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Radikale Rotation: Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann lässt viele Stars auf der Bank.

 

Nein, es war kein Druckfehler, und auch die Anzeigetafel in der AWD-Arena hatte keinen Defekt. Als Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann am Sonnabend vor dem Spiel gegen 96 seine Aufstellung öffentlich machte, herrschte im Stadion zunächst einmal großes Staunen. Bastian Schweinsteiger, Massimo Oddo und Franck Ribery nur auf der Bank, Lucio und Ze Roberto – beide waren nicht verletzt – hatten die Bayern gar nicht erst nach Hannover mitgebracht. Beim Publikum in der Arena reichten die Reaktionen auf die extreme Rotation im Team der Münchener von sehr gewagt bis hin zur Frechheit gegenüber 96. Meinten die Bayern wirklich, ihre B-Elf sei gut genug, um die „Roten“ zu schlagen? „Wir haben uns schon vera… gefühlt“, sagte 96-Stürmer Mike Hanke.
Für Dieter Hecking war die Bayern-Aufstellung willkommener Anlass, um seine Spieler noch ein bisschen heißer zu machen. „Der Trainer hat schon gesagt: Jetzt erst recht“, berichtete Hanke. Auch wenn sich die Bayern nach der 0:1-Niederlage alle Mühe gaben, die Gründe für ihren trostlosen Auftritt nicht im radikalen Wechselspiel in der Startelf zu suchen: Überzeugen konnten sie damit nicht. „Das war mit Sicherheit nicht das Problem“, sagte Bayern-Coach Klinsmann: „Die Spieler, die wir haben, sind klasse genug, um dem Spiel den Stempel aufzudrücken.“ Das mag ja sein, nur gezeigt haben sie es gegen 96 nicht.
„Ich wehre mich dagegen zu sagen, dass die Bayern heute mit der B-Mannschaft aufgelaufen sind. Da waren deutlich mehr Länderspiele auf dem Platz als auf unserer Seite“, sagte 96-Mittelfeldspieler Hanno Balitsch: „Und Herr Breno hat bei Olympia Bronze geholt, Sosa Gold. So blind sind die nun auch wieder nicht.“
So schlecht sicherlich nicht, aber dennoch erst einmal ein Fremdkörper im Spiel. Das Problem beim Rotieren liegt ja meistens darin, dass eine neu zusammengestellten Mannschaft nicht eingespielt ist und die Abstimmung fehlt. Mechanismen, die ansonsten reibungslos funktionieren, greifen dann nicht. Und wenn einer wie Ribery erst zur 2. Halbzeit eingewechselt wird und Schweinsteiger, der genau wie der Franzose mit einer überraschenden Szene ein Spiel entscheiden kann, bis zum Abpfiff auf der Bank bleibt, dann ist es mit der Bayern-Herrlichkeit schnell vorbei. „Man kann das Ergebnis nicht an der Rotation festmachen. Breno ist neu in die Mannschaft gekommen und war unser Bester. Das kann also nicht der Grund gewesen sein“, hielt Bayern-Manager Uli Hoeneß dennoch standhaft dagegen.
Der Schwachpunkt der Bayern lag auch nicht in der Verteidigung, sondern im Mittelfeld. Dort zeigten Tim Borowski und Ernesto Sosa, die beide nicht zum Stammpersonal der Münchener gehören, eine ganz erbärmliche Vorstellung ohne Ideen und Esprit. Und der zuletzt im Pokalspiel pausierende Kapitän Mark van Bommel war mehr Mitläufer als Chef.
Ob die Bayern-Niederlage nun an der Rotation lag oder nicht, Hannover 96 kann das völlig egal sein. Die „Roten“ haben die günstige Gelegenheit für einen historischen Sieg genutzt. Und wenn Klinsmann im Rückspiel auf die Idee kommt, ein paar Talenten von den A-Junioren eine Chance geben zu müssen, bei den „Roten“ wird sich mit Sicherheit niemand darüber beschweren.

Von Christian Purbs

 

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