Festtage und Umzugschaos
Ruhige Festtage werden es für die Köhlers nicht. Im Januar 2017 ist die komplette Familie aus Montabaur in Rheinland-Pfalz in die Region Hannover gezogen. Erst vor wenigen Wochen haben die Köhlers ihr neues Haus in Seelze bezogen, und weil danach erst einmal die deutschen Meisterschaften auf dem Programm standen, war nicht genug Zeit, um das ganz normale Umzugschaos im neuen Heim zu beseitigen. Und die Weihnachtsgeschenke? "Meine Frau hat sich in Berlin nach den Vorläufen auf den Weg in die Stadt gemacht und hoffentlich für uns alle ein paar Geschenke besorgt", sagt Köhler mit einem Schmunzeln.
Mit zwölf Jahren allein nach Hannover
Angelina zog es bereits 2012 nach Hannover, "weil es in meiner Heimatregion rund um Koblenz keinen Schwimm-Leistungsstützpunkt gab", sagt sie. Mit zwölf Jahren allein einen solchen Schritt zu wagen, dazu gehört viel Mut. Angelina bekam einen Platz im Sportinternat, als es vor zwei Jahren auch Paulina nach Hannover ins Internat zog, stand für Thomas Köhler fest, dass die Familie ihren Lebensmittelpunkt verändern muss. "Es war Zuhause auf einmal ganz schön leer, und keiner würde mir glauben, wo ich die beiden Mädchen überall in Deutschland eingesammelt habe, weil sie ihre Bahn verpasst oder Züge Verspätung hatten", sagt Köhler. Nur alle drei, vier Wochen kamen Angelina und Paulina nach Hause, und zwar immer "mit einem Berg voll Wäsche". Relativ schnell war klar, dass das kein Dauerzustand bleiben kann, zum Glück fand Thomas, der von Beruf Pilot ist, bei Tuifly in Hannover einen Job.
Drei Töchter – eine Leidenschaft
Wenn Thomas Köhler das Schwimm-Gen in der Familie erklären soll, dann muss er erst einmal stutzen. "Schwer zu sagen", meint Köhler. Er selbst habe immer Sport getrieben, auch Schwimmen, "aber mit elf Jahren hatte ich keine Lust mehr auf das kalte Wasser". Michaela Köhlers Leidenschaft war die Leichtathletik, Spezialdisziplin Dreisprung, geschwommen wurde nur im Urlaub. Angelina und Jule dagegen waren von Beginn an vom Schwimmen begeistert, nur bei der mittleren Tochter mussten die Köhlers einen kleinen Trick anwenden. "Paulina wollte eigentlich erst nicht", erzählt Thomas Köhler. "Wir haben ihr dann ein Kaninchen versprochen, wenn sie mal ein Probetraining machen würde." Dieses Probetraining verlief ordentlich, Paulinas Reaktion damals: "Hat Spaß gemacht, aber Wettkämpfe mache ich nicht." Ein paar Wochen später mussten die Köhlers einen weiteren Badeanzug für Wettkämpfe besorgen. Dass sich alle drei Töchter für den Schwimmsport entschieden haben, hat den Alltag der Familie etwas einfacher gemacht. "Eine geht zum Schwimmen, eine zum Handball, eine zum Karate – das hätten wir nicht hingekriegt", sagt Thomas Köhler, der versucht, seinen Flugplan möglichst nach den Wettkämpfen seiner Töchter auszurichten.
Angelina und die Träume
Für die Köhlers war 2018 ein traumhaftes Jahr. "Die Mädels haben alle drei großartige Leistungen gebracht." Angelina erfüllte sich mit der Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires einen Traum, wurde zu Niedersachsens Nachwuchssportlerin des Jahres gekürt und gewann bei den offenen deutschen Kurzbahnmeisterschaften vor Weihnachten vier Medaillen, zwei davon in Gold. Auch der nächste große Traum könnte sich erfüllen: "Olympische Sommerspiele wären das Größte", sagt die 18-Jährige. Vielleicht schon 2020 in Tokio?
2019 wieder ein Köhler-Jahr?
Jetzt aber wird bei den Köhlers erst einmal Weihnachten gefeiert. Papa Köhler hat beruflich noch einen Flug von Gran Canaria nach Hannover. Danach kann für die Familie das Fest beginnen, bei dem es – ausnahmsweise – mal nicht (oder nur ganz wenig) um Schwimmen und Hannover 96 gehen wird.
Angelina hat von ihrem Trainer als Geschenk drei Tage "Sonderurlaub" bekommen und muss erst am 2. Januar wieder ins Wasser. Eine Prognose für das neue Jahr lässt sich bereits jetzt stellen: Von den Köhlers wird man 2019 wieder etwas hören.
hr