NIEMALSALLEIN

Zu viel versprochen? Unter dem Motto "Die Rückkehr einer Legende" hat Hannover 96 in den vergangenen Tagen heftig für den Trikotwechsel getrommelt, den der Klub zur neuen Saison in der Fußball-Bundesliga vollzieht.

 

Gestern nun wurde das Geheimnis gelüftet, das letztlich so richtig keines mehr war und dennoch mehr als 30 Fotografen zur Präsentation in die AWD-Arena lockte: Dass die dominierende Farbe der neuen Ausrüstung, die die 96-Mannschaft bei den Heimspielen tragen wird, Weinrot sein würde, das war zuvor bereits an einem Teil der neuen Trainingsbekleidung auszumachen.

Nun sind auch die Details der Kluft bekannt, mit denen die hannoversche Mannschaft bei den Heimspielen (in Weinrot als dominantem Ton) und auswärts (mattes Goldgelb) in der 1. Liga optisch punkten möchte. Man darf es wohl so sehen: Die "Roten2 haben sich ihrer (farblichen) Wurzeln erinnert; die modernen, augenfälligen Zutaten von Ausrüster Under Armour – auf Funktionalität und Werbewirksamkeit ausgerichtet – bedeuten zugleich den Brückenschlag in die Gegenwart des Profigeschäfts.

Das setzt Kompromissbereitschaft voraus; Trikotpuristen etwa, die sich mit Wehmut der alten baumwollenen Zeiten ohne großen Schnickschnack erinnern, stören sich generell an den Werbeaufdrucken, die ein Rolf Gehrcke noch gar nicht kannte. Der Meisterspieler von 1954 überreichte gestern die neuen Hemden symbolisch an Florian Fromlowitz, Manuel Schmiedebach und Christian Schulz – der heute 77-Jährige hatte in der erfolgreichsten Spielzeit von Hannover 96 nach dem Zweiten Weltkrieg selbst in Weinrot gespielt.

Auch Hans Siemensmeyer und Dieter Schatzschneider, die sich in der Ära nach Gehrcke als 96er legendäre Verdienste erwarben und gestern ebenfalls auf dem Podium standen, haben Ende der achtziger Jahre die weinroten Jerseys kennengelernt. "Da gab es schon beim Anziehen den ersten Wärmeschock", erinnert sich Schatzschneider, der damals noch bequem die Größe L tragen konnte (jetzt geschätzte XXXL). Sein Urteil zum Nachfolgemodell nach mehr als 30 Jahren: "Darin kann man sich wohlfühlen."

Klubchef Martin Kind spricht sogar von der 2schönsten 96-Kollektion aller Zeiten"; eine Einschätzung, die nicht jeder teilen wird. Das Weinrot finde er "super. Wir haben lange darüber diskutiert." Das entsprechend gestaltete 96-Heimtrikot, das von heute an in allen einschlägigen Sportgeschäften zum Preis von 64,95 Euro (Kindergröße: 49,95 Euro) zu haben sein wird, soll nach Vorstellungen der 96-Verantwortlichen zum Verkaufsschlager werden.

35 000 Hemden – inklusive des Auswärtsmodells, das erst Anfang September zu haben sein wird – will der Klub laut Kind in der Spielzeit 2010/2011 an den Fan bringen – das wäre eine Steigerungsrate von weit mehr als einem Drittel im Vergleich zur vorigen Saison. Und es wäre auch ein wichtiges Argument, um Ausrüster Under Armour bei Laune zu halten. 96 müsse da in wirtschaftlicher Hinsicht "noch Hausaufgaben machen", sagte der Klubchef, der den Vertrag mit der Firma mit Hauptsitz in Baltimore (Kind: "Ein kreativer, innovativer und sehr zuverlässiger Partner") demnächst über den Juni 2011 hinaus verlängern möchte. Es sei nicht sinnvoll, den Ausrüster alle drei Jahre zu wechseln, sagte der 66-Jährige.

Dafür scheint er auch bereit zu sein, sich endgültig von früheren Marketingvorstellungen zu verabschieden. Kind hatte eine Zeit lang dafür plädiert, dass 96 und die Farbe Rot in dieser Hinsicht zusammengehören und sich dafür viel Kritik von Traditionalisten aus den eigenen Reihen eingehandelt, die die Vereinsfarben Schwarz, Weiß und Grün beschwören. Jetzt machte Kind einen Schwenk. "Die Marke ist das Logo2, sagte er gestern. Und das prangt gut sichtbar auf der Vorderseite eines jeden Trikots. Dass ein Ausrüster wie Under Armour bei seinem Partner Mut zum Farbenwechsel erwartet, ist inzwischen auch Teil des Geschäfts.

 

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