NIEMALSALLEIN

Robert Enke sah gar nicht gesund aus zwei Stunden nach dem blutigen Sportunfall. Blass um die Nase, Ringe unter den Augen, ein Turban schmückte seinen Schädel zum Schutz der mit zwölf Stichen genähten Kopfwunde.

 

„Der da wars“, sagte er düster und zeigte auf Mario Eggimann. Der Schweizer hatte Enke in Bielefeld im Vorbeilaufen mit einem Stollen die Kopfhaut aufgeritzt (34. Minute) – und damit versehentlich Enkes Teilnahme an der Asien-Reise der Nationalmannschaft gefährdet. Nach dem Kahnbeinbruch im Oktober drohte die nächste Länderspielpause für Enke. „Aber ich denke nicht, dass mich das davon abhält, zur Nationalmannschaft zu fahren“, meinte Enke.

Vor einem Jahr zog der Stollen des Duisburgers Maicon einen handbreiten Riss auf Enkes Kopf. Sollte er besser einen Kopfschutz zulegen, wie ihn Tschechiens Nummer eins Petr Czech trägt? „Ich habe oft darüber nachgedacht“, gestand der 96-Kapitän, „weil immer was passieren kann.“ Ob mit oder ohne Schutz, Enke will unbedingt in Asien spielen. Er telefonierte noch am Sonnabend mit dem Bundestrainer. Seine Botschaft: Alles nicht so schlimm. Nun muss Joachim Löw beurteilen, ob er den 96-Kapitän mit frischen Stichen am Kopf schon am Freitag in Schanghai gegen China ins Tor stellt.

Heute schaut 96-Arzt Wego Kregehr noch einmal nach der Wunde, morgen fliegt Enke mit der Nationalmannschaft von Frankfurt Richtung Asien. Schon heute fährt übrigens Enkes 96-Ersatz Florian Fromlowitz nach Rottach-Egern zum U-21-Trainingslager im Vorfeld der EM in Schweden. Auch Fromlowitz, der in Bielefeld stark hielt, kämpft um einen Stammplatz.

In Asien wird Enke auf keinen Fall beide Duelle gegen China und in Dubai gegen Vereinigten Arabischen Emirate (2. Juni) durchspielen. Löw gab Schalkes Manuel Neuer eine Einsatzgarantie. „Ob eine Hälfte oder über 90 Minuten, weiß ich aber noch nicht“, sagte Löw. Es ist immerhin ein Trost für den 96-Kapitän, dass er trotz zwölf Zentimeter langer Risswunde mit nach Asien fliegt. Auf der langen Reise kann er sich überlegen, ob ein Torwart-Helm nicht schicker wäre als die vielen langen Narben auf seinem Kopf.

VON DIRK TIETENBERG

 

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