NIEMALSALLEIN

Die Bayern haben ein Torwartproblem - und 96 möglicherweise mit Robert Enke die Lösung / 8,5 Millionen Euro sind zu wenig

 

Eine der am häufigsten gestellten Fragen nach dem 2:0-Sieg von Hannover 96 gegen Hertha BSC in der AWD-Arena lautete: „Wie haben denn die Bayern gespielt?“ Auf die Antwort – 4:0 gegen Frankfurt gewonnen – folgte dann in der Regel die schnelle Nachfrage: „Und wer hat im Tor gespielt?“

Im Tor der Münchener stand Jörg Butt, und auch heute, im Champions-League-Rückspiel gegen den FC Barcelona, wird der 34-Jährige – und nicht Michael Rensing – zwischen den Pfosten stehen. Damit ist klar: Der Tausch im Bayern-Tor war nicht eine kurzfristige Laune von Trainer Jürgen Klinsmann, sondern es steckt mehr dahinter. Das sieht mit Robert Enke auch der Mann so, dessen Name am langen Osterwochenende im Zusammenhang mit dem Münchener Torwarttheater immer wieder auftauchte: „Es hat mich überrascht, dass Michael Rensing gegen Frankfurt nicht gespielt hat. Es sieht fast so aus, dass die Bayern was machen werden …“

Enke betonte zwar, dass „das im Moment nichts mit mir zu tun hat. Es gibt keinen Kontakt zu den Bayern und zu keinem anderen Verein.“ Doch auch er weiß natürlich, dass die Bayern bei der Torwartsuche für die neue Saison nicht an ihm vorbeikommen. Auch Martin Kind weiß das und hat für den Fall der Fälle Gesprächsbereitschaft signalisiert, was ihm in der „Bild am Sonntag“ die Schlagzeile „Hannover bietet Enke den Bayern an“ einbrachte.

Das ist überspitzt, denn natürlich würde 96 seinen besten Mann am liebsten lebenslang an den Klub binden. Aber Kind muss nicht nur die sportliche, sondern auch die wirtschaftliche Gesamtsituation im Blick haben. Und dass bei ihm zudem Dankbarkeit für Enkes Leistungen eine Rolle spielt, ist in dem Fußballgeschäft zwar eher ungewöhnlich, zeugt aber von menschlicher Größe. Diese Dankbarkeit und das Wissen darum, wie gerne Enke international spielen und die Nummer 1 im Nationaltor bleiben möchte, sind für Kind Verpflichtung, nicht gleich aufzulegen, sollten die Bayern zum Telefonhörer greifen – was sie bislang nicht getan haben.

Die Gefahr, dass die Münchener Kind und 96 bei möglichen Verhandlungen über den Tisch ziehen, ist ohnehin relativ gering. Die Bayern haben ein (Torwart)-Problem, und die Hannoveraner möglicherweise die Lösung. Und die will sich Kind, sollte es zu Gesprächen kommen, vergolden lassen. Experten taxieren den Marktwert von Enke auf 8,5 Millionen Euro. Das ist sehr viel für einen Torhüter, der 31 Jahre alt ist. Weil Enke aber einen Vertrag bis Sommer 2010 hat und Hannover 96 bei einem Weggang einen zweiten Torhüter kaufen müsste, wird Kind bei 8,5 Millionen Euro vermutlich nicht zucken. Zweistellig, so lassen sich seine Äußerungen interpretieren, müsste die Ablösesumme von den Bayern schon sein.

Enke ist klug genug, die ohnehin zahlreichen Spekulationen nicht anzuheizen. „Bevor wir mit Hannover 96 nicht die Klasse gerettet haben, geht es mir nicht um irgendwelche Zukunftsgedanken“, sagt er, „es wäre absolut unseriös und verantwortungslos von mir, in der jetzigen Situation, in der es um die Existenz von 96 in der 1. Liga geht, irgendetwas anderes im Kopf zu haben als meine tägliche Arbeit hier.“ Einen „egoistischen Gedanken“ erlaubt sich Enke dann aber doch: „Ich möchte, dass wir nicht den Relegationsplatz belegen, damit ich mit der Nationalmannschaft nach Asien fahren kann.“

VON HEIKO REHBERG UND NORBERT FETTBACK

 

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