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Peter Obermeyer über 96, Chile und das Alter

Der Hannoveraner Peter Obermeyer blickt auf ein spektakuläres Fußballleben zurück mit Stationen in 21 Ländern. Doch müde ist er noch lange nicht. 96 liegt ihm immer noch am Herzen, auch wenn er dort nur 62 Tage als Manager tätig war. Porträt eines Mannes, der auch 2020 immer auf dem Sprung ins nächste Abenteuer sein wird.

/ Klub

Nach 25 Jahren wieder im Stadion
Als Peter Obermeyer für das Gespräch mit hannover96.de das erste Mal wieder in dem Stadion steht, in dem er zuletzt vor 25 Jahren war, muss er erst einmal staunen: "Das ist schön geworden", sagt Obermeyer über die hannoversche HDI Arena, macht eine kleine Pause und muss dann ein bisschen schmunzeln: "Gegenüber früher ist das ja ein Palast." Früher. Da war Peter Obermeyer Manager von Hannover 96, auch wenn er in der beliebten Liste der Medien mit den ehemaligen Sportlichen Leitern manchmal vergessen wird. Das liegt auch daran, dass seine Amtszeit selbst für die schnelllebige Fußballbranche verdammt kurz war: 62 Tage nach seiner Einstellung im März 1994 war für Obermeyer schon wieder Schluss bei 96.

Anruf unter der Dusche
Obermeyer bereut nichts. Aber sich ärgern – über sich selbst -, das tut er schon. Weil er damals nicht auf sein Bauchgefühl gehört hat. Er kann sich an das Telefonat mit den Verantwortlichen von 96 noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. "Ich stand in unserer Wohnung in Isernhagen-Süd unter der Dusche, als meine Frau Katja anklopfte und sagte, dass 96 am Telefon sei." Ein paar Tage später saß Obermeyer mit "acht, neun Leuten von 96" an einem Tisch, und sein Gefühl sagte, dass er das Angebot, Manager zu werden, nicht annehmen sollte. "Bis auf Martin Brandstaedter (früherer Interims- und Vizepräsident von 96 und langjähriger Leiter der Fußball-Amateurabteilung, der 2017 im Alter von nur 56 Jahren verstorben ist, d. Red.) hatte da keiner Ahnung vom Fußball", sagt Obermeyer. "Trotzdem habe ich mich breitquatschen lassen."

Mittendrin im Chaos
Für das, was Peter Obermeyer in den nächsten Wochen erleben sollte, hat er nur ein Wort: "Chaos". Es war die Zeit nach dem sensationellen Pokalsieg 1992, der vielen im Verein zu Kopf gestiegen war, obwohl es in der sportlichen Entwicklung nicht weiter voranging. "Ich habe damals für vergleichsweise lächerliche 5000 Mark plus eine eventuelle Beteiligung bei der Gewinnung neuer Sponsoren unterschrieben", sagt Obermeyer. Rolf Schafstall, der damalige Trainer der Roten, ließ Obermeyer spüren, dass "er gar keinen Manager haben will. Ich habe mir einmal im Training Notizen gemacht, da kam er sofort zu mir gerannt und hat gefragt, ob ich ihn beobachte", erzählt Obermeyer. "Dazu kam eine Welle nach der anderen gegen mich von der Bild-Zeitung." Deshalb stand für ihn schnell fest: "Ich höre auf."

"Mein Alter? Habe ich vergessen!"
Wenn man Peter Obermeyer nach seinem Alter fragt, dann antwortet er mit einem Lachen und meint: "Das habe ich vergessen." Anderes vergisst der Mann nie, der für Arminia Hannover als Linksaußen gespielt hat und 1970 zum ersten deutschen Profi in Santiago de Chile wurde. Geblieben ist daraus bis heute eine besondere Liebe zu dem Land, in dem Obermeyer auch gern Silvester verbracht hätte, aber das ist derzeit leider nicht möglich. "Die politische Situation im Land lässt es leider nicht zu. Es gibt immer noch Krawalle, und ich warte ab, bis meine Freunde dort grünes Licht geben, dann fliege ich los", sagt Obermeyer. "Vor ein paar Wochen ist die Liga in Chile wegen der Unruhen im Land vorzeitig beendet worden, mein früherer Klub Universidad Catolica wurde zum Meister gekürt, die hatten schon einen riesigen Vorsprung."

Noch mal ins Ausland
Silvester wird Obermeyer, der auch eine Wohnung in Berlin besitzt, in Hannover verbringen. Doch wie es sich für einen Weltenbummler in Sachen Fußball gehört, ist er immer auf dem Sprung. "Ich habe in 21 Ländern erfolgreich gearbeitet, und zwar mit Vereins-, aber auch Nationalmannschaften und als Trainerausbilder. Ich spreche gut Englisch, Spanisch ist für mich wie eine Muttersprache, auch Portugiesisch habe ich mir hart erarbeitet", sagt Obermeyer. "Wenn aus dem Ausland noch einmal ein interessantes Angebot kommt, dann könnte ich mir das vorstellen."

Verpatzter Coup mit Farfan
Obermeyers Fußballlaufbahn ist spektakulär. Er hat die TSV Burgdorf trainiert, war Spielertrainer in Chile, Verbandsberater, Organisator und Trainerausbilder im damaligen Burma (das heutige Myanmar), wo er in Rangun mit Koch, Nachtwächter, Putz- und Waschfrau sowie einem Fahrer gelebt hat. Auch Angola, Mosambik, Venezuela und die Malediven gehörten zu seinen Stationen. Auch mit Hannover 96 hatte er immer mal wieder zu tun, zum Beispiel 2004, als er den Roten einen 17-Jährigen aus Peru ans Herz legte, den er in einem Trainingscamp kennengelernt und zu dem er einen guten Kontakt entwickelt hatte: Der junge Mann war Jefferson Farfan, laut Obermeyer damals zu haben für eine Million Dollar. Doch 96 zögerte – und Farfan ging zum PSV Eindhoven und landete vier Jahre später bei Schalke 04.

Daumendrücken für Aufstieg
96 liegt Obermeyer trotz des damals nicht zustande gekommenen Transfers auch heute noch am Herzen. "Ich wünsche 96, dass es schnell wieder hoch in die 1. Liga geht. Das Spiel gegen Stuttgart hat mir gefallen, ich glaube aber, dass Hannover noch vier gute Spieler braucht, um das große Ziel zu erreichen", sagt Obermeyer. Er selbst wünscht sich von 2020, dass er gesund und fit bleibt. Peter Obermeyer, das hat er dann am Ende des Gesprächs doch verraten, wird nächstes Jahr im Juni 79 Jahre alt. Ach, Quatsch: Peter Obermeyer wird 79 Jahre jung.
hr

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