NIEMALSALLEIN

Was ist das Schönste am 1. Spieltag der Fußball-Bundesliga? Na klar, dass es wieder losgeht. Das Kribbeln, das spätestens dann einsetzt, wenn das Stadion in Sicht kommt. Oder der Jubel über das erste Tor der Lieblingself.

 

Am Allerschönsten aber ist am 1. Spieltag die Tabelle. Jeder weiß, dass sie noch null Aussagewert hat, dass sie nie wieder im Verlauf der folgenden 33 Spieltage so aussehen wird. Und doch schauen alle hin; manch einer vertritt – stark abhängig von der Platzierung des favorisierten Klubs – sogar die Meinung, dass die Saison wieder abgepfiffen werden könnte.

Die Fans von Hannover 96 hätten nichts dagegen. Sie ist ja auch hübsch anzusehen, diese Tabelle: Sie führt 96 nach dem 2:1-Auftaktsieg gegen Eintracht Frankfurt auf dem 6.?Platz, punkt- und torgleich mit dem FC Bayern München und dem Hamburger SV. In diesen Höhenregionen der Tabelle und in der Nähe dieser Topklubs lässt es sich wohlfühlen, und dieses Gefühl hält noch eine ganze Woche lang an.

„Es war ein toller Auftakt nach turbulenten Tagen“, sagte Trainer Mirko Slomka. Nach der Pokalblamage und dem Aus beim Viertligisten Elversberg ging es für Hannover 96 auch um die Gunst des Publikums, dessen Unterstützung diese launenhafte Mannschaft unbedingt braucht, um Erfolg zu haben. Das war schön zu beobachten am Ende der vergangenen Saison, aber auch jetzt gegen Frankfurt in der 2. Halbzeit, als die Hannoveraner mit einer spektakulären Aktion (Lattenschuss von Didier Ya Konan in der 67. Minute) die Zuschauer wieder auf ihre Seite brachten. Und das in einer Phase, als die Partie langweilig zu werden drohte.

Slomka sprach später davon, dass „wir gemeinsam mit den Fans nach dem 1:1 nicht lockergelassen haben“. Tatsächlich sahen die hannoverschen Anhänger, dass es nach 70 Minuten und den Toren von Konstantin Rausch (1:0, 21. Minute) und Benjamin Köhler (1:1, 27.) ihre Mannschaft war, die mutiger auftrat, entschlossener die Zweikämpfe bestritt und weniger zufrieden mit dem drohenden Remis schien als die Frankfurter. So etwas wird nicht immer belohnt, diesmal klappte es mit Ya Konans Kopfballtor zum 2:1 (75.) nach einem Fehler von Torwart Oka Nikolov.

Der 96-Sieg war verdient wegen der Extraportion Leidenschaft, die die pomadige Eintracht an diesem Tag nicht besaß. Hätte der Frankfurter Marco Russ in der Nachspielzeit nicht den Pfosten, sondern ins Tor getroffen, wäre es freilich keine schreiende Ungerechtigkeit gewesen. Die ersten 90 Saisonminuten haben Hinweise auf das geliefert, was von den „Roten“ in dieser Saison zu erwarten ist.

Zu sehen war, dass der hart, aber nicht unfair spielende Innenverteidiger Emanuel Pogatetz eine große Verstärkung ist. Ya Konan zeigte eindrucksvoll, dass er in die Spitze gehört und nicht auf den rechten Flügel. Er lieferte nebenbei mit dem nicht enttäuschenden Neuzugang Mohammed Abdellaoue ein Plädoyer für zwei Angreifer, an das sich 96 auch gegen stärkere Gegner und auswärts erinnern sollte.

Rausch bewies zudem, dass er nicht auf die Tribüne gehört (wie in Elversberg), sondern in die Stammelf. Vieles ist noch zu verbessern, vor allem im Mittelfeld und hinten links, wo Christian Schulz seine Stärken nicht zeigen kann. 96 wird noch dominanter werden müssen – mit mickrigen 35 Prozent Ballbesitz wie gegen Frankfurt gewinnt man in der Bundesliga selten Spiele –, und aufmerksamer in der Defensive; eine Großchance wie Russ in der Nachspielzeit darf auf keinen Fall mehr passieren, nicht immer kommt man so gut davon wie diesmal. Unter dem Strich aber gilt: Der Anfang ist gemacht. Und diese Tabelle – wunderbar.

 

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