NIEMALSALLEIN

 

Abschied aus Hannover – Enke geht nach Köln. Aber nur für ein paar Tage, um sich mit der deutschen Nationalmannschaft auf das Länderspiel gegen Südafrika in Leverkusen am Sonnabend vorzubereiten. Treffpunkt im Mannschaftshotel in Köln ist heute Abend, spätestens 22 Uhr. Dass Enke danach zurück nach Hannover kommt, ist keine Überraschung. Schließlich verlegt die Nationalelf ihr Quartier, um sich nach dem Testspiel im Rheinischen bis zum Mittwoch in einer Woche auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan in der hannoverschen Arena vorzubereiten. Dass Enke im Anschluss daran in Hannover bleibt, um mit den "Roten" Anlauf auf das dann folgende Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen zu nehmen, ist hingegen schon bemerkenswert.

Es gab im Frühjahr und selbst durch die Bundesliga-Sommerpause hindurch immer wieder Hinweise und Spekulationen zu einem möglichen vorzeitigen Abschied Enkes aus Hannover (sein Vertrag läuft bis zum Sommer 2010). Mit Äußerungen nach dem Strickmuster "Ich fühle mich wohl in Hannover, aber ich höre mir auch alle anderen Angebote an" hatte der 96-Kapitän selbst Anlass für jede Menge Mutmaßungen und Sorgen des hannoverschen Publikums gegeben, dessen unumstrittener Liebling er ist. Viele Zeitungen – diese auch – hatten Torwart Enke zu einem "Unhaltbaren" erklärt. Nur durch die Eskalation der Trainerdiskussion geriet das Torwartthema ein wenig in Vergessenheit, obwohl sich in der Sache nichts änderte: Enke schien immer ein bisschen zu gut für Hannover und eigentlich zu einem besseren, wenn nicht dem besten Klub im Lande zu passen. Gemeint ist natürlich der FC Bayern. Dass dessen damaliger Manager Uli Hoeneß mit einiger Regelmäßigkeit Enke öffentlich schlecht machte ("?nicht mit ihm beschäftigt, er ist für uns zu alt ?"), nahm ihm das hiesige Publikum zwar übel, aber nicht wirklich ab. Mochte an der Säbener Straße statt des Enke-Sympathisanten Jürgen Klinsmann inzwischen der eher gegenteilig eingestellte Louis van Gaal trainieren, der Enke einst beim FC Barcelona kaltgestellt hatte: Das bayerscihe Torwarttheater wartet noch auf sein Happy End, und deshalb war Enke immer eine seiner Fußnoten.

Rein theoretisch ist Enke noch für ein paar Stunden eine Option, die an der Spielerbörse Transfermarkt gehandelt werden könnte, bevor diese um Mitternacht geschlossen wird (bis Januar). Und selten hätte Klubchef Martin Kind den erwartbaren Transfererlös von fünf, sechs oder mehr Millionen Euro so gut brauchen können wie in diesen Tagen. Tatsächlich aber steht jetzt schon fest: 96 hat es geschafft, den "Unhaltbaren" zu halten. Selbst wenn die Bayern, die am Sonnabend mal wieder den "elder Schlussman" Jörg Butt für Michael Rensing zwischen die Pfosten gestellt hatten, jetzt noch anrufen sollten, würden sie Enkes Manager Jörg Neblung kaum mehr als eine höfliche, aber entschlossene Absage entlocken. "Es wäre doch klar, dass der Vorstoß nicht auf der Basis einer geordneten strategischen Planung erfolgt", meinte Neblung. Und ganz sicher möchte Enke nicht das Opfer einer bayerischen Verzweiflungstat werden.

Vieles deutet darauf hin, dass die Liga Hannover 96 noch um diesen Torwart beneiden wird. Selbst wenn die vor einigen Tagen vom Zeitungs-Boulevard herausposaunte Schlagzeile "Enke wird die Nr. 1 bei der WM" von Bundestrainer Joachim Löw am Sonntag ein Stück weit zurückgenommen oder wenigstens relativiert wurde: Von der Nominierung von Robert Enke, Manuel Neuer und Rene Adler für die anstehenden Länderspiele könne man nicht auf eine Vorentscheidung im Kampf um die Nummer 1 schließen. Allerdings bescheinigte wie zuvor Bundestorwarttrainer Andreas Köpke auch Löw Enke einen Vorteil. "Im Moment hat Robert einen kleinen Vorsprung. Weil die Qualifikation immens wichtig ist und wir mit seinen Leistungen zufrieden sind, haben wir ihm das Vertrauen gegeben. Ende des Jahres werden wir neu diskutieren. Es ist ja nicht so, dass seine Konkurrenten nun außen vor sind. Jeder, auch Tim Wiese, erhält von uns noch eine Bewährungschance über 90 Minutem", sagte Löw.mit sid

 

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