NIEMALSALLEIN

 

«Herr Hecking, fühlen Sie sich als Blitzableiter für viele andere Dinge, die im Verein schiefgelaufen sind?

»Wenn man die letzte Aktion von den Fans in Bielefeld nimmt: Ich glaube schon, da hatte sich einfach was hochgeschaukelt. Mit dem 0:5 gegen Wolfsburg, der Preiserhöhung, der Geschichte um Michael Tarnat. Das wurde alles nur mit mir in Verbindung gebracht. Damit muss ich in meiner Funktion leben.

«Wie soll das beim Arsenal-Spiel mit Tarnat funktionieren?

»Jörg Schmadtke und ich haben da ähnliche Vorstellungen. Nach der verpassten Möglichkeit beim Wolfsburg-Spiel ist das zwar nicht ganz der Rahmen, den man Michael gegönnt hätte. Aber wir werden das so hinbekommen, dass das doch okay ist für ihn. Er wird eine gewisse Einsatzzeit bekommen.

«Haben Sie die letzte Saison im Urlaub noch mal durchgespielt?

»Gefühlt ist sie auch nach dem Urlaub genauso wenig gut gelaufen, wie sie auch für die Öffentlichkeit nicht gut gelaufen ist. Wir hatten uns natürlich mehr erhofft. Das ist uns leider nicht gelungen, auch wenn die Rückrunde trotz der Schwierigkeiten mit Platz acht noch ganz gut lief.

«Welche Lehren ziehen Sie aus der Saison?

»Einige. Aber vor allem, dass die Aufgabenteilung mit einem Sportdirektor vieles erleichtert. Ich habe jetzt mit Jörg Schmadtke wieder einen Partner an meiner Seite. Die letzten fünf Monate waren schwierig, weil ich im sportlichen Bereich fast immer alleine dastand, da Martin Kind doch eher der Geschäftsmann ist. Ich hatte häufig Nebenkriegsschauplätze, für die ich nicht immer etwas konnte.

«Wie wollen Sie der Mannschaft eine neue Hierarchie verleihen?

»Wir haben ja in der Winterpause den Mannschaftsrat wieder eingeführt. Ich werde sicherlich mit Robert Enke das Gespräch suchen und ihm sagen, dass er mein Kapitän bleiben sollte. Da gibts aus meiner Sicht keine Überlegungen, das zu verändern. Das ist für mich die logische Konsequenz. Zudem sollen weitere Feldspieler wie Bruggink oder Christian Schulz noch mehr Verantwortung übernehmen.

«Wie wollen Sie mit den Spielern auf einen Nenner kommen, die Ihnen kritisch gegenüberstehen?

»Bei 25 erwachsenen Leuten wird es nicht 25 Freunde des Trainers geben. Der Freund will ich auch gar nicht sein. Das Verhältnis Hanno Balitsch/Hecking wurde in der Öffentlichkeit so dargestellt, als wenn überhaupt nichts geht. Wir haben uns auch in der Rückrunde arrangiert und sind professionell miteinander umgegangen.

«Haben Sie einiges zu lange schleifen lassen?

»Nein. Wir mussten in der Saison einige Kompromisse eingehen, vor allem aufgrund von Verletzungen und dadurch, dass das Teamgebilde nicht stabil genug war. Ich musste zum Teil von meiner klaren Linie abweichen, weil ich einfach nicht anders konnte. Das merken Profis natürlich. Einerseits hätte ich in der Funktion als Sportdirektor auf den Tisch hauen müssen, andererseits musste ich den Spieler anderthalb Stunden später auf dem Trainingsplatz für eine gute Aktion loben. Auch deshalb freue ich mich, dass Jörg Schmadtke jetzt da ist. Wenn man mir nachsagt, ich sei in das eine oder andere Fettnäpfchen reingetreten, darf man aber auch nicht außer Acht lassen, dass auch der eine oder andere Spieler in so ein Fettnäpfchen reingetreten ist.

«War die Verletztenmisere nur Pech, oder gibts auch Veränderungen im Fitnessbereich oder der medizinischen Betreuung?

»Wir haben über das eine oder andere nachgedacht. Aber: Ich kann objektiv keine entscheidenden Fehler feststellen. Wir sind von der Anhäufung der Verletzten ein bisschen überrollt worden. Dass man das eine oder andere im Training vielleicht ein bisschen verändert, will ich nicht ausschließen.

«Sie haben zur neuen Saison ein 4-4-2 mit Raute angekündigt. Bleibts dabei?

»Wir werden diese Anordnung wählen, weil die Argumente, die wir fürs 4-2-3-1 gewählt haben, also stabil zu stehen, nicht aufgegangen sind.

«Ist Arnold Bruggink der unumstrittene Zehner?

»Arnold hat sich verdient, dass wir voll auf ihn setzen. Er hat in einer schwierigen Phase Verantwortung übernommen, indem er Tore geschossen und vorbereitet hat. Ich kenne die Kritik, was seine Schnelligkeit angeht. Aber wenn er die auch noch hätte, würde er nicht bei uns spielen.

«Was ist drin in der neuen Saison?

»Realistisch gesehen Platz neun bis zwölf.

«Gehen Sie davon aus, dass Sie die Saison als 96-Trainer beenden?

»Wenn ich das Gefühl hätte, ich könnte nichts mehr bewegen, dann hätte ich den Zeitpunkt selbst gewählt. Jeder weiß, dass mir der Verein sehr viel bedeutet.

«In der Sommerpause wurde einige Bundesliga-Trainer gesucht. Gabs für Sie auch Anfragen?

»Pfff ... Die Frage hat sich mir nicht gestellt. Weglaufen tue ich nicht, auch wenn ich mir den einen oder andern blauen Fleck eingeholt habe. Zum Teil berechtigt, zum Teil aber auch unberechtigt. Ich stelle mich der Verantwortung.

 

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