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Frau von Meisterspieler Malecki wird heute 102

Es gibt Geschichten, die sind eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Doch diese hier ist wahr: Am heutigen Donnerstag feiert Carola Malecki ihren 102. (!) Geburtstag. Nach wie vor verfolgt sie den Fußball und besonders Hannover 96, denn ihr Mann Edmund war einer der Meisterspieler von 1938. Eine Geschichte über Fußball in einer anderen Zeit, ein Geburtstagsvideo und einen Enkel, von dem Omas nur träumen können.

/ Klub, Profis

 

Geburtstagsgruß von Martin Kind
Große Geschichten fangen manchmal klein an, in diesem Fall mit einer Anfrage, ob 96-Geschäftsführer Martin Kind nicht eine kleine Geburtstagsgruß-Botschaft für Frau Malecki formulieren könnte. Für Kind sind solche Anfragen nichts Neues, und er macht das gern. Aber einen Gruß zum 102. Geburtstag – das war auch für ihn eine Premiere.

Enkel gab den Anstoß
Die Geschichte, die zu diesem Geburtstag einer nach wie vor sehr rüstigen Dame aus Horn-Bad Meinberg im nordrhein-westfälischen Lippe gehört, ist so besonders wie das Alter von Carola Malecki. Ins Rollen gebracht hat die Geschichte Marc Zimmermann. Er ist Freelance Senior-UX-Consultant in Hamburg und spielt in der Landesliga beim FC St. Pauli in der dritten Seniorenmannschaft Fußball – und er ist der Enkel von Carola Malecki. Womit wir bei einer kleinen Verwandtschaftskunde sind, die den Bogen zu Hannover 96 schlägt: Marc Zimmermanns Opa, also Carolas Mann, war Edmund Malecki, der im April 2001 verstorbene Meisterspieler der Roten.

 

Meisterheld von 1938
Edmund Malecki war 23 Jahre alt und bereits Nationalspieler, als er mit Hannover 96 am 3. Juli 1938 für eine der großen Sensationen im deutschen Fußball sorgte. Denn nichts anderes war die erste Deutsche Meisterschaft der Roten damals, genauso groß und überraschend wie die zweite und bisher letzte 1954. Die Meisterhelden von 1938 besiegten damals im Wiederholungsspiel Schalke 04, die damals beste Vereinsmannschaft mit allein sieben Nationalspielern.

100.000 sehen Finale
Ludwig Pritzer, Helmut Sievert, Willi Petzold, Hannes Jacobs, Ernst Deike, Ludwig Männer, Ludwig Pöhler, Erich Meng, Peter Lay, Richard Meng und eben Edmund Malecki. Das sind die elf Männer, die damals im Berliner Olympiastadion vor 100.000 Zuschauern Fußballgeschichte schrieben und nach dem 4:3-Sieg nach Verlängerung bei ihrer Rückkehr in Hannover von ebenfalls 100.000 Menschen wie Könige begrüßt wurden.

Erst Titel, dann Hochzeit
Carola Malecki hat heute noch die Bilder von damals im Kopf, die Bilder einer Stadt im Fußballrausch. Eigentlich interessierte sie sich nicht für Fußball.

Aber sie interessierte sich für "Eddy", und da blieb das mit dem Fußball natürlich nicht aus, wenn Carola ihren Edmund vom Training oder von den Spielen abholte. Als Edmund Malecki mit 96 Deutscher Meister wurde, waren er und Carola längst ein Paar, das sich früh kennengelernt hatte, weil man in Döhren im gleichen Stadtviertel wohnte. Geheiratet wurde erst ein Jahr nach der Meisterschaft.

Maleckis Sternstunde
Ohne Edmund Malecki – diese These darf man getrost aufstellen – wäre Hannover 96 vermutlich 1938 nicht Deutscher Meister geworden. Im Halbfinale gegen den Hamburger SV erzielte Malecki in der Verlängerung den 3:2-Siegtreffer. Was den heute in St. Pauli wohnenden Enkel natürlich immer noch besonders erfreut. Am 3. Juli 1938, dem zweiten Finale, das nach dem 3:3 sieben Tage zuvor nötig geworden war, war Malecki an den ersten beiden hannoverschen Toren beteiligt; vor dem Elfmeter, der zum 3:3 der Roten führte, schoss er die Ecke. Dem Siegtreffer in der Verlängerung von Erich Meng ging ein harter Schuss von Malecki voraus, den der Schalker Torwart nur abklatschen konnte. Dass die 96-Fans in Berlin "Hi-Ha-Ho, Schalke ist k.o." singen konnten, hatte also größtenteils auch mit Edmund Malecki zu tun.
 
Das Leben danach
Dass der Fußball Edmund Malecki vor dem Krieg bewahrt und ihm damit vermutlich das Leben gerettet hat, gehört ebenfalls zu der Geschichte. Über einen längeren Zeitraum hinweg war Malecki in Hannover stationiert und führte dabei in den Kasernen eine Art Scouting für die erste 96-Mannschaft durch. Nach dem Krieg zogen Edmund und Carola nach Braunschweig, wo der Meisterspieler als Trainer und Spieler beim MTV tätig war, eine Toto-Lotto-Annahmestelle betrieb und in der Gliesmaroder Straße eine Eckkneipe.
 
Der Enkel schwärmt vom Opa
Marc Zimmermann kennt die Fußballgeschichte(n) natürlich. "Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinem Opa. Heute würde man ihn als Gentleman der alten Schule bezeichnen. Viele dieser tollen Werte habe ich von ihm. Ich weiß noch, wie er immer sagte: 'Marc, einen guten Fußballspieler erkennst du auch immer am gepflegten Fußballschuh'", sagt der 43-Jährige, der einer Situation nachtrauert: "Opa hat mich im Alter von 13 Jahren, als ich schon in Kreisauswahlen und Fußballschulen unterwegs war, mal gefragt, ob er mich denn nicht trainieren soll? Heute hätte ich mir ein Ja von mir selbst gewünscht. Er war ein brillanter Techniker", erzählt Marc Zimmermann. Dass er damals keine Lust hatte, ärgert ihn noch heute.

Das Original und das Tattoo: Marc Zimmermann hat sich ein Bild seines Opas Edmund Malecki auf die Wade stechen lassen.

In Gedenken an Carolas Mann und seinen Opa hat er sich ein Bild von Edmund Malecki auf die Wade tätowieren lassen. Als Geschenk zum 100. Geburtstag seiner Oma, die mit ihrer Tochter Dagmar, deren Mann und Hündin Mimmi heute in Horn Bad-Meinberg lebt. Die liebevolle Betreuung durch die Tochter hat einen großen Anteil daran, dass Carola heute ihren 102. Geburtstag feiern kann.  
 
Unerfüllter Traum
"Oma ist noch total fit", sagt Marc Zimmermann, "sie verfolgt die Fußballszene und natürlich Hannover 96 genau, kann viele Storys erzählen und kennt bei vielen Vereinen die Spieler- und Präsidentennamen." Sein größter Traum, mit Oma einmal ein Spiel der Roten im Stadion zu besuchen, ist leider bisher nicht in Erfüllung gegangen. "Wir sind da vorsichtig, in dem hohen Alter muss man etwas Weitsicht mitbringen, denn es wäre sicher zu viel Aufregung für Carola."
 
Überraschung zum 102. Geburtstag
Zum heutigen 102. Geburtstag von Carola Malecki ist Marc Zimmermann mit seiner Freundin nach Horn-Bad Meinberg gereist. Als besonderes Geschenk haben sie die Geburtstagswünsche von 96-Geschäftsführer Martin Kind dabei, die sie Carola Malecki per Handyvideo vorspielen werden. "Das wird sie riesig freuen. Mit so etwas rechnet sie ganz bestimmt nicht, es kommen mir jetzt schon die Tränen, wenn ich daran denke", sagt Marc Zimmermann. Und was er nicht sagen kann und würde, übernehmen wir an dieser Stelle: So einen Enkel wünscht sich jede Oma.

Liebe Carola Malecki, Hannover 96, der Klub, mit dem Ihr Mann Deutscher Meister wurde, gratuliert Ihnen von ganzem Herzen zum 102. Geburtstag!
hr

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