NIEMALSALLEIN

 

Von Heiko Rehberg
Nach der EM ist vor der WM: Dieser Satz ist so lapidar wie wahr. Der Ball dreht sich für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach einer kurzen Pause schwungvoll weiter, auch wenn das nächste große Turnier – die Weltmeisterschaft in Südafrika – erst in zwei Jahren im Terminkalender steht. Ein Ausblick auf alles, was Sie über die Zukunft der deutschen Lieblingsmannschaft wissen müssen. «Wann bestreitet die deutsche Nationalelf»« ihr erstes Länderspiel nach der»« Europameisterschaft?

»Die Zeit nach der EM beginnt in aller Freundschaft mit einem Testspiel am 20. August in Nürnberg. Gegner ist dann Belgien, ein Land, mit dem schöne EM-Erinnerungen verbunden sind. In Brüssel wurden die Deutschen 1972 das erste Mal Europameister, gegen Belgien feierten sie im Finale 1980 ihren zweiten Titel. «Wann geht die WM-Qualifikation für»« Südafrika los, und gegen wen spielt die»« deutsche Mannschaft? »Ernst wird es am 6. September, obwohl das erste WM-Qualifikationsspiel vermutlich ein Spaß mit vielen Toren wird. Der erste Gegner auf dem Weg nach Afrika ist nämlich Liechtenstein, der kleinste aller Fußballkleinen. Gespielt wird in Vaduz, was praktisch ist, weil Liechtensteins Nationalelf fast identisch ist mit dem FC Vaduz, der in der 1. Schweizer Liga mitspielt. Vier Tage später geht es nach Finnland zum zweiten Kontrahenten, die erste große Prüfung steht am 11. Oktober im dritten Gruppenspiel an: Dann kommt Russland ins Dortmunder Westfalenstadion.

Wales, Deutschlands ständiger Begleiter durch die Qualifikationsturniere, ist am 15. Oktober der Gegner. Den fünften Gruppengegner lernt Joachim Löw erst am 19. August 2009 kennen: Aserbaidschan, derzeit noch trainiert von Berti Vogts, aber das muss bis dahin nicht so bleiben. «Wann steht fest, ob die deutsche»« Mannschaft in Südafrika dabei ist, und»« wie sind die Chancen? »Das letzte Gruppenspiel findet am 14. Oktober 2009 in Hamburg gegen Finnland statt. Sollte die deutsche Mannschaft dann Gruppenerster sein, ist sie bei der WM dabei, als Zweiter müsste sie einen gefährlichen Umweg machen: Die acht besten Zweitplatzierten der neun europäischen Qualifikationsgruppen spielen in vier Play-off-Duellen vier weitere WM-Tickets aus. Dass die deutsche Gruppe nicht so leicht ist, wie sie auf den ersten Blick aussieht, dürfte spätestens seit der EM klar sein: Mit den Russen, die sogar noch Steigerungspotenzial besitzen, gibt es einen ernsthaften Rivalen um den Gruppensieg.

«Gibt es in der deutschen Nationalelf nach der EM einen großen Umbruch? »Nein, die meisten Spieler sind im besten Fußballeralter und werden, wenn sie ihre Form halten und von schweren Verletzungen verschont bleiben, auch bei der WM 2010 dabei sein, Qualifikation vorausgesetzt. Einer wie Per Mertesacker wäre dann gerade einmal 25 Jahre alt, Philipp Lahm 26, Lukas Podolski 25, Bastian Schweinsteiger 26. Allgemein wird erwartet, dass Torwart Jens Lehmann – er würde in Südafrika als dann 40-Jähriger im Tor stehen – seine Karriere beendet. Beim unberechenbaren Lehmann ist jedoch immer eine Überraschung drin. Auch für Oliver Neuville dürfte die Nationalelf-Zeit vorbei sein, der 35-Jährige wird von heute an Jüngeren Platz machen müssen im Nationalelf-Aufgebot.

«Welches wird die spannendste Personalie nach der EM? »Die Torwartfrage, im Torwartland Deutschland traditionell von größtem Interesse, wird für viele Diskussionen sorgen. Ein Rücktritt von Lehmann vorausgesetzt dürfte sie sich erst einmal auf die Frage reduzieren: Robert Enke oder Rene Adler, wer wird die neue Nummer 1? Von der Klasse her nehmen sich 96-Torwart Enke und Leverkusens Adler nicht viel, der eine ist in dem einen Fachbereich etwas stärker (Enke zum Beispiel beim Abfangen von hohen Bällen), der andere in einem anderen (Adlers Sprungkraft ist sensationell). Es könnte möglicherweise eine Frage des Alters werden und auf was Löw mehr Wert legt: auf die Routine – das würde für Enke sprechen –, oder auf die langfristige Perspektive, dann hätte Adler Vorteile, weil er sieben Jahre jünger ist. Andere ernsthafte Konkurrenten gibt es derzeit nicht: Timo Hildebrand, bis zur EM die Nummer 2, dürfte nach seiner öffentlichen Kritik an der Nicht-Nominierung außen vor sein; an der Konstanz von Schalkes Manuel Neuer gibt es berechtigte Zweifel. Und an Tim Wiese von Werder Bremen glaubt nur Tim Wiese. Bayerns Michael Rensing fehlen Format und Ausstrahlung.

«Welche Feldspieler, die bei der EM nicht dabei waren, dürfen sich Hoffnungen machen auf mehr Einsätze im Nationalteam? »

Die besten Aussichten haben natürlich die im Mai auf Mallorca gestrichenen Kandidaten, vor allem Marko Marin (Mönchengladbach) und Patrick Helmes (jetzt Leverkusen) gehört die Zukunft. Für Schalkes Jermaine Jones gilt das nur, wenn er begreift, dass nicht jeder zweite Zweikampf mit einem Foul enden muss. Schalkes Christian Pander dürfte für die linke Seite eine Option werden; schafft Christian Lell bei Bayern München unter Trainer Jürgen Klinsmann einen Stammplatz, muss man ihn für hinten rechts auf dem Zettel haben. Leverkusens Stefan Kießling, der dem Spieler Klinsmann ähnlich ist, besitzt für den Sturm gute Chancen. Ein Geheimtipp dürfte Wolfsburgs Ashkan Dejagah sein; auch seinen Kollegen Marcel Schäfer wird sich Löw einmal genauer anschauen. Stuttgarts Sami Khedira könnte ein Mann für das Mittelfeld werden, wenn er beweglicher und schneller wird. Dass Toni Kroos vom FC Bayern die Zukunft gehört, bezweifelt niemand. Bereits für die EM hatte ihn Joachim Löw als Überraschungskandidaten auf dem Zettel; die Münchener Verantwortlichen brachten ihn von dieser Idee aber ab.

«Bekommt Robert Enke in der Nationalelf bald Gesellschaft von einem 96-Klubkollegen? »Mike Hanke und Jan Schlaudraff stehen als ehemalige Nationalspieler natürlich auch wegen ihres verheißungsvollen Alters im Blickpunkt. Die Chancen sind allerdings sehr unterschiedlich: Schlaudraff (24) hat nach der WM 2006 angedeutet, dass er mit seinem Spielwitz und seinen flinken Bewegungen auch das Nationalteam bereichern kann; gewinnt er bei 96 körperlich an Stabilität, wird er in den erlauchten Kreis zurückkehren. Für Hanke (24) dürfte es angesichts der Konkurrenz im Angriff schwer werden. Für internationale Maßstäbe ist er zu langsam, und der Inhalt seiner Trickkiste ist überschaubar. Viele Tore in der Bundesliga wären aber Argumente, denen sich auch Löw nicht verschließen würde.

 

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