Von Norbert Fettback
Hannover. Willkommen zur klubinternen Personalversammlung in kurzen Hosen! Die Länderspiele 2007 sind Geschichte, stattdessen rückt die Bundesliga für vier Spieltage zum Jahresausklang noch einmal in den Fokus, und bei Hannover 96 üben sie seit gestern Nachmittag fast in gewohnter Mannschaftsstärke den Schulterschluss. Auch Robert Enke und Mike Hanke mischten sich wieder unters Trainingsvolk, nachdem sie für eineinhalb Wochen das Nationaltrikot getragen hatten. Altin Lala wird heute folgen und sich nach dem 1:6 des albanischen Teams in Rumänien wohl auch auf ein bisschen Spott gefasst machen müssen. Frotzeleien und Spaß gehören im Fußball dazu, bei den „Roten“ sowieso, bei denen es in der Bundesliga lange nicht so wenig zu meckern gab wie in diesem Spieljahr.

Morgen geht es gegen den Tabellennachbarn und deutschen Vizemeister Schalke 04. 96-Trainer Dieter Hecking kann seine Vorfreude darauf nicht verbergen und hat aus gutem Grund daran erinnert, seine Mannschaft habe „in dieser Saison sehr viel richtig gemacht“. Er hat in diesem Zusammenhang auch Worte wie Leidenschaft, Mut und Entschlossenheit gebraucht – und mit ihrer Hilfe soll auch morgen in der ausverkauften AWD-Arena das erhoffte rote Erfolgspuzzle zusammengesetzt werden. Bei Hecking hört sich das so an: „Wir werden alles dafür tun, um zu gewinnen.“

Sein Chef hätte nichts dagegen, wohl aber einer seiner besten Freunde. Martin Kind, der oberste 96er, meinte gestern, ein Sieg würde ihn glücklich machen. Für Mirko Slomka, Heckings Kollegen auf Schalke und seit gemeinsamen hannoverschen Tagen für ihn mehr als nur ein guter Bekannter, hätte dies aber neues Ungemach zur Folge. Seit fünf Spieltagen laufen die „Königsblauen“ schon vergeblich einem Dreier hinterher; das Ziel, sich erneut für die Champions League zu qualifizieren, hat der Tabellensiebte zurzeit aus dem Blickfeld verloren. Stattdessen wird Slomka immer häufiger mit unangenehmen Fragen konfrontiert. Dem 40-Jährigen bleibt keine andere Wahl, als die Flucht nach vorn anzutreten und sich in die Winterpause zu retten. „Wir müssen die nächsten vier Spiele gewinnen“, sagt er. Morgen soll’s damit losgehen, ausgerechnet in seiner Heimat Hannover, bei seinem Kumpel Dieter!

Hecking ist merklich bemüht, dieses Thema zu umdribbeln. Über die Freundschaft der beiden und ihrer Familien sei schon so viel geschrieben worden, sagt er. Und es sei ja nicht so, „dass wir jede Woche zusammenhocken“. Diese Woche fällt insofern aus dem Rahmen: Erst am Mittwoch saßen beide in Frankfurt beim Länderspiel nebeneinander auf der Tribüne, und morgen treffen sie sich erneut.

Doch für persönliche Befindlichkeiten ist in der Bundesliga kein Platz. „Beide sind Profis“, sagt 96-Klubchef Kind. „Da wird ihre Freundschaft mal für 90 Minuten außer Kraft gesetzt.“ Auch Stürmer Hanke, als früherer Schalker diesem Klub durchaus zugetan, hat nur ein Ziel: „Wir wollen uns mit einem Sieg oben festsetzen.“ Morgen zählt der Erfolg.

Training heute: 14.30 Uhr, Mehrkampfanlage.