NIEMALSALLEIN

Er hat mit den Bayern alles gewonnen. Die Champions League und den Weltpokal (beides 2001), vier Mal die Schale, drei Mal den Pott. Inzwischen ist Michael Tarnat (38) auch schon im 5. Jahr bei Hannover 96. Wegen Muskelbündelriss hat er diese Saison noch kein Spiel gemacht. Auch heute gegen „seine“ Bayern muss Tanne zuschauen. Trotzdem hat er einen ganz schweren Job...

 

BILD: Wie geht's, was macht die Verletzung?

Michael Tarnat:
„Ich bin zufrieden. Dienstag war ich bei Doc Müller-Wohlfahrt, Mittwoch bin ich das erste Mal gelaufen. Ich steigere jetzt langsam.“

BILD: Sehen wir sie dieses Jahr noch in der Bundesliga?

Tarnat:
„Auf jeden Fall! Das ist zumindest mein Ziel. Aber ich habe keinen festen Termin im Kopf - nur so schnell wie möglich.“

BILD: Mit Buddha auf dem Dach ginge es vielleicht schneller...

Tarnat lacht:
„Ja, vielleicht...“ Und ganz ernst: „Aber das ist typisch Deutsch. Alles was neu ist, wird erst mal schlecht gemacht. Das ist doch Humbug und Mist. Alle sollten Jürgen Klinsmann Zeit geben. Nach einem Jahr kann man sehen, wie sich das entwickelt hat - und nicht nach einer Niederlage. Wenn keiner was Neues probiert hätte, würden wir immer noch mit Bleiwesten über den Platz rennen.“

BILD: Aber die Bayern haben Probleme, oder?

Tarnat:
„Auch das ist normal. Die Nationalspieler steigen später ins Training ein. Da sind dann sieben, acht Mann beim Trainingsstart da. Das war bei uns früher nicht anders. Wir mussten uns auch am Anfang durch wurschteln.“

BILD: Also hat 96 heute eine Chance?

Tarnat:
„Na, klar! Es ist immer gut, wenn man als kleiner Verein am Anfang der Saison gegen die Großen spielt. Und gegen die Bayern ist doch das einfachste Spiel, besonders, wenn in der Woche drauf Champions League ist. Unsere Jungs müssen Vollgas geben, Gras fressen - Ihr kennt die Sprüche ja...“

BILD: Aber der Start ging voll daneben, oder?

Tarnat:
„Realistisch fehlen uns nur zwei Punkte, dann wären wir im Soll. Aber das 0:0 gegen Cottbus tut natürlich weh.“

BILD: Und die Pleiten auf Schalke, in Stuttgart und vor allem in Leverkusen...

Tarnat:
„Stutzig machte, dass bei einem Gegentor die Köpfe sofort runter gingen. Die Körpersprache war schlecht, da brach alles zusammen. Wir hatten eine interne Aussprache, da habe ich das auch gesagt. Und schon zuletzt im Pokal stand wieder eine Mannschaft auf dem Platz.“

BILD: Aber die Stimmung ist im Keller. Die Fans pfeifen, dann regt sich der Trainer auf...

Tarnat:
„Die Messlatte nach der letzten Saison liegt höher. Wir haben eine gute Mannschaft, die Erwartungen der Leute sind groß. Wenn es nicht läuft, pfeifen sie. Auch damit müssen wir umgehen. Das ist ein Lernprozess.“

BILD: Was sagen Sie Ihren Kollegen vorm Spiel in der Kabine?

Tarnat:
„Auf dieses Spiel gegen die Bayern muss man sich freuen. Da muss sich jeder sagen: Heute ist ein schöner Tag, um zu gewinnen.“

BILD: Und nach dem Spiel sind Sie bei Bayern, die „Bestellung“ von Sohn Niklas einlösen?

Tarnat:
„Das ist diesmal ein schwer Job. Er wünscht sich das Trikot von Ribéry oder die Handschuhe von Rensing. Mal sehen, wie ich das mache...“

BILD: Und wer gewinnt heute?

Tarnat:
„Ich denke, wir gewinnen 2:1.“

BILD: Und Meister?

Tarnat:
„Bayern - keine Frage. Es sei denn, wir werden es...“

Das Interview führte Lars Beike

 

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