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Schwach gegen den KSC – aber gegen Bayern München ist Tarnat trotzdem richtig wichtig

 

 

Von Heiko Rehberg
Hannover. Sechs Jahre beim FC Bayern München. Das ist eine lange Zeit im Profifußball, und wer das wie Michael Tarnat geschafft hat beim berühmtesten und größten und ruhmreichsten deutschen Klub, der darf schon ein bisschen stolz sein auf sich.

Sonntag spielt der FC Ruhmreich wieder einmal in Hannover, zum sechsten Mal nach dem Wiederaufstieg von 96 im Jahr 2002. Für Tarnat ist es nach wie vor ein besonderes Spiel, obwohl er mittlerweile jahresmäßig dem Ausgleich näher kommt. Von 1997 bis 2003 hat er beim FC Bayern gespielt, in Hannover ist es bereits sein viertes Jahr, eines soll bis 2009 noch folgen. Wenn man so will, ist Tarnat ja nun auch offiziell ein Niedersachse, bei der Wahl zum Sportler des Jahres landete er vergangene Woche auf dem 2. Platz.
Tarnats Zeit beim FC Bayern kann man anhand der Titel Revue passieren lassen. Vier Pokalsiege mit den Münchenern fallen in seine sechs Jahre, dazu drei Meisterschaften und als krönende Zugabe 2001 der Gewinn der Champions League. Im Aufgebot von Hannover 96 ist der 38-Jährige damit der Rekordpokalsieger und Rekordmeister.

Viel spannender ist es aber, auf Tarnats Zeit anhand der Trikots zurückzublicken. Bayern-Trikots waren immer etwas Besonderes, kein deutscher Verein verkauft in der Heimat und auf der ganzen Welt mehr davon. Wer ein bisschen im Fotoarchiv blättert, der sieht Tarnat in seiner ersten Saison mit dem schwarzen Trikot und dem roten Streifen auf der Brust und an den Ärmeln. Zehn Jahre ist das Bild alt, aber auf der Porträtaufnahme sieht Tarnat nicht aus wie 28, sondern wie 18. Urteilen Sie selbst!

Tarnat und die Trikots: Mal ist er im weißen Trikot zu sehen, das auf der rechten Seite ein dezent blau-roter Längsstreifen ziert. Dann im Trikot mit einem dicken weißen Block oben und einem dicken roten Block unten; im eleganten, fast ausschließlich roten Dress, auch weiß-rot gestreift mit blauem Bügel steht Tarnat gut. Und ups, was ist das: Tarnat in einer gewagten Kombination aus froschgrün und dunkelblau. Haben die Bayern jemals in so einem hässlichen Trikot gespielt? Kann doch gar nicht sein! Und warum trägt Tarnat außerdem Handschuhe zum Trikot?

Die Auflösung: Tarnat trägt ein Torwarttrikot, in das er im September 1999 schlüpfen musste. Die Geschichte ist noch heute ein Tarnat-Klassiker. 55. Minute beim Spiel in Frankfurt: Torwart Oliver Kahn wird mit schwerer Gehirnerschütterung vom Platz getragen. Sechs Minuten später verdreht sich sein Vertreter Bernd Dreher das Knie – Kreuzbandriss. Gut, wenn man einen dritten Torhüter hat, Pech, wenn diesem wie Sven Scheuer die Bandscheibe zu schaffen macht. Also meldete sich Tarnat freiwillig zum Dienst im Tor, rettete den Bayern den 2:1-Sieg über die Runden und sagte hinterher: „Ich habe zum Glück nicht viel halten müssen.“ Sollten also am Sonntag die 96-Torhüter Robert Enke und Richard Golz ausfallen, muss sich Trainer Dieter Hecking keine Sorgen machen. Tarnat ist als Torwart noch unbezwungen.
Nach dem 2:2 gegen den Karlsruher SC (den anderen Klub mit Tarnat-Vergangenheit) haben sich andere Sorgen um den Linksverteidiger Tarnat gemacht. Einige Male war er auf seiner Abwehrseite von Christian Timm und Andreas Görlitz überlaufen worden, und in Tarnats Fall ist man mit dem Urteil schnell bei der Hand: Mit 38 ist er halt nicht mehr der Schnellste. Das aber war er noch nie, und erstens ist nicht jeder Stürmer so rasant wie Timm, und zweitens ist es Tarnat in fast allen anderen Spielen durch geschickte Zweikampfführung und großartiges Stellungsspiel gelungen, daraus kein Problem entstehen zu lassen. Ein wenig trotzig sagt Tarnat deshalb: „Auch mir steht mal zu, einen schlechten Tag zu haben.“ Und fügt an: „Natürlich war ich mit mir nicht zufrieden.“

Damit ist das Thema schon durch, für Tarnat selbst; für Hecking ist es ohnehin keines: Ist Tarnat fit, dann spielt er Sonntag gegen die Bayern. Was da auf ihn zukommt, das weiß er: Hamit Altintop und Willy Sagnol machten bei den Münchenern zuletzt beim 1:1 gegen Werder Bremen über die rechte Seite Druck. Zu den Sprintertypen gehören sie beide nicht, und an zwei schlechte Spiele von Tarnat in Folge kann sich von den 96-Fans ohnehin keiner erinnern.
Im Jahr 2003 übrigens machte Altintop sein erstes Bundesligaspiel. Und Tarnat sein letztes für die Bayern.

 

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