NIEMALSALLEIN

22-jähriger Mittelfeldspieler lässt sich vom vielen Pech nicht unterkriegen - und bietet Kritikern Paroli

 

Die magische 50-Spiele-Marke ist eine Richtlinie dafür, ob es ein junger Spieler geschafft hat, sich in der Bundesliga zu etablieren. Jan Rosenthal hat diese Grenze längst überschritten. 56-mal stand der 22-Jährige für Hannover 96 auf dem Platz, und hätte er im dritten Jahr seiner Profikarriere im September 2008 nicht diese vermaledeite Reise mit der „U 21“-Nationalelf nach Moldawien mitgemacht, er hätte sicherlich weit mehr als nur vier Hinrundeneinsätze vorzuweisen. Doch jetzt ist „Rosi“ wieder da, er ist fit und sprüht im Trainingslager vor Spielfreude und Tatendrang.

„Es passt zurzeit alles“, sagt der Mittelfeldspieler. „Ich wünsche mir, dass er seinen Elan auf die Mannschaft übertragen kann – und dass er verletzungsfrei bleibt“, sagt Dieter Hecking. Lange musste der Trainer auf Rosenthal verzichten. Zu Saisonbeginn war er gegen Schalke und Stuttgart dabei, danach setzte ihn eine Magen-Darm-Grippe, die er sich in Moldawien eingefangen hatte, außer Gefecht, vor dem Bayern-Spiel zog er sich beim Aufwärmen einen Muskelfaserriss zu.

Kurz vor dem Ende der Hinrunde meldete er sich nach sechswöchiger Reha zurück und musste feststellen, dass sich eine Menge geändert hatte. „Ich war wieder fit, der ganze Mist war vorbei, und ich hatte mich wahnsinnig darauf gefreut, wieder zu spielen“, sagte Rosenthal, den bei seiner Rückkehr die „negative Stimmung beim Team und im Umfeld“ überraschte. „Es war deutlich zu sehen, was der Mannschaft fehlt.“ Doch davon wollte sich Rosenthal nicht anstecken lassen. „Ich hatte die Fitness und hatte gut trainiert. Dass ich dann gegen Wolfsburg spielen durfte, war eine Belohnung und für mich auch ein Wink des Schicksals“, sagt er.

Zum Glück, denn so wurde die Bundesliga um eine weitere Anekdote reicher. Die letzten zehn Minuten stand Rosenthal im 96-Tor – Florian Fromlowitz hatte die Rote Karte gesehen –, und in seiner ersten Aktion als Aushilfs-Keeper parierte „Rosi“ einen Elfmeter. „Das war schon etwas Besonderes“, sagt der 22-Jährige, der jedoch lieber im Mittelfeld für Furore sorgen will. Dass ihm das in der Rückrunde gelingt, davon ist er überzeugt. Dafür will er kämpfen und, wenn es sein muss, sich auch wehren. Den Vorwurf, sein Spiel sei zu risikoreich, lässt er jedenfalls nicht gelten: „Ich habe den Eindruck, dass man bei mir weniger auf die Sachen schaut, die ich kann, sondern in erster Linie auf die Ballverluste achtet. Die Ballgewinne in Szenen, in denen ansonsten kaum einer den Ball bekommen würde, zählt keiner mit. Mir ist schon bewusst, dass ich noch nicht die optimale Mischung gefunden habe.“

Sätze wie „Einfach spielen, ,Rosi‘!“ kann er nicht mehr hören. „Ich weiß, was ich da mache. Und ich weiß auch, dass ich im ersten Rückrundenspiel gegen Schalke, wenn ich spielen sollte, nicht jeden Ball im Harakiri-Stil nach vorne spielen werde.“ Wenn er etwas probiere und versuche, eine Situation nicht mit einem Querpass, sondern optimal zu lösen, dann „wird das von vielen so gesehen, als sei ich zu doof, um einfache Bälle zu spielen“. Rückendeckung bekommt Rosenthal auch vom Trainer. „Ich habe sein Vertrauen und weiß, dass ich ruhig etwas probieren darf“, sagt er. Talent sei keine Frage des Alters, meint Rosenthal: „Entweder man hat es – oder nicht.“

VON CHRISTIAN PURBS

 

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