Wer mit Arnold Bruggink reden möchte, muss häufiger Bus fahren. „Ich fahre sehr wenig Auto“, sagt Bruggink. Mit den Öffis, dem Rad oder zu Fuß auf der Lister Meile kommt er schnell genug dort an, wo er hin will. Die Kritik an seiner Geschwindigkeit als zentraler Mittelfeldspieler pariert er mittlerweile prompt. „Van Gaal hat mal gesagt, jeder kommt anders zur Welt“, erzählt Bruggink. „Ich werde nicht mehr schneller. Aber wenn das Passspiel schnell ist, wird auch das Spiel schnell.“ Bruggink verbringt auch seinen Geburtstag damit, Pässe zu spielen. Er wird heute 32, trainiert vormittags und nachmittags. „Abends feiere ich mit meinen Söhnen und meiner Frau, das reicht dann auch“, meint er. Zur unumstrittenen Führungsfigur bei 96 reichte es lange Zeit nicht beim neuen 96-Vize-Kapitän. Erst wieder in der Rückrunde, als die Mannschaft unter Druck war, schoss Bruggink Tore und bereitete sie vor. Deshalb ist der Holländer als einziger Spieler des Vierermittelfeldes in der neuen 96-Raute gesetzt. Aber was ist eigentlich so neu daran? 96-Trainer Dieter Hecking plante schon vor einem Jahr mit dem 4-4-2-System und Bruggink als Regisseur. Es funktionierte aber nicht. „Vom Gefühl her ist es anders als vor einem Jahr“, findet Bruggink. „Es hat Klick gemacht in der Truppe. Der Trainer zeigt mehr, wo es langgeht. Alles ist homogener.“ Die Spieler, sagt er, wirken konzentrierter: „Wir haben alle den deutlichen Willen, in dem System etwas aufmerksamer zu sein. Wenn es funktioniert, dann nur als richtiges Kollektiv, wenn einer nicht mitmacht, fällt alles auseinander.“ Viel wird dabei von Bruggink abhängen. Wird seine letzte auch die beste 96-Saison? „Moment“, hakt er ein. „Ich will überzeugen und dann noch ein Jahr verlängern.“ Trotz des neuen Familienhauses in Enschede nennt er Hannover „mein Zuhause“. Für den Zoo hat er ein Jahresabo. „Ich kenne jedes Tier mit Vornamen“, versichert er. Regisseur, Chef – wie bezeichnet sich Bruggink selbst? „Ich bin ein kreativer Spieler. Ich bin einer, der die Leute nach vorne in Bewegung setzt.“ Heckings Idee: Busfahrer Bruggink soll die 96-Offensive in die richtige Richtung lenken. Ein guter Plan, nur klappen muss er.

VON DIRK TIETENBERG