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Frank Obermeyer ist seit 20 Jahren dabei

Seit genau 20 Jahren ist Frank Obermeyer Herz und Seele der 96-Traditionsmannschaft. Zum Feiern ist ihm nicht zumute, denn die Spiele mit dem Team, das er als "zweite Familie" bezeichnet, fehlen ihm in Coronazeiten. Aber unterkriegen lässt er sich nicht – und hofft auf Messi und Ronaldo.

/ Klub
Frank Obermeyer mit Dieter Schatzschneider

Ein Jahr ohne Spiele
Frank Obermeyer hat natürlich Verständnis, dass in Coronazeiten alles ein bisschen anders ist als früher. Normalerweise bestreitet die 96-Traditionsmannschaft, deren Manager, Teamchef und gute Betreuerseele Obermeyer in einer Person ist, pro Jahr fünf bis zehn Spiele für gemeinnützige Zwecke. "Wir mussten alles absagen", sagt Obermeyer. "Eigentlich wollten wir dieses Jahr in Albanien spielen zugunsten der Opfer des dortigen Erdbebens. Aber derzeit können wir nur warten."

Zwei Familien
73 Jahre alt wird Obermeyer am 22. Oktober. Er ist seit mehr als 50 Jahren verheiratet, hat zwei Söhne, eine Tochter und sieben Enkel. "Sie sind mein Stolz." Die Traditionsmannschaft, sagt er, "das ist meine zweite Familie." Seit genau 20 Jahren ist er das Herz der 96-Traditionsmannschaft, ein kleines Jubiläum, auf das er stolz sein darf. Eine Traditionself der Roten gab es bereits vor Obermeyer, "aber nur sporadisch". Es waren Horst Podlasly, Fred Heiser und Klaus Bohnsack, die Obermeyer damals drängelten, den Job zu übernehmen. "Wenn das jemand kann, dann Du."

Unterstützung von Kind
Obermeyer konnte, wollte und stieß bei Martin Kind auf offene Ohren. "Er hat uns immer großartig unterstützt", sagt er. Wenn Obermeyer etwas macht, dann macht er das hundertprozentig und mit vollem Einsatz. Und seine Idee, ausschließlich ehemalige 96-Profis in der Traditionsmannschaft einzusetzen, war goldrichtig, denn erstens bleiben den Roten dadurch Spieler erhalten, zweitens steigert es die Identifikation mit den Zuschauern, die gerne kommen, um die Stars von früher zu sehen.

Erbprinz am Ball
Ausnahmen von der Ex-Profi-Regel macht er normalerweise nicht, es sei denn, der Erbprinz von Hannover ruft an. An den Anruf von Ernst August von Hannover kann sich Obermeyer noch gut erinnern. "Hallo, hier ist Ernst August", meldete sich der Welfen-Spross. "Ich wollte erst sagen: Und hier ist Uwe Seeler – und dann auflegen." Tat Obermeyer dann aber nicht und kam so zu einem prominenten Gastspieler – und in den hannoverschen Zeitungen mit der Traditionsmannschaft auf die Titelseite. Auch für Martin Kind hat Obermeyer einmal eine Ausnahme gemacht. "Ich war mit ihm sehr zufrieden, und er hat sogar ein Tor geschossen", sagt er.

Geburtstag im "Flieger"
Mit seinen "Jungs" ist Obermeyer schon viel rumgekommen. Fuerteventura, Mallorca, Polen, Türkei, Slowakei. An seinem 71. Geburtstag saß er mit dem Team im Flugzeug, als die Pilotin ihm plötzlich übers Bordmikrofon gratulierte und alle ein Ständchen sangen. Hinter der Aktion steckte Altin Lala, der ehemalige 96-Kapitän, von dem Obermeyer in höchsten Tönen schwärmt. "Als ich es einmal am Rücken hatte, hat er den Koffer ausgepackt und die Trikots aufgehängt, für so etwas ist er sich nicht zu schade", sagt er. Und Lala kann auch über sich selbst lachen. Als Obermeyer einmal die Aufstellung bekanntgab und zu Lala sagte, er spiele heute im Tor, weil er ja die richtige Größe dafür hätte, lachte Lala am lautesten.

Profi in Belgien
Obermeyer galt in der A-Jugend als eines der größten Talente, nur eine schwere Verletzung brachte ihn um sein Bundesligadebüt als "junger Kerl" gegen Schalke 04. Er wurde als Spieler mit 96 deutscher Amateur-Vizemeister und war im Kader der Profis, unter anderem mit Jupp Heynckes, Hans Siemensmeyer, Josip Skoblar und Rainer Zobel. Er hat viele Spiele in der Inter-Toto-Runde absolviert und vier Jahre als Profi in Belgien gespielt. Ihm macht beim Fußball keiner etwas vor, aber ihm ist auch wichtig: "Ohne Spaß geht es nicht." Auch wenn er mit einem Schmunzeln sagt: "So einen Haufen wie die Traditionsmannschaft zusammenzuhalten, macht schon Arbeit." Die ehemaligen Profis haben Respekt vor ihm, sie schätzen seine direkte Art und wissen, dass sich Obermeyer auch um Probleme oder Sorgen kümmert, die mit Fußball nichts zu tun haben. Wenn ihn ein Spieler fragt, wie man ihn denn anreden solle, Trainer oder Frank, dann sagt er: "Sagt Coach, ich bin kein Trainer."

Unterstützung für Bicici
Zu seinen 20 Jahren mit der Traditionsmannschaft gehört auch der tragische Fall von Hakan Bicici, der seit einem Verkehrsunfall im Koma liegt. "Hakan haben die Zuschauer geliebt, wenn er für uns gespielt hat. Sein Unfall war ein Schock für alle." Noch heute besucht Obermeyer Bicici bei seiner Familie und unterstützt die Familie mit Schwester Hülya.

Messi fehlt noch
Als Verantwortlicher für die Traditionsmannschaft hat Obermeyer im Laufe der Jahre viele prominente Kicker kennengelernt, durch einen Zufall ist sogar sein größter Wunsch in Erfüllung gegangen, den er schon als Kind hatte: einmal den großen Alfredo di Stefano kennenlernen, den 2014 verstorbenen Ehrenpräsidenten von Real Madrid. Bei einer Presseveranstaltung in Barcelona, an der die Vertreter der Bundesliga-Traditionsklubs teilnahmen, ergab sich die Gelegenheit, und Obermeyer fragte nach einem Autogramm, wurde aber von zwei Betreuern abgeblockt. Als di Stefano das mitbekam, holte er Obermeyer zu sich und fragte ihn sogar nach seinem Namen. "Ein unvergesslicher Moment", sagt Obermeyer, der fast alle der ganz Großen im Fußball kennengelernt hat. "Außer Ronaldo und Messi", sagt er mit einem Lachen. Aber das kann ja noch was werden, irgendwann, wenn die Coronazeiten Vergangenheit sind.
hr

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