. Es war einfach ein Adrenalinausstoß, es war einfach ein Zeichen, dass alle mitkriegen sollten, dass wir nicht aufgeben werden. Das hatte keine große Bedeutung, es war einfach ein Ausdruck der Freude und Kampfbereitschaft. Es wäre im Nachhinein schön gewesen, wenn man hätte sagen können, dass der Torjubel das gezeigt hat, was am Ende rausgekommen ist. Aber das ist leider nicht der Fall gewesen. Nach dem Spiel spielt der Torjubel jetzt auch keine Rolle mehr.
 
Mit fünf Toren bist Du jetzt der Top-Scorer von Hannover 96. Kannst Du Dir erklären, warum Du Deine Tore nur auswärts erzielst?

"Henne":
Ne, das kann ich nicht. Wenn Ihr mich nicht immer danach fragen würdet, dann würde ich auch gar nicht wirklich darüber nachdenken – aber anscheinend sollte ich das mal tun (schmunzelt). Ich kann mich an das Leverkusen-Spiel hier erinnern, da wollte ich es unbedingt. Das war auch kurz davor, aber da wurde mir das Tor wieder geklaut. Ich würde mich natürlich freuen, wenn es diese Saison noch klappt, zu Hause zu treffen. Ob es jetzt auswärts oder zu Hause ist, das ist letztendlich auch egal – es zählt als ein Tor.

Jetzt ist es ja auch so, dass wir nach einem "Henne"-Tor noch keinen Sieg feiern konnten. Wie bitter ist es denn für einen Stürmer, wenn er quasi mit seinem Tor nicht zu einem Drei-Punkte-Erfolg beitragen kann?

"Henne":
Ja, das ist mir tatsächlich aufgefallen. Es ist extrem bitter. Es ist als Stürmer das schönste, wenn Du Deiner Mannschaft helfen kannst, indem du selber ein Tor machst. Einmal bringst Du Deine Mannschaft in Führung oder Du gleichst aus und Du erreichst auch ein persönliches Ziel, welches sich eigentlich jeder Stürmer steckt, das ist ganz normal. Du gehst jetzt aus dem Spiel und hast diesen kleinen Teil in Dir, der sich über das Tor freut und der stolz auf Dich ist, was superschön ist. Aber dann drückt dieser große Teil in einem diese Freude total nach unten, weil Du eben ein Mannschaftssportler bist und es letztendlich nichts bedeutet. Es hört sich doof an, aber es ist wertlos. Deswegen freue ich mich darauf, dass ich treffe und wir drei Punkte aus dem Spiel mitnehmen.

Wenn über Dich berichtet wird, dann heißt es immer: Hendrik Weydandt, der Stürmer, der vor fünf Jahren noch in der Kreisliga gekickt hat. Ist das etwas, was Dich mittlerweile nervt? Du hast ja gezeigt, dass Du bundesligatauglich bist.

"Henne":
Nerven tut es nicht. Ich kann die Leute verstehen, dass es etwas ist, was nicht so oft vorkommt und dementsprechend einfach in den Köpfen bleibt. Was mich ein bisschen ärgert, ist, dass meine Zwischenstation in Egestorf vergessen wird, die wirklich sehr prägend war und das erst ermöglicht hat. Ich denke, dass es in den Augen eines Kommentators das Besondere ist, dass es vor fünf Jahren fast die unterste Klasse war und jetzt eben die oberste. Ich will mich darüber nicht beschweren, das ist ein Glückszustand, den ich auch so einordne und wahrnehme, aber das wird auch wieder aufhören, das ist ganz normal.

Wie war es zu Beginn der Saison. Hattest Du das Gefühl, dass die Gegenspieler Dich ein Stück weit unterschätzt haben manchmal? Oder gehen die jetzt anders mit Dir um im Spiel?

"Henne":
Schwierig zu sagen. Sicherlich war den Trainern bei der Videoanalyse der Name nicht bekannt. Es ist aber immer so, dass ich durch die Statur halt in Kopfballzweikämpfe gehen muss und dann bekommt man als Gegenspieler den größten Verteidiger – das hat sich nicht verändert und bleibt auch so. Dass es jetzt vielleicht ab und zu mal in Laufduellen eng wurde mit Verteidigern, wird sicher dem einen oder anderen aufgefallen sein. Aber ich habe jetzt nicht persönlich gemerkt, dass sich jemand zu mir stellt und mich das ganze Spiel deckt. Das wäre auch Quatsch (lacht)!

Jetzt ist der nächste Gegner hier am Samstag um 15.30 Uhr Borussia Mönchengladbach. Die Borussia möchte unbedingt noch in das internationale Geschäft und für uns zählt weiterhin jeder Punkt. Was würdest Du sagen, wie ist die Fohlenelf zu schlagen?

"Henne":
Man könnte meinen, dass durch die Bekanntgabe der Trainerentlassung zum Ende der Saison hin irgendwie auch ein bisschen Unruhe ist. Deswegen ist es schwierig zu sagen, wie man die jetzt schlagen kann. Es ist möglich, vor allem zu Hause. Wir werden in dieses Spiel gehen, um drei Punkte zu holen, weil ein Punkt uns nicht helfen wird. Nur ein Sieg wird uns weiterhelfen und drauf werden wir gehen.

Klappt es vielleicht mit dem ersten Weydandt-Tor vor heimischer Kulisse?

"Henne":
Ja, das wäre schön! Wenn nicht irgendein Verteidiger dazwischen grätscht...

"Henne", vielen Dank für Deine Zeit und deine ehrlichen Antworten!

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