NIEMALSALLEIN

In der 11. Ausgabe von EDDIs Heimspielmagazin steht unsere Nummer 9 Hendrik Weydandt, der KIDS-Redaktion Rede und Antwort und gibt dabei ein paar private Einblicke. Lest hier das ganze Interview.

/ Fans, Klub, Kids
Die KIDS-Redaktion hat "Henne" für Euch auf den Zahn gefühlt.

Henne, schön dass Du da bist und wir Dir heute auf den Zahn fühlen dürfen. Du hast Dich im letzten Jahr für eine Vertragsverlängerung bei Hannover 96 entschieden. Wie ist es, als Ur-Hannoveraner für seinen Heimatklub spielen zu dürfen?
Wie schon oft gesagt ist es ein Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß. Natürlich war das auch ein Aspekt bei meiner Entscheidung im vergangenen Sommer.  Du hast so viele Vorteile. Ich habe meine Wohnung hier, meine Familie lebt komplett in Hannover, mein Umfeld aus der Schule, aus dem Studium und aus dem Fußball vor Hannover 96 sind hier. Gerade 2018, in meinem ersten Jahr, hat mir das auch sehr geholfen. Da haben natürlich viele neue Dinge auf mich eingewirkt, aber durch mein gesetteltes Umfeld hatte ich keine Probleme. Und wenn ich doch mal was auf dem Herzen hatte, waren Freunde und Familie direkt vor Ort. Das ist schon sehr viel Wert.

Was machen Verein und Stadt so besonders für Dich?
Dadurch, dass ich hier großgeworden bin, ist es dieses schwerzugreifende Heimatgefühl. Jeder hat so seinen Heimatort, da kommt es gar nicht darauf an was es für ein Ort ist, sondern dass es für einen selber ein Rückzugsort bzw. ein vertrauter Ort ist. Ich selber habe hier natürlich auch schon im Stadion in der Nordkurve gestanden, und dementsprechend ist es für mich etwas ganz Besonderes, in diesem Stadion nun selber auf dem Platz stehen zu dürfen.

Ich habe den Fußball von Hannover 96 schon immer verfolgt und habe mit vielen Freunden Spiele besucht. Jetzt einer von denen zu sein, die auf dem Platz stehen dürfen, ist schon ein kleiner, wahrgewordener Traum.

Da Du Dich gut in Hannover auskennst: Hast Du einen richtigen Henne-Hannover-Insider-Tipp, der in keinem Reiseführer steht?
Ich bin Südtstädler, dementsprechend kann ich das Restaurant „La Sall“ sehr empfehlen. Das ist für mich einer der interessantesten Orte, an dem man vernünftiges, regionales Essen und eine sehr entspannte, familiäre Atmosphäre bekommt. Das ist für mich eine richtige Wohlfühloase. Durch Corona bin ich natürlich nicht mehr direkt vor Ort, aber ich hole mir gerne was zu essen ab. Besonders die Spargelgerichte kann ich aktuell sehr empfehlen. (lacht)

Aber auch über die Südstadt hinaus gibt es viele schöne Orte und Viertel in Hannover, zum Beispiel Linden oder die List.

Du kennst 96, wie du ja eben erzählt hast, auch aus der Fanperspektive. Was war Dein prägendstes Erlebnis?
Ich habe 2017 im Derby gegen Eintracht Braunschweig in der Nordkurve gestanden, bei dem Edgar Prib die Ecke schlägt und Niclas Füllkrug das Tor macht. Das war für mich und bestimmt für viele andere Hannoveraner ein besonderer Moment. Der männliche Teil meiner Familie ist auch in punkto Dauerkarte stark vertreten. Beide Cousins und mein Bruder haben eine Dauerkarte.

Welche 96-Idole haben Dich angespornt und beeinflusst, Deine Fußballkarriere voranzutreiben?
Als kleiner Junge war Jiri Stajner für mich sehr besonders. Es gibt ein Bild von ihm, auf dem bei einem Spiel im Volksparkstadion ein Lichtstrahl genau auf ihn scheint. Das Bild habe ich bei meinem Cousin entdeckt. Mich hat das Bild so fasziniert, dass ich ihn als Spieler weiter beobachtet habe. Er war natürlich auch als Fußballer sehr begnadet – irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn.

Außerhalb von 96 war es Michael Ballack. Ich selber war auch eigentlich früher kein Stürmertyp, habe im Mittelfeld gespielt und mich auch eher dort gesehen. Da war Michael Ballack für mich während seiner Zeit in der deutschen Nationalmannschaft das Non-Plus-Ultra.

Du warst nie in einem Nachwuchsleistungszentrum. Wie war Dein genauer Werdegang?
Mit circa vier Jahren habe ich in meinem Heimatdorf Landringhausen angefangen zu kicken, wenn man das damals schon so nennen konnte (lacht).

Ich habe dann dort jegliche Jugendstufe auf Kreisliga-Niveau durchlaufen. Es gab dann eine Spielgemeinschaft mit dem Nachbardorf Groß Munzel. Dann habe ich sogar noch ein Herrenjahr in Groß Munzel/Landringhausen gespielt und bin dann zu Germania Egestorf Langreder in die Oberliga gewechselt.

Hattest Du die Profikarriere da schon im Hinterkopf?
Nein. Ich wollte erstmal einfach nur schauen, ob ich den Sprung von der Kreisliga in die Oberliga schaffe. Den Schritt bin ich dann gegangen und habe mich dort zwei Jahre durchgekämpft. Das hat sehr gut geklappt, und wir sind am Ende sogar in die Regionalliga Nord aufgestiegen. Da wuchs dann das erste Mal das Bedürfnisse in mir, es auch weiter zu probieren. Externe Berater und Vereine aus der 3. und 4. Liga haben sich dann bei mir gemeldet, und da war unter anderem auch Hannover 96 dabei und hat angefragt, ob ich mir vorstellen kann, in der U23 zu spielen. Als ich das Angebot bekam, habe ich zum ersten Mal gedacht, wenn du das jetzt machst, bist du ziemlich nah am Profi-Fußball dran.

Das Angebot hast Du angenommen, aber Du warst tatsächlich nur drei Wochen für die U23 am Ball...
André Breitenreiter (der damalige 96-Chefcoach, Anm. d. Red.) rief mich nach kurzer Zeit an und sagte: „Wie sieht´s aus, kommst du mit nach Sankt Peter-Ording ins Trainingslager?“. Was das wirklich bedeutet, habe ich damals noch nicht so recht realisiert. Ich habe dann dort die Vorbereitung mitgemacht, anscheinend gut performt und anschließend den Profivertrag erhalten. Erst dann habe ich wirklich so richtig kapiert: „Okay, Du bist jetzt im Profi-Fußball angekommen.“

War das so ein klassischer Kindheitstraum von Dir?
Den ganz großen Traum als Kind hatte ich wirklich nie. Natürlich war ich immer ein Kind, das Fußball aus Leidenschaft gespielt, voller Hochachtung nach oben geguckt und gerne die Spiele im Fernsehen mit verfolgt hat, aber ich war nie der Junge, der gesagt hat: „Ich möchte Fußball-Profi werden“. Ich habe mein Abitur gemacht und anschließend mein Studium begonnen, was mein eigentlicher Plan war. Der Fußball ist dann plötzlich dazwischen gegrätscht und jetzt sitze ich hier (lacht). Mein Studium läuft weiterhin nebenher, worüber ich sehr froh bin, aber Fußball hat natürlich Priorität.

Du hast lange mit Freunden in einer WG gelebt. Wie war eigentlich das WG-Leben? Hat man da nicht auch mal ein bisschen Blödsinn mit den Jungs gemacht? Und wenn ja, was?
Der WG-Klassiker ist wohl, dass man für die Nachbarn grundsätzlich zu laut ist. Da spreche ich wohl für jede WG, gerade, wenn es eine Jungs-WG ist. Es waren wunderschöne und besonders ereignisreiches Jahre, an die ich mich immer erinnern werde. Ich habe damals zuerst mit zwei Kumpels aus der Mannschaft von Germania Egestorf zusammengewohnt. Einer ist ausgezogen und ein anderer kam dazu. Dadurch, dass man in einem Team gespielt hat und die gleichen Interessen hatte, war das wie Volljahresurlaub. Bei uns ging immer was ab, es war immer lustig und nie langweilig. Auf Dauer war es dann aber nicht vereinbar mit dem Profi-Fußball, weil es einfach zu unruhig war. Ich habe mir dann eine eigene Wohnung genommen. Es gehört zum Profi-Dasein eben dazu, dass man Verantwortung zeigt und das Privatleben hintenanstellen muss. Wir stehen aber immer noch alle in gutem Kontakt.

Du kennst den bodenständigen Fußball auch außerhalb der HDI Arena: Auf welchem Sportplatz der Region gibt’s denn eigentlich die beste Bratwurst?
In Egestorf habe ich natürlich einige Bratwürste gegessen, die sehr gut waren. (lacht) Ich erinnere mich auch an ein Spiel bei Arminia Hannover, bei dem ich verletzungsbedingt nicht dabei war und die Wurst probieren konnte - die war ebenfalls gut. Mit 96 und auch mit Egestorf haben wir bei Ramlingen-Ehlershausen ein Testspiel gehabt. Die haben auch gute Bratwürste.

Wie war das Gefühl, das erste Mal das 96-Trikot nicht als Fan, sondern als Spieler überzustreifen?
Überwältigend. Wir hatten, als ich noch ganz frisch bei den Profis war, direkt einen Fototermin. Es gab zu der Zeit das klassische rote Heimtrikot, ein grünes für Auswärtsspiele und ein schwarzes Ausweichtrikot. Das rote und grüne passten mir direkt sehr gut. Und dann habe ich das schwarze angezogen und es war einfach viel zu eng. Ich dachte mir: „Das kann doch nicht sein, die anderen beiden passten doch auch direkt.“ Nach kurzer Zeit haben wir dann gemerkt, dass es in der Aufregung zwei Nummern zu klein war (lacht). Das hatte sich dann alles schnell geklärt. Aber das war so einer der ersten offiziellen Momente als Spieler im Trikot.

Und dann natürlich auch die ersten Testspiele 2018 in der Vorbereitung. Da waren viele besondere Momente und Tore dabei, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Trikots von besonderen Spielen und meine ersten Trikots habe ich auch aufgehoben.

Da Du Stürmer bist: Kannst Du unseren KIDS ein paar Tipps zum Toreschießen geben?
Klar, wir Stürmertypen müssen immer das Gefühl und den Glauben entwickeln.

Sobald Ihr den Ball habt und Euch in der Nähe des Tores befindet, müsst Ihr mit aller Macht daran glauben und es umsetzen, dass es irgendwie zum Torabschluss kommt. Letzten Endes kommt es nur darauf an, dass der Ball im Tor landet - und wir als Stürmer sind dafür verantwortlich. Deswegen, wenn Ihr den Ball habt und in der Nähe des Tores seid, dann schießt!

Solltet Ihr bereits in einem Verein spielen, bittet Euren Trainer darum, mit Euch kleine Abschlussübungen zu machen. Glaubt immer daran, dass Ihr es könnt. Wenn man im Vorfeld schon zweifelt, dann gelingt es eher weniger, aber wenn man davon überzeugt ist, dass man es schafft, dann gelingt es. Und wenn es mal daneben geht, dann geht der zweite Ball rein.

Du bist ja nicht nur auf dem Fußballplatz unterwegs, sondern studierst auch nebenbei. Was genau und warum eigentlich?Im Grunde ist es ein Wirtschaftsstudium. Ich habe meinen Bachelor in BWL gemacht mit dem Zusatz „Steuern und Revisionswesen“, das ist letzten Endes die Berufsgruppe Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. In meinem Master habe ich den Schwerpunkt komplett auf Steuern gelegt. Das geht in Richtung Steuerlehre und bereitet einen auf das Steuerberater-Examen vor. Es ist schon ein sehr spezielles Studium, aber genau das, was ich von Anfang an machen wollte. Und ich bin froh, dass ich es nebenbei machen kann, um dann nach der Karriere ein zweites Standbein zu haben.

In Deiner Freizeit spielst Du gerne Klavier. Stellt es für Dich eine Abwechslung zum Profifußball und zu Deinem Studium dar? Und wie gut spielst Du?
Ich habe gemeinsam mit meiner Schwester mit acht Jahren angefangen. Wir hatten einen Klavierlehrer zuhause, der mich bis zum meinem 18. Lebensjahr unterrichtet hat. Nach meinem Einzug in die WG wurde es leider weniger, da ich dort kein Klavier hatte. In meiner jetzigen Wohnung habe ich eines stehen. Ich würde schon behaupten, dass ich recht moderat spielen kann. Es stellt für mich eine gute Ablenkung dar, wenn ich mal den Kopf frei kriegen möchte. Außerdem ist es ein emotionsgetriebenes Instrument, auf dem man so spielen kann, wie man sich gerade fühlt. Dementsprechend tut das immer ganz gut.

Hast Du ein Lieblingsstück?
Ich spiele in letzter Zeit viel von Ludovico Einaudi. Sein Stück „Una Mattina“ aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“ ist sehr bekannt. Ansonsten spiele ich auch Klassiker wie „Für Elise“. Aber auch was von Kygo.

Deine Partnerin ist im Tanzsport tätig. Hand aufs Herz, wäre eine Karriere als Profitänzer auch eine Option? Gefühl in den Füßen und Musikalität bringst Du ja als Grundvoraussetzung mit.
Eine ähnliche Argumentation hatte meine Freundin auch schon (lacht). Sie hat gesagt, wenn es mit dem Fußball und dem Steuerberater nichts wird, komm doch einfach zu uns, mach eine Tanzlehrerausbildung und dann wird das schon. Ich habe in der Schulzeit den klassischen Standardkurs absolviert und das lief auch ganz gut. Aber wenn ich sehe, wie meine Freundin tanzt und wie ich tanze, weiß ich, dass da riesige Unterschiede sind. Dementsprechend ist das schon ganz gut, dass sie in der Tanzschule ihrer Familie unterrichtet und nicht ich (lacht). Das Angebot ist sehr vielfältig, von Paartanz bis Einzel, von HipHop bis Ausdruckstanz für jede Altersstufe ist was dabei. Also auch für Kinder.

Rata hat und in der letzten Ausgabe sein absolutes Lieblingsgericht verraten. Wie ist es mit Dir? Kochst Du gerne?
Wie viele andere kann ich sehr gut bestellen (lacht). Spaß beiseite. Ich denke, ich kann ganz gut kochen und bekomme auch das eine oder andere etwas schwierige Gericht hin, dann sicherlich mit Anleitung. Aber meine Freundin kann besser kochen, das nutze ich dann auch schon ganz gerne.

Wie war es in Deiner WG-Zeit?
In der WG haben wir auch selbst gekocht. Das fiel dann manchmal etwas einfacher aus, aber wenn wir richtig Lust hatten, dann wurde das auch mal etwas spektakulärer. Eigentlich koche ich in jede Richtung. Ich habe als Kind ein paar Dinge nicht gemocht, aber mittlerweile wüsste ich nichts, was ich überhaupt nicht anfassen würde.

Deswegen ist immer wieder auch mal was Ausgefallenes dabei. Besonders in der asiatischen Küche und Kultur bin ich unterwegs, da ich gerne scharf esse. Und natürlich muss ich als Profisportler darauf achten, dass ich reichlich Kohlenhydrate zu mir nehme, damit ich die nötige Energie habe. Eines meiner Lieblingsgerichte findet Ihr im aktuellen EDDIs Heimspiel-Magazin.

Was ist das nutzloseste Talent, das Du besitzt?
Wir haben neulich mit der Mannschaft am Tisch gesessen. Michael Esser fing plötzlich an seine Zunge komisch zu verdrehen, weil seine Frau das sehr gut kann und er es üben wollte. Dabei ist mir aufgefallen, dass auch ich meine Zunge „wellen“ kann, aber nicht richtig weiß, was mir das bringt (lacht).

NEWSCENTER
RSS Feed
Fanartikel
Business
Arena
Datenschutz
Kontakt
Medien
Sitemap
Tickets
Navigation
Schließen