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"Meinen Rekord knacken? Das ist kaum möglich"

Normalerweise gibt Peter Anders keine Interviews. Für uns hat der heute 74-Jährige eine Ausnahme gemacht. Der Rekordprofi von Hannover 96 spricht über das Geheimnis von 496 Pflichtspielen für die Roten, einen kuriosen Spielausfall und verrät, was er sich für die kommende Saison wünscht.

/ Klub, Profis

 

Hallo Herr Anders, wo erreichen wir Sie?

Peter Anders (74):
Ich bin daheim und beschäftige mich im Haus und im Garten. Ich kann leider aus gesundheitlichen Gründen keinen Sport mehr treiben – das Knie will nicht mehr so wie früher (lacht). Aber sonst bin ich gesund.

 

Wir haben noch mal nachgerechnet: 236 Bundesligaspiele für 96, 222 Zweitligaeinsätze, 30 DFB-Pokalpartien und achtmal Messecup. Das macht sagenhafte 496 Spiele nur für die Roten, ein unglaublicher Rekord. Halten Sie heute so etwas noch mal für möglich?

Anders:
Ich hoffe natürlich, dass niemand meinen Rekord knackt (lacht). Aber im Ernst: Ich glaube, das ist kaum möglich. Es war eine andere Zeit damals (Anders spielte zwischen 1967 und 1981 für 96). Ich war fast nie verletzt, habe als Verteidiger in 496 Spielen nur zwei Rote Karten bekommen – das ist keine schlechte Quote für einen Abwehrspieler. Und ich war geschickt im Zweikampf.

496 Spiele für 96, und in allen waren Zuschauer dabei. Hätten Sie sich eine Saison wie die abgelaufene vorstellen können, in der durch die Corona-Pandemie an den letzten neun Spieltagen keine Fans mehr ins Stadion durften?

Anders:
Nein, das war für mich unvorstellbar. Und ich finde es auch traurig für die Zuschauer, den Verein und die Spieler. Es war sicher eine schwierige Zeit gerade für die Mannschaft und den Trainerstab – und wird es vermutlich auch noch etwas bleiben. Die Spieler müssen sich immer wieder neu motivieren, um gute Leistungen und damit erfolgreiche Spiele abliefern zu können – das ist ohne die Anfeuerung und Unterstützung der Zuschauer sehr schwierig. Auch wenn man das im Training ja täglich erlebt ohne Fans – im Spiel ist es noch was anderes. Ich kann mich nicht mehr an den Gegner und das Datum erinnern, aber wir hatten in meiner Zeit ein Testspiel, da war auch kein Zuschauer dabei. Das war schon eine komische Situation, so ganz ohne Reaktion von der Tribüne.

Sie haben als Profi erlebt, dass eine Partie kurzfristig wegen Krankheit von zahlreichen 96-Spielern abgesagt werden musste …

Anders:
Da haben Sie recht. Aber es hatte nichts mit einer Pandemie zu tun. Kurz vor dem Saisonauftakt 1973/74 wurden wir von einem heftigen Magen- und Darmvirus befallen. Zwei Tage vor dem Spiel gegen Alemannia Aachen waren Zweidrittel aller Spieler erkrankt, es war nicht daran zu denken, noch eine spielfähige Mannschaft zusammen zu bekommen. Der eingeschaltete Amtsarzt hat alle von uns untersucht, die letzten Untersuchungen wurden erst am Spieltag gegen 11.30 Uhr abgeschlossen.  

Wissen Sie noch, wie der Arzt damals reagiert hat?

Anders:
Er hat gesagt, dass er die Spieler nicht sporttauglich schreiben kann, weil sie sonst während des Spiels ständig das stille Örtchen aufsuchen müssten (lacht). 96 hat danach den DFB telefonisch informiert. Ich weiß noch, dass die Aachener die Idee hatten, den Anstoß durchzuführen und mit einem ohne Gegenwehr erzielten Tor einen kampflosen Sieg zu erringen. Das hat der Schiedsrichter aber Gott sei Dank nicht zugelassen. Vielleicht hat uns die Krankheit damals sogar Glück gebracht, denn wir sind in der Saison dann wieder in die Bundesliga aufgestiegen.

Sie verfolgen das aktuelle Geschehen bei Hannover 96 nach wie vor. Was erwarten Sie von Hannover 96 in der neuen Saison?

Anders:
Die 96-Mannschaft braucht einen festen Kern. Da ist die Einigung mit "Henne" Weydandt ein gutes Zeichen. Außerdem hoffe ich, dass die Sportliche Leitung das Team auf einigen Positionen verstärken kann. Der Schwung der zuletzt gezeigten Leistungen sollte möglichst mit in die neue Saison genommen werden – dann hoffe ich, dass 96 ganz oben mitspielt. Ich kann mich in die Situation der Spieler hineinversetzen, denn ich habe bei 96 ja auch sechs Jahre in der 2. Liga gespielt. Das ist nicht so einfach, dort zu bestehen und aufzusteigen.

Haben Sie noch einen sportlichen Wunsch?

Anders:
Ich wünsche mir, dass die Zuschauer wieder dabei sein können. Gerade in der spannenden 2. Liga in der nächsten Saison würde das helfen, die Fans im Rücken zu haben. Aber leider weiß ich auch nicht, wie die nahe Zukunft für den Profifußball ausschaut und wie sich das mit Corona die nächste Zeit entwickelt.
kös/hr

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