NIEMALSALLEIN

Wie nach dem 3:3 gegen den VfB Stuttgart die erste Elf der „Roten“ umgebaut wird.

 

Ob das spektakuläre 3:3 des Fußball-Bundesligisten Hannover 96 gegen den VfB Stuttgart tatsächlich schon die erhoffte Stimmungs- und Trendwende markiert, wird erst das Ergebnis gegen Mönchengladbach am Sonnabend zeigen. Dass das Remis aber Anlass für erneute und dauerhafte Umstellungen im Team liefert, ist jetzt schon absehbar. Trainer Dieter Hecking muss gar nicht in allen Fällen unglücklich darüber sein. Denn auch wenn Innenverteidiger Mario Eggimann leistungsbedingt wohl erst mal nicht zur ersten Elf zählt, sorgt doch auch eine merkliche Entspannung der Lazarett-Lage dafür, dass 96 auf mancher Position die Wahl zwischen mehreren Kandidaten hat – ein lange vermisster Luxus.

Das Sturmduell

Nimmt man die nackten Zahlen zum Maßstab, dann ist der Platz im 96-Angriff vergeben. Mit dem Treffer gegen den VfB Stuttgart ist Mikael Forssell im Privatduell mit Mike Hanke mit 4:2 in Führung gegangen. Auch die Zwischenbilanz als Vorlagengeber (4:0) spricht für den Finnen. Hankes 70-minütiger Auftritt am vergangenen Sonnabend, bei dem vom früheren Nationalspieler keinerlei Gefahr für den VfB ausging und er ein weiteres Mal Spritzigkeit und Ballsicherheit vermissen ließ, hat seine Kritiker in ihrer Meinung bestärkt. Mit Forssell, der Hankes Platz einnahm, kam Bewegung ins 96-Angriffsspiel; auch wenn es beim 27-Jährigen immer noch nicht richtig rund läuft, so scheint er doch endlich warm zu werden in seinem neuen Team. Dass es nun ausgerechnet nach Mönchengladbach geht, wo er 2003 in seinem ersten Bundesligajahr zum Liebling der Fans wurde, dürfte ihn eher beflügeln denn bremsen. Und Hanke und Forssell Seite an Seite? Eine unwahrscheinliche Variante, zumal Dieter Hecking erst dieser Tage wieder erklärt hat, beide ähnelten sich in ihrer Spielweise zu sehr.

Ein Selbstläufer

Dauerbaustelle Innenverteidigung: Gegen den VfB Stuttgart dauerten die Schachtarbeiten am eigenen Untergang 34 Minuten. Dann übernahm beim Stand von 0:2 Christian Schulz für Mario Eggimann, und endlich war so etwas wie ein tragfähiges Fundament zu erkennen. Zweikampf- und kopfballstark, Blick für den Mitspieler, Pässe nach vorne, die ankommen – das Kontrastprogramm zum Schweizer: Nicht zuletzt dank Schulz stand 96 wieder auf. Wenn alle Besetzungsfragen wie in diesem Fall so klar erscheinen würden, hätte Dieter Hecking manche Sorge weniger. Schulz hört es zwar selbst nicht so gern, doch als Innenverteidiger ist er für 96 in dieser Saison ohnehin am wichtigsten. Bereits siebenmal hat er auf dieser Position seit dem 1. November 2008 (3:0 gegen den Hamburger SV) gespielt, enttäuscht hat er dabei nie. Um Eggimann nicht ganz zu demontieren, sollte ihn Hecking als Bankdrücker mit nach Mönchengladbach nehmen.

Projekt: „Je oller, je doller“

Das Comeback der „Roten“ gegen den VfB Stuttgart ist nicht erklärbar ohne den Hinweis auf das Comeback von Michael Tarnat. Während des langen, verletzungsbedingten Ausfalls des routinierten 96-Linksverteidigers hatte das 96-Publikum immer mehr Gefallen an den Leistungen und der positiven Entwicklung von Talent Konstantin Rausch gefunden. Aber gibt es einen besseren Beweis für Tarnats Qualitäten als den Auftritt gegen Stuttgart? Ohne das präzise dosierte Piesacken von Oldie Jens Lehmann im VfB-Tor hätte Jiri Stajner den Anschlusstreffer so nicht erzielen können. Bei jedem Einwurf ergaunerte Tarnat mindestens fünf Meter Raumgewinn. Und dann war da ja auch noch die Watsche für Ciprian Marica („Ich meine, da war eine Fliege an seinem Kopf…“), die physisch harmlos, aber psychisch eben doch ein kleiner Wirkungstreffer war – keiner im Team hat das so drauf wie Tarnat, und deshalb soll er auch in Mönchengladbach und danach spielen. Rausch wird die Spielpause verkraften. Das Projekt „Jugend forsch“ geht ja weiter – und zwar in der 1. Liga. Dafür sorgt 96 mit dem Tarnat-Projekt „Je oller, je doller.“

Bei allem, was Recht(s) ist

Weder Sergio Pinto noch Steve Cherundolo, der jetzt nach seiner Verletzung wieder fit wird, haben auf der Außenposition der Viererkette bislang überzeugt. Natürlich sind die durch Pintos „Tor des Monats“ gegen Schalke 04 gesicherten drei Punkte überaus wertvoll. Doch in den beiden jüngsten Partien hinterließ er keinen guten Eindruck. Gegen den VfB Stuttgart führten seine Fehler zu zwei Treffern des Gegners und weiteren Chancen. Gut, dass nun Cherundolos Rückkehr nach seiner Verletzung dem Trainer eine Wahl gibt: Pinto hat seine Stärken in der Offensive und kann das 96-Spiel auf der rechten Seite beflügeln. Cherundolo ist stärker in der Defensive. Und auf die könnte es ankommen, denn der direkte Gegenspieler wird wohl der inzwischen vielbeachtete Nationalmannschaftsaufsteiger Marko Marin sein.

VON NORBERT FETTBACK UND VOLKER WIEDERSHEIM

 

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