Kopfsache Ausgabe 01

Do everything with love! Liebe Leserinnen, liebe Leser, es gibt sie, diese Geschichten, die unser Herz erwärmen. Auch in Zeiten, in denen wir nicht mehr genau wissen, was und wem wir eigentlich noch glauben sollen. Mit der Erstausgabe unseres neuen Magazins KOPFSACHE wollen wir ein Zeichen setzen. Für unsere Gesellschaft, für unsere Zukunft. Das klingt alles erst einmal sehr ambitioniert, doch wir sind der Überzeugung, dass gutem Handeln positives Denken vorausgeht. Und dazu benötigt es manchmal nicht mehr als einen simplen Impuls. Eine Anregung, eine Inspiration und das Gefühl, dass man nicht allein ist. Mit plus sind wir vor gut einem halben Jahr an den Start gegangen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die positive Energie, die es in unserer Stadt und in unserer Region gibt, zu bündeln und dem Schlechten in der Welt etwas Gutes entgegenzusetzen. Hannover ist für viele Menschen ein Zuhause – diese Gemeinsamkeit ist die Stärke, auf die wir bauen. In dieser Erstausgabe stellen wir Ihnen Menschen aus unterschiedlichen und ungewöhnlichen Blickwinkeln vor. Sie alle verbindet ein gemeinsamer Antrieb: die Liebe – ein facettenreiches Wort, das unterschiedlichste Bilder in unseren Köpfen erzeugt. Die Liebe ist der Grundstein für ein glückliches Leben. Oder um es mit den Worten von Vincent van Gogh auszudrücken: „What is done with love, is done well.“ Diese Aussage ﬁ ndet sich in den Geschichten unserer Protagonisten deutlich wieder. Sie verdienen Anerkennung und ermutigen jeden Einzelnen von uns, neue Wege zu gehen und dem Herzen zu folgen – wie etwa die Lehrerinnen der Mira-Lobe-Grundschule, die mit Herzblut und Engagement an einer innovativen, inklusiven Schule in Hannover-Mittelfeld unterrichten. Auch -Proﬁ fußballer Martin Harnik und die Hip-Hop-Newcomerin Ace Tee schildern in bemerkenswerten Worten, was es bedeutet, auf sein Inneres zu hören und ihm zu folgen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe. Und vielleicht nehmen Sie sich ja nach dem Lesen kurz Zeit und überlegen, wie viel jeder Einzelne von uns mit positiven Gedanken erreichen kann. Denn Handeln ist vor allem eines: KOPFSACHE. Herzlichst Josip Grbavac Leiter Marketing Hannover PS: Wir freuen uns über Ihr Feedback. Schreiben Sie uns gern eine E-Mail mit Anmerkungen und Anregungen an kopfsache@hannover.de. Inhalt 4 Lieblingsbilder 6 Lasst Funken sprühen! „Die Welt braucht deine Farben“ Interview mit Ace Tee plus – Gemeinsam stark! 18 „Eines Tages vier Kinder zu haben – das wäre schön“ Interview mit Martin Harnik Liebe ist ... Love is all around! 26 Hier ist jedes Kind willkommen Zu Gast in der Mira-Lobe- Grundschule in Hannover Sag mal ... Impressum 3

D ie fett gedruckten Buchstaben auf dem Klingelschild meines Nachbarn springen mir jeden Morgen ins Auge, wenn ich meine Wohnung im dritten Stock verlasse. Sie sind einfach unübersehbar. Auch die anderen Namen auf dem Weg ins Erd- geschoss haben sich in mei- nem Kopf eingebrannt. Welche Menschen wohl dahinterstecken? Keine Ahnung. Ist das heutzu- tage überhaupt noch wichtig? In dieser schnelllebigen Ellbo- gengesellschaft, in der kaum Zeit für Menschlichkeit bleibt? Kaum Raum für nette Gesten. Wenig Platz für Liebe. Aber ist es wirklich schon so weit mit uns? So kalt in der Gefühlswelt? So grau im Gehirn? Ich denke nicht – aber es liegt an uns. Liebe ist wie Feuer: Auch der kleinste Funke erzeugt Wärme, kann auf andere überspringen und sich verbreiten. Man muss nur genauer hinschauen. Denn die Funken werden immer klei- ner und springen seltener über. Wir machen es ihnen auch nicht leicht: zunehmende Anonymi- sierung der Gesellschaft, Rea- litätsﬂ ucht in die digitale Welt, Stress und Konkurrenz im Beruf. Langfristig sind wir Teil einer Evolution des Egoismus, in der Menschlichkeit und Liebe aus dem gesellschaftlichen Alltag zu verschwinden drohen. Wollen wir das zulassen? Dürfen wir das überhaupt zulassen? Hass, Kriminalität und Ge- walt in der Welt nehmen stetig AUSGABE 01 | APRIL 2017 zu und drücken die eine Seite der Waage immer weiter nach unten. Die Liebe auf der anderen Seite verliert an Gewicht. Nein, wir dürfen es nicht zulassen, der Liebe den Rücken zu kehren. Nur schade, dass es keinen Not- fallplan für mehr Liebe im Alltag gibt. Und auch die Politik kann unsere emotionale Umwelt nicht stabilisieren – im Gegenteil. Das Krisenmanagement liegt also einzig und allein in den Händen jedes einzelnen Menschen. Ge- schlecht, Alter, Herkunft, Beruf, Konfession oder Schuhgröße spielen dabei absolut keine Rolle. „ Wir dürfen es nicht zulassen, der Liebe den Rücken zu kehren.“ Das einzig wichtige Kriterium: der Wille, positive Gedanken und Handlungen zu fördern. Eigentlich also nichts weiter, als Mensch zu sein. Das Problem dabei besteht je- doch darin, dass Menschlichkeit und damit die Liebe im Alltag auf ein Minimum reduziert werden – und stattdessen die Leistung ins Rampenlicht rückt. Die Jäger und Sammler aus der Steinzeit sitzen heutzutage um die Stunden pro Woche ihre Bürostühle platt, starren mit steigender Dioptrienzahl von morgens bis abends auf den Bild- schirm, marschieren in grauen Anzügen durch eine Welt, in der alles immer nur noch schneller und besser funktionieren muss. Klar, dass da der Liebes-Apostel den Abﬂ ug macht. Doch was können wir tun, um die Liebe wieder zum Leben zu erwecken? Um das Feuer zu entfachen? Ganz einfach: Wir müssen den ersten Schritt tun. Und nein, damit ist nicht ge- meint, nun alle Passanten in der Fußgängerzone zu umarmen, dem Postboten täglich einen Schmatzer aufzudrücken oder seinen Freunden mehrmals am Tag mitzuteilen, wie sehr man sie liebt. Wie für so vieles gilt auch hier: Klein anfangen, ein- fach auch mal fremde Menschen anlächeln. Sich bedanken und seinem Gegenüber in die Augen schauen. Natürliche Interaktion zwischen zwei Menschen, die nach der Begegnung ihren Weg mit einem Lächeln fortsetzen. Und in meinem Fall: einfach mal beim unbekannten Nach- barn klingeln. Als sich die Tür öଏ net, schauen mich zwei über- raschte Augen an. „Wir wohnen schon so lange Tür an Tür und wissen eigentlich gar nicht, wer direkt neben uns täglich ein- und ausgeht. Haben Sie Lust, mal einen Kaଏ ee mit mir zu trin- ken?“ Die Überraschung weicht einem Lächeln. „Klar, kommen Sie doch rein!“ 7

VON INA VOLKMER INTERVIEW UND ARNOLD HAMMER FOTOS Tarin, am . Dezember habt ihr das Video zu „Bist du down?“ veröଏ entlicht. Das ist jetzt knapp drei Monate her – in- zwischen kennt euch die ganze Welt. Wie waren die vergangenen Wochen für dich? Ace Tee: Einfach unglaublich. Jahrelang träumt man von diesem Moment, und dann wird er plötzlich wahr. Und du merkst, dass sich jetzt alles, wofür du die letzten Jahre so hart gearbeitet hast, Stück für Stück auszahlt. Jetzt kann ich endlich das machen, was ich liebe – und werde dafür auch noch geschätzt. Das ist einfach toll! Hättest du jemals gedacht, dass es so schnell geht? Von null auf ? Ace Tee: Nein, ich hätte nie gedacht, dass es so schnell all around the world geht und all diese Menschen inspiriert. Aber wenn du all deine Liebe in etwas steckst und davon überzeugt bist, dass du andere damit anstecken kannst – dann kann es klappen. Mit Liebe kannst du alles erreichen. Wann hast du denn das erste Mal gemerkt, dass der Song tatsächlich „ankommt“? Ace Tee: Als ich vom einen auf den anderen Tag plötzlich Nachrichten aus Amerika und England bekommen habe, hat mich das wirklich derbe geschockt. Ich habe mich total gefreut, aber es war auch ein Stück weit unwirklich, dass mir fremde Leute bei Instagram ellen- lange Nachrichten schreiben oder sogar Videos schicken und mir sagen, wie inspiriert und ermuntert sie sich durch meine Musik fühlen. Ein größeres Kompliment gibt es für einen Künstler nicht, oder? Ace Tee: Ja, denn genau das will ich. Ich möchte inspirieren und meine Liebe weitergeben. Die Menschen sollen sich gut fühlen, wenn sie meine Musik hören. Und ich möchte sie ermutigen, daran zu glauben, dass es da draußen jede Menge positive Dinge gibt, egal wie dunkel es manchmal aussieht. Und wenn du merkst, dass dir genau das mit deinem Song gelungen ist, dann ist das einfach toll. Erinnerst du dich noch daran, wie du das Lied geschrieben hast? Ace Tee: Ja klar, das war in meinem kleinen Home-Studio zu Hause. Ab und zu lade ich meine Girls zu mir ein. Dann setzen wir uns alle in einen Kreis und zünden Kerzen an – ich weiß, das klingt jetzt derbe komisch (lacht). Tja, und dann viben wir einfach, machen Beats an, bringen uns in Stimmung und dann kommt der Text irgendwann von ganz allein. Das nehme ich im Hintergrund auf, höre es mir später noch mal an und schaue, was man da- raus machen kann. Zusammen kreativ zu sein ﬁ nde ich super. Und der Text kommt dir einfach so in den Sinn? Ace Tee: Ja, die Inhalte kommen aus mir selbst. Es gibt schließlich jede Men- ge Dinge, die man verarbeitet – bewusst oder unterbewusst. Es gab also eine konkrete Geschichte, die mit dem Song zusammenhängt? Ace Tee: Es gab jemanden, der mich in der Vergangenheit verletzt hat. Aber das nehme ich der Person nicht übel. Ich habe viel daraus gelernt und mit- genommen. Auch schlechte Momente bringen einen weiter im Leben. Man könnte also sagen, dass mich vergan- gene Tiefs dazu gebracht haben, diesen Song zu schreiben. 10 KOPFSACHE

„ Bae, sag mir, bist du wirklich down fur Ehrlichkeit in Zweisamkeit? Das entscheid‘s nur du allein Willst du wirklich frei sein? Ohne Hintergedanken rein sein?“ Aus dem Song „Bist du down?“ Neben Tarin hat auch Rapper Kwam.e () einen wichtigen Part in Ace Tees Video. Praktisch, dass er gerade jetzt, wo wir über den Song sprechen, überraschend den Raum betritt und sich spontan mit einem schüch- ternen Lächeln zu uns setzt. Kwam.e: „Hi, ich bin Kwam.e.“ Schön, dich kennenzulernen! Das passt ja gerade total gut. Erzählt doch mal, wie es zu eurer Zusammenarbeit kam. Ace Tee: Wir haben uns vor drei, vier Jahren kennengelernt. Damals habe ich einen Rapper für einen englischen Song gesucht. Wir haben uns von Anfang an mega gut verstanden und sofort gemerkt, dass wir auf musikalischer Ebene gleich ticken – was wir mittlerweile auch auf freundschaftlicher Ebene tun. AUSGABE 01 | APRIL 2017 11

Kwam.e: Musik natürlich. Alles, was auf Viva und MTV lief. Die Charts rauf und runter. Ace Tee: Ja, und ich erinnere mich noch genau daran, dass mein Vater damals / Musik anhatte. Musik hier, Musik da, alles auf Kassette. Ghanaische Musik, Michael Jackson, Marvin Gaye ... … Backstreet Boys? Ace Tee: Oh mein Gott, die hab ich ja ganz vergessen. Die Backstreet Boys hab Freundschaft ist euch ohnehin sehr wichtig, oder? Ace Tee: Ja, das stimmt. Darum hatten wir in unserem Video auch unsere Leute dabei, meine Freunde, Kwam.es Freunde und Tänzer-Kollegen. Wenn du so ein Projekt mit deinen Freunden auf die Beine stellst, spornen sich alle gegen- seitig an. Hätte ich mir Fremde in mein Musikvideo geholt, hätten sie vermutlich nicht so performt, wie unsere Freunde, die Musik genauso lieben wie wir, unsere Message verstehen und fühlen – und vor allem einfach Spaß an der Sache haben. Mit guten Freunden Spaß haben, wolltet ihr dieses Lebensgefühl vermitteln? Ace Tee: Ja, genau, darum auch die er-Vibes von früher: Alle tanzen auf der Straße, alle sind glücklich – das wol- len wir wieder hochholen. Heutzutage sind viele Videos so monoton und grau. Und voller nackter Frauen ... Ace Tee: Ja, Sex, Money, Drugs. Ich weiß natürlich, dass „Sex sells“, aber es geht halt auch anders. Ich ﬁ nde es viel schöner, wenn sich eine Frau auf ande- re Weise in den Vordergrund stellt und nicht halb nackt in Rap-Videos tanzt. Und das möchte ich mir auch in Zukunft bewahren. Ich möchte, dass Männer und Frauen respektvoll miteinander umge- hen. So machen wir es auch: ehrlich und respektvoll. In den ern seid ihr noch sehr jung gewesen. Was ist euch noch in Erinne- rung geblieben? Das ist Ace Tee Tarin Wilda, wie Ace Tee mit bürgerlichem Namen heißt, wurde 1993 in Berlin gebo- ren. Aufgewachsen ist die ausgebildete Haarstylistin, deren Eltern aus Ghana stammen, im Hamburger Stadtteil Jenfeld. 12 KOPFSACHE

Weißt du noch? „Do you now what it feels like ...“ (singt). Aber richtig gut fand ich Kelly Rowland, Alicia Keys, Lil’ Bow Wow, Usher und natürlich Phar- rell Williams. Könnte man sagen, dass das deine Vorbilder sind? Ace Tee: Pharrell Williams ist deﬁ nitiv mein Vorbild. Er hat sich selbst das Produzieren beigebracht, hat im Keller seine eigene Band gegründet – das ist einfach ein super authentischer Künst- ler, ein Genie. Den würde ich tatsäch- lich gerne mal kennenlernen. Wolltest du denn schon immer Musike- rin werden? Ace Tee: Ich war früher eigentlich eher die Tänzerin. Hip-Hop, Krumping und Cheerleading. Dann wollte ich Stewar- dess werden und habe ein Praktikum im Flughafen gemacht. Ich hab sogar Fußball gespielt und mich im Tennis und Basketball versucht. Ich wollte ganz viel werden! Als ich dann mit der ich richtig geliebt damals. „I don’t care ... where you’re from, what you did, as long as you love me ...“ (singt und lacht). Wer weiß, vielleicht rufen sie ja demnächst mal an. Ace Tee: Ich glaube, dafür sind sie ein bisschen zu alt, oder? Nein, die sind tatsächlich noch aktiv ... Hattest du denn noch mehr Lieblings- künstler? Ace Tee: Also das erste Konzert, auf dem ich war, war tatsächlich von Bro’sis. DIE ZEIT IST REIF FÜR DAS NÄCHSTE ENERGIELEVEL Ob effiziente Energiekonzepte für Industrie oder Wohnungswirtschaft, Energiedienstleistungen, re- generative Energien oder Netzdienstleistungen, die Unternehmen der GETEC GRUPPE bieten ihren Kun- den immer die passenden Lösungen – kostengünstig, umweltfreundlich und effizient. www.getec.de ENERGIE WEITERGEDACHT AUSGABE 01 | APRIL 2017 13 13

Musik angefangen habe, habe ich erst mal Beats produziert und mich mit der Materie beschäftigt. Ich wollte verste- hen, wie sich Rhythmen zusammen- setzen und wie sie funktionieren. Das Rappen kam erst viel später dazu. Waren deine ersten musikalischen Kompositionen auch schon so positiv wie heute? Ace Tee: Nein, damals hat mich düsterer Sound inspiriert. Aber ich bin damit nie wirklich an die Öଏ entlichkeit gegangen. Wir haben zwar ein kurzes Video produ- ziert, aber da wusste ich eigentlich schon: Das bin ich nicht. Mit dieser Erkenntnis habe ich dann noch einmal ganz von vorne angefangen. Habe zu Hause allein Musik gemacht, Leute wiedergetroଏ en wie zum Beispiel Kwam.e und ein neues Kapitel begonnen. Man muss sich auch klar machen, dass ich noch nicht so lange dabei bin. Ich habe keine zehnjäh- rige Erfahrung, auf die ich zurückblicken kann, so wie andere Künstler. Ich mache Musik, weil ich sie liebe. Ich mache Feh- ler, probiere mich aus, öଏ ne Türen und schließe sie wieder – ich musste mich halt auch erst mal ﬁ nden und herausﬁ n- den, was sich richtig anfühlt. Kwam.e: Genau, das ist ein Prozess. Und wenn man dabei nicht ehrlich zu sich selbst ist, dann ist man auf dem falschen Ace Tee, Kwam.e und ihre Freunde beim Video-Dreh zu „Bist du down?“, gedreht in Eigenregie unter einer Eisenbahnbrücke in Altona-Nord 14 Weg. Das bringt nichts. Es wird immer jemanden geben, der heraushört, dass du gar nicht so bist, wie du vorgibst zu sein. Darum: Sei einfach du selbst, rappe über deinen Alltag, über das, was du machst, wo du gern hingehst, was du liebst. Sei einfach du! Dann wird man dir zuhören. Ein schönes Schlusswort. Ace Tee: Ja, lass dich nicht einrahmen, die Welt braucht dich und deine Farben! „ Ich möchte, dass Männer und Frauen respektvoll miteinander umgehen. So machen wir es auch: ehrlich und respektvoll.“ KOPFSACHE

96plus – Gemeinsam stark! KOPFSACHE ist ein Magazin von plus. Unter diesem Namen setzt sich Hannover für ein besseres Miteinander ein Ein Plus, das verbindet plus ist das soziale Engagement von Han- nover . Das Plus, das verbindet, zusammen- führt, den Horizont erweitert, gute Taten und positive Gedanken in der Gesellschaft fördert, denn Stärke steckt vor allem in der Gemein- schaft. Mit zahlreichen Projekten gibt plus Menschen die Möglichkeit, sich zu entwickeln und individuelle Stärken zu entdecken. Die vier Kernbereiche Sport und Bewegung, Kinder und Jugend, Bildung und Kultur sowie soziale Inklusion stehen dabei im Vordergrund, um die Gesellschaft nachhaltig zu fördern. Unterstützt wird plus von Johnson Controls. Auf dieser Doppelseite stellen wir unsere Projekte vor. Mehr über plus erfahren Sie im Internet unter hannover.de/plus. Oder schreiben Sie eine E-Mail mit Ihrer Frage an plus@hannover.de. Weihnachtsmarkt für Bedürft ige Ein ganz besonderer Weihnachtsmarkt: Im Dezember öଏ nete zum ersten Mal das plus-Weih- nachtsfest auf dem festlich geschmückten Südvorplatz der HDI Arena seine Pforten. Viele bunte Stände, die von -Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen des Vereins betreut wurden, ließen eine vorweihnachtliche Stimmung aufkommen. Highlights waren die große Grillstation, an der es viel Leckeres gab, sowie ein buntes Karussell, das die Kinder begeisterte. bedürftige Menschen folgten der Einladung zum Fest, das von Kaminfeuer auf der LED-Wand und weihnachtlicher Musik aus den Boxen untermalt wurde. Märchenprojekt Sprachförderung der etwas anderen Art: freiwillige Erzähle- rinnen und Erzähler ziehen Kinder in Schulen und Kindergär- ten mit spannenden Märchen in ihren Bann. Im Vordergrund steht dabei vor allem die kulturelle Bildung der Kinder: Durch die Märchen werden ethnische Weisheiten, kulturelle Identität und universelle Werte vermittelt. Highlight der Aktion sind die Tandem-Erzählerinnen: Eine Deutsch und eine Arabisch spre- chende Frau tragen abwechselnd ein Märchen vor, in dem sie sich gegenseitig ergänzen und unterstützen. Auf diese Weise wird auch geﬂ üchteten Kindern der Zugang zur Sprache und zu Märchen erleichtert. Das Märchenprojekt ist eine Initiative von plus in Kooperati- on mit dem Niedersächsischen Staatstheater Hannover. 16 KOPFSACHE

„ Geschä sführer Johnson Controls Dempwolﬀ , Johann-Friedrich Ich habe das Glück, mich beruﬂ ich mit den unter- schiedlichsten Menschen in den verschie- densten Ländern austauschen zu können, lerne jedes Mal Dinge dazu und bekomme neue Einblicke. Verwurzelt bin ich fest in Hannover, hier kenne ich viele Menschen, von denen ich weiß, wie sie sich engagieren, mit welcher Begeisterung und Herzenswärme sie versuchen, anderen das Leben leichter zu machen. Deshalb begeistert mich plus. Zusammen unterstützen wir Menschen, Hilfsorganisationen und soziale Projekte. So o wie möglich versuche ich selbst vor Ort zu sein. Dann nehme ich mir gerne Zeit für ein Gespräch. O höre ich einfach nur zu. Helfen kann manchmal so einfach sein – man muss sich nur die Zeit dafür nehmen.“ Schnelle Hilfe nach Brand von Vereinsheim Trikots, Trainingsmaterial und jegliches Equipment der Jugendmannschaften – der Brand im Vereinsheim des Badenstedter SC hat im Juni alles vernichtet. Für die Mitarbeiter von plus stand sofort fest: Wir werden helfen! Zwölf Trikotsätze und neues Trainingsmaterial folgten. Als Verein aus der Nachbarschaft wollte man unterstützen, damit Trainings- und Spielbe- trieb aufrechterhalten werden können. Oguz Sanchez-Gale- ra, erster Vorsitzender des SC Badenstedt, war dankbar für die schnelle Hilfe. MHH Kids-Arena Stadionfeeling und emotionale Momente – auch wenn es die Gesundheit gerade nicht zulässt! Die Kids-Arena beﬁ ndet sich auf der Kinderstation der MHH und bietet stationär behandelten Kindern die Möglichkeit, den Krankenhaus-Alltag für einige Augenblicke zu vergessen: Fußballspiele schauen auf der Großbildleinwand, sportliche Aktionen auf der stationseigenen Spieloase oder einfach bei einem Buch entspannen. Bei den regel- mäßigen Besuchen der -Proﬁ s und des KIDS-Club-Maskottchens EDDI leuchten die Augen der Kleinen. Die MHH Kids-Arena ist ein gemein- sames Projekt von plus, Round Table und der Medizinischen Hochschule Hannover. Das Original. Jetzt doppelt lecker!

„Hauptsache, ich habe meine Familie um mich“ Hannover -Neuzugang Martin Harnik gehört zu den Top-Stürmern der . Bundesliga. Wir haben mit dem -Jährigen über seine Formel F gesprochen: Familie, Freundschaft und Fußball VON INA VOLKMER INTERVIEW UND VOLKER WARNING FOTOS Martin, du bist vor elf Monaten Papa ge- worden. Hat dich das Vatersein verändert, also mal abgesehen vom Schlafmangel? Ja, deﬁ nitiv. Man betrachtet die Dinge mit ganz anderen Augen. Der Blickwin- kel verändert sich. Sorgen, die ich früher hatte, wirken rückblickend fast lächer- lich. Wenn du nach Hause kommst und dein Kind siehst, ist alles andere plötz- lich Nebensache. Dann zählt nur noch meine Kleine. Und sie möchte nicht wis- sen, wie das Training heute war, worüber ich mich geärgert habe oder sonst was. Sie ist vollkommen wertfrei. Mein Kind wird nie den Fußballer in mir sehen, sondern immer nur ihren Papa. Das ist wirklich schön. Klingt, als sehnst du dich danach, nicht ständig als Fußballer beurteilt zu werden. Ja, schon. Eine der Schattenseiten des Proﬁ fußballs ist sicher, dass man in der Öଏ entlichkeit steht und sich immer wie- der dem Bild des Proﬁ s unterwerfen und anpassen muss. Du machst dir immer Gedanken, wann das nächste Spiel ist, wie das letzte Spiel gelaufen ist und wie die Situation allgemein ist. Einfach „ma- chen“ ist nicht, man muss sich immer nach dem Job richten. Wünschst du dir denn manchmal, nicht erkannt zu werden? Schwierige Frage. Auf der einen Seite ist es natürlich ein tolles Feedback, wenn man in der Öଏ entlichkeit erkannt und um Fotos oder Unterschriften gebeten wird. Und man auch mal direkt mit den Fans quatschen kann. Aber auf der anderen Seite möchte ich in manchen Situationen auch einfach mal nicht der Fußballer sein, sondern lieber Privatper- son. Darum bin ich mit meiner Familie auch an den Stadtrand von Hannover gezogen. Wenn ich mit meinen Hunden auf den Dörfern spazieren gehe, rech- net niemand mit mir. Keine Autos, kein Gehupe. Nur frische Luft, in der Natur sein und den Kopf frei bekommen. Der perfekte Ausgleich zum Proﬁ -Dasein. Deine Hunde liegen dir sehr am Herzen. Ja, Hunde geben einem einfach sehr viel zurück. Sie sehen keinen Fußballer, kein großes Auto oder Sonstiges, sondern nur ihr Herrchen, ihr Rudel. Denen ist egal, AUSGABE 01 | APRIL 2017 19

welche Klamotten ich anhabe. Denen ist wichtig, dass ich da bin. Egal ob ich drei Tore geschossen habe, egal ob erste oder zweite Liga – oder ob ich über- haupt Fußball spiele. Denen ist einzig und allein wichtig, dass meine Frau und ich für sie da sind. Das ist eine ehrliche Liebe ohne Wertung. Gab es denn schon immer Hunde in deinem Leben? Ich habe Hunde schon immer geliebt. Aber meine Mutter hat früher immer behauptet, sie hätte eine Tierhaar-Aller- gie. Wenn sie heute zu Besuch kommt, merkt man davon allerdings komischer- weise nichts ... (lacht). Aber ich wollte schon immer einen haben. Einen? Jetzt hast du drei! Wie kam es dazu? Freunde von uns wollten sich damals auf einem Bauernhof Labrador-Welpen an- schauen und wir sind ganz spontan mit- gefahren. Auf dem Weg habe ich schon zu meiner Freundin gesagt, Mensch, so ein eigener Hund wäre echt toll, aber wenn, dann möchte ich gerne einen schwarzen Labrador haben. Und als wir dann da waren, ging eine Pforte auf und – wie im Film – kommen acht Welpen auf uns zu, sieben weiße Labradore, ein schwarzer. Tja, und dann haben wir ihn einfach mitgenommen. Unüberlegt und total leichtsinnig – aber so ist es halt mit der Liebe auf den ersten Blick. Und die anderen Hunde? Ein Jahr später haben wir uns überlegt, dass es gut wäre, wenn der erste Hund einen Gefährten bekommt, damit er nicht alleine ist und immer jemanden zum Spielen hat. Hunde sind ja Ru- deltiere. Je mehr um sie herum los ist, desto wohler fühlen sie sich. Und schon saßen wir wieder im Auto, um uns weitere Hunde anzusehen. Zum dritten sind wir dann in Stuttgart gekommen. Bekannte von uns haben ungewollt Welpen bekommen – na ja, und dann haben wir gesagt: Einer hätte wohl noch Platz in unserem Leben. Das ist Martin Harnik Seit dem vergangenen Sommer stürmt der 29-Jährige für Hannover 96 in der 2. Fuß- ball-Bundesliga. Geboren und aufgewachsen ist er in Hamburg, sein Vater ist Österreicher. Harnik hat beide Staatsbürgerschaften und spielt für die Nationalmannschaft Österreichs. Hast du dich auch wegen der Nähe zu deiner alten Heimat in Hamburg für den Wechsel nach Hannover entschieden? Na ja ... (lacht). In erster Linie hat sich ja Hannover für mich entschieden. Aber die Gespräche mit dem Verein waren su- per, die Stadt hat mir gefallen – es fühlte sich alles richtig an. Ein schönes Haus am Stadtrand, mit Garten und nah an der Natur. Drumherum Wälder und Fel- der, meine Eltern in der Nähe – perfekt. Gab es denn noch andere Angebote? Ja, ich hatte im Sommer auch ein sehr gutes Angebot aus China, aber ich habe mich meiner Familie zuliebe dagegen entschieden. Meine Frau Sharon hätte mich zwar auf jeden Fall zusammen mit der Kleinen begleitet und unter- stützt, aber als ich dort war, konnte ich 20 KOPFSACHE

mir einfach nicht vorstellen, dass wir dort glücklich werden. Wir führen ein Leben mit Hunden und Pferden – eine Stadt mit sechs Millionen Einwohnern und schlechten Luftverhältnissen passt einfach nicht zu uns. Das Angebot war wirklich sehr, sehr gut, aber dort zu leben war kein Geld der Welt wert. Als Fußballer immer wieder die Stadt wechseln zu müssen ist sicher nicht leicht, oder? Die alten Freunde zurückzu- lassen und ein neues Kapitel zu beginnen? Ja, natürlich. Aber ich versuche, es po- sitiv zu sehen. Ein neuer Anfang bringt ja auch viele gute Dinge mit sich. Man erweitert seinen Horizont, ﬁ ndet neue Freunde. Und die alten Freunde sind ja auch nicht plötzlich weg, sie bleiben ei- nem erhalten. Außerdem habe ich meine Frau und meine Tochter an meiner Seite, das ist die beste Unterstützung, die man sich wünschen kann. Und wer kann mit schon behaupten, so viele verschiede- ne Städte gesehen und noch dazu überall so gute Freunde gefunden zu haben? In Hannover fühlt sich alles richtig an. Ein Haus in der Natur, meine Eltern in der Nähe – perfekt.“ Fällt es dir als Fußball-Proﬁ schwer, neue Freundschaften zu schließen? Ich lerne viele Leute kennen, die nur am Fußballer interessiert sind, nicht am Menschen. Darum ist man natürlich auch erst mal skeptisch und fragt sich, okay, will der jetzt Tickets oder meinen Namen in seinem Telefonbuch – oder hat er wirklich Interesse an einer Freund- schaft? Über die Jahre wird man da sehr sensibel. Aber ich hatte eigentlich nie das Problem, gute Freunde zu ﬁ nden. Aber je erfolgreicher und bekannter man wird, desto schwieriger wird es. Und umso mehr schottet man sich auch ab. Hast du dir überlegt, wohin es für dich noch gehen könnte? Zurzeit steht Hannover im Mittel- punkt. Mein Vertrag läuft noch ein paar Jahre – und dann mal sehen. Wenn es nach mir geht, mache ich noch zehn Jah- re (lacht). Ich liebe das, was ich mache. Und wo siehst du dich als Mensch in der Zukunft? So ganz persönlich? In erster Linie sehe ich mich als Fa- milienvater und möchte auf jeden Fall noch mehr Kinder haben. Eines Tages an Weihnachten vier Kinder am Tisch sitzen zu haben, das wäre schon toll. Ob es wirklich dazu kommt, weiß ich natürlich nicht, aber ich wünsche es mir. Ich möchte all die Erfahrungen und Werte an meine Kinder weitergeben, die ich von meinen Eltern mit auf den Weg bekommen habe. Und wie es ansonsten weitergeht – wer weiß. Hauptsache, ich habe meine Familie um mich, damit steht und fällt alles. Sie ist das Wichtigs- te, was ich habe. „ Entspannte Atmosphäre: Martin Harnik im Gespräch mit KOPFSACHE-Autorin Ina Volkmer AUSGABE 01 | APRIL 2017 21

Liebe ist für mich ... Florian, , Hannover: „Wenn ich in die Augen mei- ner Freundin schaue.“ Anna, , Hildesheim: „Wenn ich Fußball, Boxen oder Skispringen gucke.“ Justus, , Hannover: „Bei Freunden und der Familie im Verein.“ Louisa, , Seelze: „Wenn ich morgens aufstehe und mein Hund Pablo unten im Flur auf mich wartet und mich liebevoll begrüßt.“ Adheesha, , Sri Lanka: „Wenn ich mit meinem Schul- team in Sri Lanka Basketball spiele – denn Basketball ist mein Lieblingssport!“ Wolfgang, , Wedemark: „Wenn ich sehe, wie eine Mutter geduldig mit ihrem Kind eine neue Sprache lernt.“ Shayan, , Sri Lanka: „Nachmittags, wenn ich Rugby spiele.“ Regina, , Wedemark: „Im Sinne von Zuneigung und Dankbarkeit meine Arbeit mit Flüchtlingen.“ Alexander, , Hannover: „Bei Freunden, in der Fami- lie und natürlich bei Hanno- ver zu sein.“ 22 KOPFSACHE

Daheim in der Familie, draußen auf den Straßen in der Stadt oder weit weg am anderen Ende der Welt: Love is all around! Liebe hat viele Gesichter und zeigt sich in unterschiedlichen Facetten. Drei bemerkenswerte Beispiele Aus Liebe entzweit Aus Leidenschaft zu Natur und Tier Weil ich dich lieb habe ... Nicht nur auf Facebook und Twitter, sondern auch im wahren Leben teilen wir gerne und geben anderen etwas ab. Dass es aber gleich ein Grammy sein muss, der zerbrochen und geteilt wird, haben wohl die wenigsten vermutet: Als die bri- tische Sängerin Adele am . Fe- bruar bei den . Grammy Awards in Los Angeles ihren Musikpreis für das „Album des Jahres“ überreicht bekommt, ist sie zu Recht „sehr dankbar und glücklich“. Dankende Worte ﬁ ndet Adele aber auch für ihre Kollegin Beyoncé, die sie als Künstlerin ihres Lebens bezeich- net – und kurzerhand ihren Grammy in zwei Teile zerbricht, um ihn mit Beyoncé zu teilen. Eine sympathische und liebevol- le Geste, die den Erfolg teilt und doppelt glücklich macht. Sie postet Bilder auf Instagram, plaudert viel, knabbert gern Nüsse und chillt vorm TV. Norma Cook ist Jahre alt. Sie hat Leukämie. Ihr Lebensantrieb ist Jahre jünger als sie: Der amerikanische Schauspieler und Singer-Songwriter Chris Salvato- re aus der Nachbarschaft kennt Norma seit fünf Jahren und nimmt seine „Nachbars-Oma“ bei sich auf, da sie sonst auf einen Pﬂ egedienst angewiesen wäre. Der junge Mann möchte Norma ihre verbleibende Zeit so lebenswert wie möglich machen. Ein Akt aus purer Nächstenliebe. „Es erfüllt mich, für sie da zu sein“, sagt er. Am . Februar ein weiterer Post bei Instagram – diesmal von Chris Salvatore: „Traurigen Herzens teile ich mit, dass die Welt heute früh einen wahrlich beeindruckenden, wun- derschönen Menschen verloren hat. Norma hat mir gezeigt, dass wir alle dazu geschaଏ en sind, zu lieben und geliebt zu werden. Liebe kennt keine Grenzen. Ruhe in Frieden, liebe Norma.“ Ein Mensch allein steht Kilogramm machtlos gegenüber. Viele Hundert Menschen und der Wille, aus der Verbunden- heit zur Natur zu helfen, kön- nen jedoch etwas bewegen: Im Februar stranden um die Grindwale an der Nordküste der neuseeländischen Südins- el. Hunderte freiwillige Helfer sind für die hilﬂ osen Tiere im Einsatz und kühlen sie mit Was- ser ab. Gemeinsam versuchen sie, so viele Tiere wie möglich zurück ins Wasser zu bewegen und ihnen so das Leben zu retten. Ein Beispiel dafür, dass auch unter schweren Umstän- den mit Liebe und einem festen Willen ein wichtiger Beitrag geleistet werden kann. 24 KOPFSACHE

An der Mira-Lobe- Grundschule in Hannover-Mittelfeld lernen die Kinder nicht nur Mathe, Deutsch und Englisch – sondern vor allem das Miteinander VON INA VOLKMER TEXT UND VOLKER WARNING FOTOS W enn Marion Ueberschar ihre Klas- se zum Stuhlkreis lädt, wuseln Jungs und Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren durch den Klassenraum. Schnell noch den Rest vom Butterbrot im Rucksack verstauen, einen Schluck Saft trinken und dann zum gelben Teppich eilen, auf dem Ueberschar bereits mit einem geduldigen Lächeln wartet. Heute steht die Präsentation der zehnjährigen Leonie* auf dem Programm. Schüchtern und leicht nervös steht sie vor der Klasse, die sie mit gespannten Augen an- sieht. „Heute geht es um Eisbären“, sagt die Kleine zaghaft und blickt unsicher zu ihrer Lehrerin, die ihr aufmunternd zunickt. „Sie leben in der Polarregion rund um den Nordpol und werden rund , Meter lang“, fährt das kleine, blonde Mädchen nun deut- lich selbstbewusster fort und spannt ein eisblaues Band vor der Klasse, um zu zeigen, wie lang , Meter tatsächlich sind. Nach dem Referat gibt’s ordentlich Beifall, Leonie lächelt erleichtert. Nun geht es über zur Lob- und Kritikrunde, die Ueberschar eingeführt hat. Die Arme eilen in die Höhe, jeder möchte etwas beitra- gen. „Das war ein sehr interessanter Vortrag, vielen AUSGABE 01 | APRIL 2017 2727

Marion Ueberschar (r.) mit ihren Schülern: Es wird jahrgangsübergreifend unterrichtet „ Dank“, lobt ein kleines Mädchen mit geﬂ ochtenem Zopf. „Mir hat es auch sehr gut gefallen, aber beim nächsten Mal könntest du noch ein kleines bisschen lauter sein“, sagt ein Junge, der gerade mal sechs Jahre alt zu sein scheint. Wow. Diese Kinder loben und kritisieren besser als jeder Vorgesetzte. In der einen Ecke wird es plötzlich unruhig. Malte* hält es kaum noch auf seinem Stuhl aus und zappelt ungeduldig. Seine Nachbarin legt ihm liebevoll den Arm um die Schultern. „Alles gut, wir sind gleich fertig, okay?“ Malte ist eines von sechs Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungs- bedarf in Marion Ueberschars Klasse. Hin und wieder braucht er besondere Aufmerksamkeit, um den Schulalltag meistern zu können. An der inklusiven Mira-Lobe-Grundschule in Hanno- ver-Mittelfeld bekommt er diese Auf- merksamkeit – weil es hier so engagierte Lehrerinnen wie Marion Ueberschar gibt. Und das ist wahrlich keine Selbstver- ständlicheit. Normalerweise befände sich Ueberschar jetzt noch im Staatsdienst. Ein Beamtenjob an einer Regelschule, eine ordentliche Altersvorsorge, private Krankenversicherung, ein unkündbares Eine Herausforderung, mit der ich etwas bewegen und verändern kann.“ Marion Ueberschar Arbeitsverhältnis – und obendrauf auch noch ein hervorragendes Gehalt: Jackpot. Doch die Stelle an der Mira-Lobe-Schule wollte sie sich trotz deutlich schlechterer Bezahlung und Wegfallen des Beamten- status für kein Geld der Welt entgehen lassen. „Ich habe jahrelang an einer normalen Grundschule gearbeitet, aber irgendwann festgestellt, dass ich eine neue Aufgabe brauche. Eine Herausfor- derung, mit der ich etwas bewegen und verändern kann.“ Eine glückliche Fügung 28 28 KOPFSACHE KOPFSACHE

für Mira-Lobe-Rektorin Susanne Röber, denn dank dieser Erkenntnis konnte sie Marion Ueberschar vor viereinhalb Jah- ren als eine der Ersten für die Gründung der innovativen Grundschule gewinnen. „Das Tolle an dieser Schule ist, dass hier alle willkommen sind“, sagt Ueber- schar und lächelt stolz. „Ob groß, klein, schwarz oder weiß, mit oder ohne Unter- stützungsbedarf – eben einfach alle.“ Und was zeichnet die Mira-Lobe- Grundschule noch aus? Was unterschei- det sie von staatlichen Einrichtungen? „Das ist ganz einfach“, sagt Ueberschar. „Statt Klasse eins bis vier getrennt voneinander zu unterrichten, lehren wir jahrgangsübergreifend. Bei uns gibt es keinen Frontalunterricht wie an nor- malen Schulen. Wir setzen zum einen darauf, dass sich die Kinder die Inhalte selbst erarbeiten, ganz individuell, und zum anderen, dass sie sich gegenseitig dabei unterstützen. Und genau das funk- tioniert bei uns tatsächlich ganz hervorra- gend, weil die Kleinen vom ersten Tag an wie selbstverständlich lernen, dass jeder Mensch anders ist und mit unterschied- lichen Stärken und Schwächen auf die Welt kommt.“ Eine Lehre fürs Leben. Mereike Wanke ist Lehrerin in der Nachbarklasse. Auch sie hat sich ganz bewusst dazu entschlossen, keine Beam- ten-Karriere einzuschlagen, um näher an den Schülern zu sein. Von ihr möchten wir wissen, ob sie manchmal darüber nachdenkt, in den staatlichen Dienst zurückzukehren. „Ich bin hier, weil ich gerne hier bin und meinen Job liebe. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, weil wir hier nicht nur Inhalte lehren, sondern durch das Mischen verschiede- ner Altersstufen und Entwicklungsni- veaus auch soziale Kompetenz. Wenn es diese Möglichkeiten eines Tages auch an staatlichen Schulen gibt – wer weiß.“ Dörthe Blanke, ebenfalls Lehrerin an der Mira-Lobe-Schule, stimmt ih- ren Kolleginnen voll und ganz zu. „Bei uns lernen die Kinder nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, so, wie an an- deren Grundschulen auch, sondern auch liebevoll miteinander umzugehen. Sich Wollen etwas bewegen und verändern (v. l.): Dörthe Blanke, Marion Ueberschar, Susanne Röber und Mareike Wanke füreinander einzusetzen, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Und das ist doch die beste Vorbereitung, die man einem jungen Menschen für die Welt da draußen mitgeben kann, oder?“ *Namen von der Redaktion geändert PARTNER DIAKOVERE ist ein diakonisches Gesamtunternehmen in evangelischer Tradition von Annastift, Henriettenstift und Friederikenstift mit Sitz in Hannover. Als größtes frei gemeinnütziges Unternehmen Norddeutschlands im Gesundheits- und Sozialbereich beschäftigt DIAKOVERE 4600 Mitarbeitende u.a. in den Bereichen Krankenhaus, Behinderten-, Alten- und Jugendhilfe. EXZELLENZ IN MEDIZIN, PFLEGE, AUSGABE 01 | APRIL 2017 BETREUUNG UND BILDUNG www.diakovere.de Ein Gesamtunternehmen von Annastift, Friederikenstift und Henriettenstift 29

Sag mal: Was magst du eigentlich am liebsten? Fußball? Oder doch was ganz anderes? Das wollen wir von den jüngsten -Fans wissen Noah, : „Fußball? Aber ich weiß es noch nicht so ganz ...“ Luca, : „Hannover und meine Familie.“ Philipp, : „Mit Freunden Fußball zu spielen.“ Maxim, : „Fußball! Ganz klar.“ Mika, : „Fußball und Herz.“ Alina, : „Tanzen. Das ist mein Ding.“ Isabella, : „Torwart beim Fußball sein und mich mit Freunden verabreden.“ Konrad, : „Eine gerechte Welt.“ Keno, : „Mit Freunden spie- len und Fußball, das ist meine Leidenschaft.“ 30 IMPRESSUM KOPFSACHE Ausgabe 01, Erscheinungstag: 8. April 2017 Herausgeber Hannover Sales & Service GmbH & Co. KG, Robert-Enke-Str. 1, Hannover Tel.: ( ) www.hannover.de/plus plus@hannover.de Konzeption & Realisation in Zusammenarbeit mit: MADSACK Medienagentur GmbH & Co. KG August-Madsack-Str. , Hannover Tel.: ( ) www.madsack-agentur.de Gesamtleitung Josip Grbavac (Leiter Marketing Hannover ) Projekt-und Redaktionsleitung Paul Wetenkamp (Brand Manager Hannover ) Florian Knabe (MADSACK Medienagentur) Autoren Ina Volkmer, Elena Blume, Mirko Woitschig (CSR Hannover ) Schlussredaktion Carolin Kretzinger Bildredaktion Annemarie Bartoli Fotos Volker Warning (Blue Studios GmbH), Arnold Hammer; iStock: TommL, Halfpoint, vgajic, m-gucci, Eva-Katalin, laﬂ or; Getty: Eleanor Joy Holmes, Hero Images, Hinterhaus Productions, Westend, Alistair Berg, Bipolar, Marty Melville Art Direktion Florian Knabe Layout Katrin Schütze-Lill Lithograﬁ e Nick Neufeld, Claudia Fricke Anzeigen Lagardère Sports Germany GmbH Robert-Enke-Straße 1 Hannover Christopher Friedrich Telefon ( ) Druck Westermann Druck GmbH