NIEMALSALLEIN

Nach dem "größten Gammeleck aller Zeiten" gegen Arsenal wird bei 96 das Grummeln zum Grollen

 

Hatten sie nicht beim Bundesligisten Hannover 96 versprochen, ab sofort wieder mehr Fußball auf die Tagesordnung zu setzen? Und weniger Gammel­eck, diese Übungsform, bei der Spieler sich den Ball im Kreis zuspielen und einige in der Mitte ihn abfangen sollen? Aber nach dem Testspiel gegen Arsenal raunten sie bei den „Roten“ Zoten über das „größte Gammeleck aller Zeiten, elf gegen elf“, und noch dazu erstmalig auf internationalem Niveau: Die „Gunners“ spielten sich außen rum den Ball zu, und die 96er hechelten in der Mitte hinterher, immer einen Schritt zu spät ?

Galgenhumor. Während eigentlich gerade mal wieder allen das Lachen vergeht. Das Spiel endete mit einem gnädig-gemütlichen 1:0-Sieg für die „Gunners“. Und das Ergebnis wurde durch den wirklich rührenden Abschied von Routinier Michael Tarnat wenigstens vorübergehend zur Nebensache. Aber am Morgen danach ist da doch Katerstimmung. Und das, obwohl Hannover wahrlich kein (be-)rauschendes Fußballfest erlebt hat.

Gut 31.000 Zuschauer, das waren schlicht zu wenig, um mit dem Spiel ein Geschäft zu machen. 96-Klubchef Martin Kind: „Die TV-Übertragung hat uns einen fünfstelligen Betrag eingebracht.“ Und der Verlust? „Ebenfalls einige 10.000 Euro.“ Der FC Arsenal verlangt ein happiges Antrittsgeld, ist aber eben doch nicht so eine Zugnummer, wie es zuvor der AC Mailand und Real Madrid waren. Die trotz Trägheit jederzeit um Klassen überlegene Mannschaft von Coach Arsene Wenger war so in jeder Hinsicht ein Stehimweg. Spätestens nach der Testspiel-Niederlage gegen den FC Anker Wismar (6. Liga) hätte 96 einen Aufbaugegner gebraucht. Nicht zu leicht, aber eben bezwingbar. Einen, der den Stürmern mit Ladehemmung Erfolgserlebnisse ermöglicht. So aber gab es für Mike Hanke und Mikael Forssell (Nelson Cuevas vergessen wir mal ganz schnell wieder!) gar nichts zu holen. Außer Pfiffen im eigenen Stadion. Nicht, dass die beiden für ihre Aktionen Lob verdient hätten. Aber Fans können schon grausam sein.

Der Grund für die raue Reaktion: Bei den „Roten“ wird allenthalben die Aufbruchstimmung vermisst. Das ist auch Kind nicht entgangen. Staunend schaut er daher auf Madrid, wo 80.000 jubelten, obwohl Neuzugang Cristiano Ronaldo noch nicht einmal Fußballschuhe anhatte. Und mit Blick auf die „nur“ 31.000 Zuschauer bei 96 – Arsenal sinniert der Chef: „Wir müssen das analysieren. Ich weiß noch nicht, wie Hannover da tickt. Und ohne prominente Neuzugänge können wir unser Publikum allein durch Siege in der Bundesliga wieder erreichen.“

Das allerdings ist schon ein hoher Anspruch. Man sollte auf „Wird schon werden“-Parolen bei 96 derzeit nicht so viel geben. Mancher in Team und Funktionärsriege wäre schon froh, wenn die Defensive hält, was ihre Aufrüstung verspricht. Und in der Offensive? Hoffen. Auf einen Glückstransfer. Oder einen glücklich abgeschlossenen Konter. Oder Gegner mit noch größeren Schwächen.

Wie etwa Eintracht Trier, den ersten Pflichtspielgegner im DFB-Pokal am Sonntag. „Eine Niederlage gegen einen unterklassigen Gegner wäre gar kein gutes Signal“, sagt Kind. Doch auch bei einem Sieg an der Mosel wäre quasi noch nichts gewonnen. Jörg Schmadtke jedenfalls, den neuen Sportdirektor, hat vor allem die 1. Halbzeit gegen Arsenal so enttäuscht, dass in seinem gewohnheitsmäßig grummeligen Grundton ein tiefes Grollen mitschwingt: „Jetzt ist der falsche Zeitpunkt zum Draufhauen. Ich zeige schon ein bisschen mehr Präsenz, aber noch bin ich handzahm.“

VON VOLKER WIEDERSHEIM

 

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