Bei 96 kommt es zwischen Fans und Spielern immer mal wieder zu empfindlichen Beziehungsstörungen. So auch Sonnabend nach dem Sieg gegen Köln, als die Mannschaft, angeführt von Kapitän Robert Enke, nach kurzem Applaus vor der Nordkurve abdrehte. Das erinnerte an die Saison 2006/2007, als die Spieler sich über den Jubel-Boykott gegen die Bayern ärgerten und wenige Wochen später die Saisonabschlussparty schwänzten. Ein Grund für die geplatzte Feier diesmal waren Pfiffe gegen Mike Hanke während des Spiels. Dass die Mannschaft gleich die komplette Nordkurve abstrafte, „hat mich ehrlich gesagt auch gewundert“, sagt der 96-Fan-Beauftragte Frank Watermann.

Er sucht nun nach Kompromissen: „Nicht alle pfeifen. Es sind vielleicht 25 Prozent, die gegen Hanke pfeifen. Meine Aufgabe ist es, Mike zu sagen, dass nur ein kleiner Teil der Kurve pfeift. Vielleicht geht er dann doch wieder hin.“ Watermann vertritt die Mehrheitsmeinung, was die Pfiffe gegen eigene Spieler während des Spiels betrifft. „Muss nicht so sein“, findet Watermann. „Nach dem Spiel kann man das machen. Für Mike ist das schwierig, es läuft halt nicht, wie er sich das vorstellt.“ Aber viele Fans seien halt enttäuscht über den Gesamtverlauf der 96-Saison.

Schwierig wird die Beziehung zwischen Fans und Mannschaft noch einmal, wenn es Richtung Saisonende geht. Wie im vergangenen Jahr plant 96 keine Abschlussparty im Rahmen des letzten Heimspiels gegen Wolfsburg (16. Mai), stattdessen wirds eine große Saisoneröffnung am 4. Juli geben. Viel zu feiern gäbe es nach dieser Saison ohnehin nicht. „Wenn wir was machen, dann was Kleines“, erklärt Veranstaltungschef Thorsten Meier.

„Wir sprechen mit den Fans.“ Wegen der Verstimmungen zwischen Kurve und Mannschaft will Trainer Dieter Hecking jedenfalls „kein Fass aufmachen“. „Ich kann beide Seiten verstehen“, sagt er. „Nach diesem Spiel klatschen, winken und reingehen, das war auch die richtige Reaktion.“

VON DIRK TIETENBERG