NIEMALSALLEIN

Wiese macht den Weg frei

 

Robert Enke konnte sich das DFB-Pokal-Halbfinale zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen gemütlich auf dem heimischen Sofa ansehen – und durfte sich am späten Mittwochabend, kurz nach 23 Uhr, doch ein bisschen als Sieger fühlen. Als Tim Wiese im Elfmeterschießen den dritten Versuch des HSV parierte, machte der Bremer Torhüter sozusagen den Weg für Enke frei: Weil Wiese, einer von Enkes Konkurrenten um die Nummer 1 im deutschen Nationaltor, nun am 30. Mai mit Werder im Berliner Olympiastadion im Pokalfinale spielt und weil in dieser Partie Leverkusens Rene Adler auf der anderen Seite im Tor steht, ist der Hannoveraner Enke der einzige Nationaltorwart, der für die Asienreise der Nationalmannschaft vom 26. Mai bis zum 3. Juni zur Verfügung steht.

Und plötzlich bekommt die Torwartdebatte in der Nationalelf einen ganz neuen Dreh. Für die beiden Spiele in China am 29. Mai und in den Vereinigten Arabischen Emiraten am 2. Juni muss sich Joachim Löw noch einen oder zwei Torhüter suchen, die bislang nicht auf seinem Zettel standen – denn Manuel Neuer, als vierter Mann ebenfalls im Blickfeld des Bundestrainers, bereitet sich zu dieser Zeit auf die „U 21“-Europameisterschaft vor und kann auch nicht mitreisen.

Ein alter Bekannter hat sich sehr schnell daran erinnert, dass ihm das Nationaltrikot noch gut steht, wie er findet, und sich gestern mal wieder via „Bild“-Zeitung ins Gespräch gebracht. „Wenn die Nationalmannschaft Bedarf hat, einen Torwart wie mich auf die Reise mitzunehmen, dann wird man auf mich zukommen“, sagte Jens Lehmann, was getrost übersetzt werden darf mit der Aufforderung an den Bundestrainer: „Jogi“, ruf mich an.

Einen Torwartkrieg-erfahrenen Egoisten wie Lehmann nach Asien mitzunehmen, wäre im Sinne des Mannschaftsklimas sicherlich keine gute Idee, deshalb wird sich Löw vermutlich für einen oder zwei Kandidaten entscheiden, die diese Reise als Bonbon für eine gute Saison verstehen, daraus mit Blick auf die WM im nächsten Jahr aber keine größeren Ansprüche ableiten. Denkbar wäre zum Beispiel eine Einladung für den Bielefelder Dennis Eilhoff, eine der Entdeckungen dieser Saison, oder für den Dortmunder Roman Weidenfeller.

Enke würde jedenfalls als Nummer 1 ins Flugzeug steigen und könnte weiter Pluspunkte im Kampf um einen Stammplatz im deutschen Tor sammeln. Allerdings gibt es da noch einen kleinen Haken: Seine Vereinsmannschaft muss ihm die Reise erst noch ermöglichen. Muss Hannover 96 als Drittletzter der Bundesliga noch gegen den Dritten der 2. Liga in der Relegation um den Klassenerhalt kämpfen (Hinspiel am 29. Mai, Rückspiel am 1. Juni), stünde auch Enke für die Asienreise nicht zur Verfügung.

Aber das wäre dann eine ganz andere Debatte.

VON STEFAN KNOPF

 

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