NIEMALSALLEIN

"Denke heute noch gerne an die Stadt und Fans zurück"

Drei Jahre lang schnürte Julian de Guzman von 2002 bis 2005 seine Fußballschuhe für unsere Roten - am vergangenen Donnerstag feierte der Kanadier seinen 40. Geburtstag. Lest hier, wie unser ehemaliger Mittelfeldspieler auf seine Zeit bei den Roten zurückblickt, welchen Tag er nie vergessen wird und warum er sogar "ganz passabel" Deutsch sprechen kann.

/ Klub
Julian de Guzman spielte von 2002 bis 2005 für unsere Roten. Foto: de Guzman privat

Über Kanada und Frankreich nach Deutschland
De Guzman begann in der Jugend von North Scarborough SC mit dem Fußball. "Ich habe im Alter von 5 Jahren angefangen, Fußball zu spielen und habe das Spiel geliebt. Mein Vater hat mich und meinen Bruder Jonathan trainiert, und wir haben dabei viele niederländische Filme gesehen. Als ich zwölf Jahre alt war, wurde es zu einem ernsthaften Traum, Profi zu werden. Ich habe Romario, mein Idol, bei der Weltmeisterschaft 1994, die ja in den USA stattfand, live im Spiel gegen Schweden gesehen", sagt er über den Beginn seiner Karriere.

Als Teenager wechselte Julian in die Jugendabteilung von Olympique Marseille in Frankreich. Nach seinem Wechsel zum 1. FC Saarbrücken spielte er im Mai 2001 erstmals in der 2. Bundesliga. "Die Ankunft in Deutschland war ein großer Schritt, als Kanadier in einem der wichtigsten Fußballländer der Welt spielen zu können. Das hat mich schon nervös gemacht", beschreibt er seinen Schritt nach Deutschland.

96 als Sprungbrett in die 1. Liga
Zur Saison 2002/2003 wechselte der Mittelfeldspieler zu Hannover 96 in die Bundesliga. "Nach meiner ersten Profisaison beim 1. FC Saarbrücken stiegen wir leider ab und 96 in die Bundesliga auf. Mein Vertrag lief aus und Wolfgang Geiger, der 2001/2002 Co-Trainer beim 1. FCS war, wurde Chef-Scout bei 96 und so konnte ich meinen Weg bei Hannover 96 fortsetzen. Klar war es auch eine Chance, in der Bundesliga und gegen einige der besten Spieler der Welt zu spielen" so der 40-Jährige über seinen Transfer zu 96.

De Guzman debütierte am 25.08.2002 bei der 1:3-Auswärtsniederlage beim 1.FC Nürnberg. "Ich erinnere mich heute noch, wie ich in den ersten beiden Spielen der Saison gegen den Hamburger SV und TSV 1860 München auf der Bank gesessen habe. Dann saß ich auch gegen Nürnberg wieder auf der Bank und durfte nach der Halbzeitpause aufs Spielfeld. Ich war sehr aufgeregt, endlich für Hannover 96 in der Bundesliga spielen zu dürfen. Ich habe heute immer noch das Trikot, das ich bei meinem Bundesliga-Debüt getragen habe, und ich werde es nie weggeben. Diesen Tag werde ich nie vergessen", beschreibt er heute noch freudestrahlend sein 96-Debüt.

Besondere Erinnerungen an Hannover
Unter Trainer Ralf Rangnick wurde er im Mittelfeld Stammspieler und bestritt in seiner Debütsaison 18 Spiele. In der folgenden Saison unter Rangnick und seinem Nachfolger Ewald Lienen absolvierte er 30 Einsätze und schoss auch sein erstes Tor. "Ich wollte ein professioneller Fußballspieler sein, genau wie mein Bruder Jonathan. Er wurde später sogar niederländischer Nationalspieler. Wir haben beide unsere Ziele erreicht und interessante Karrieren gemacht." Besonders in Erinnerung geblieben ist dem Kanader sein erstes Bundesligator gegen Hertha BSC am 13.09.2003. "Wir waren in Rückstand geraten, hatten ausgeglichen, bevor ich in der 80. Minute vor dem Hertha-Tor frei auftauchte, den Ball annahm und das Siegtor für 96 erzielte - es war ein unglaubliches Gefühl." Dort sei auch das bekannte Jubel-Foto von ihm geschossen worden. "Dieser Jubel begleitet mich seitdem auf der ganzen Welt. Wo immer ich wohne, wird das Foto sehr schnell aufgehängt", so de Guzman. "96 und Hannover nehmen einen ganzen besonderen Platz in meinem Herzen ein, denn dort wurde mir im Alter von 21 Jahren die Möglichkeit gegeben, Bundesliga zu spielen. Ich denke heute noch gerne an die Stadt und die Fans zurück. Meine Tochter wurde dort geboren und seitdem kann ich auch passabel Deutsch sprechen“, erinnert er sich liebevoll an seine erste Profistation.

Erster Kanadier in Spaniens Oberhaus
"Trainer Rangnick war unglaublich und hat mir sehr geholfen, mich zu einem Profi zu entwickeln. Mein bester Kumpel in Hannover war Stevie. Die Fans bei 96 waren unglaublich! Ich vermisse den Lärm, die Gesänge und den Jubel im Stadion wirklich. Es war eine Ehre, diese Erfahrung mit ihnen geteilt zu haben", blickt de Guzman fast wehmütig auf seine Zeit in Hannover zurück. Auch in der Saison 2004/2005 war er bei unseren Roten einer der besten Spieler und sorgte dafür, dass viele Vereine ihn verpflichten wollten. Nach 84 Spielen und zwei Toren für 96 wechselte er zur Saison 2005/2006 zu Deportivo La Coruña in die spanische Primera División. "Es war eine tolle Erfahrung, in einer Liga zu spielen, in der noch kein Kanadier gespielt hatte. Es war ein Traum, gegen Barcelona, ​​Real Madrid und die anderen großen Teams antreten zu können. Und als Barca-Fan erfüllt sich ein Traum, endlich einmal gegen sie spielen zu dürfen. Meine Zeit in Hannover hat mir geholfen, mich auf diese Herausforderung in einer neuen Liga vorzubereiten", erklärt der beidfüßige Allrounder seinen Schritt nach Spanien.

Deutsch-kanadische Projekte nach dem Karriereende
Im September 2009 kehrte er nach Kanada zurück und wechselte zu Toronto FC. Ab Juli 2012 spielte er für den FC Dallas in den USA, wo sein Vertrag Anfang Dezember 2012 auslief. Ende Januar 2013 unterzeichnete de Guzmán einen Vertrag beim Zweitligisten SSV Jahn Regensburg bis zum Ende der Saison 2012/2013. Bereits im Sommer 2013 verließ er nach dem Zweitligaabstieg Regensburg und wechselte zu Skoda Xanthi in die griechische Liga. 2015 kehrte er nach Kanada zurück, wo er für Ottawa Fury spielte, bevor er im Winter 2016 seine aktive Karriere beendete. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere wurde Julian de Guzmán im Januar 2017 zunächst Co-Trainer bei Ottawa Fury FC - und im August schließlich Cheftrainer. Bitter war es für ihn, im November 2019 das Ende des Vereins bekannt geben zu müssen.

"Aktuell arbeite ich an einigen Fußballprojekten. Ich habe kürzlich eine Fußballanlage in Ottawa gekauft, die einer deutschen Gruppe namens Maple Leaf Almrausch Club gehörte. Seit über 55 Jahren beschäftigt man sich dort mit Fußball und bayerischem Volkstanz." Die Zusammenarbeit sei "eine coole Gelegenheit, all die Bundesliga-Trikots aufzuhängen, die ich im Laufe meiner Karriere gesammelt habe." Aktuell arbeite er auch daran, eine Fußballmannschaft in der unteren Liga in der Provinz Ontario aufzubauen. "Die Entwicklung des Spiels in Kanada zu unterstützen, ist für mich als ehemaliger Profi und Kanadischer Nationalspieler eine Mission", beschreibt de Guzman seine aktuelle Aufgabe. Eine Mission bei der wir Dir viel Erfolg wünschen, Julian!
dk

NEWSCENTER
RSS Feed
Fanartikel
Business
Arena
Datenschutz
Kontakt
Medien
Sitemap
Tickets
Navigation
Schließen