NIEMALSALLEIN

Das gesamte HSV-Personal war zur Rudelbildung am Mittelkreis angetreten. Mittendrin Schiedsrichter Jochen Drees, und man brauchte kein Mikrofon, um zu ahnen, was sie sagten oder meinten: Du hast uns den Sieg geklaut!

 

Die Hamburger hatten ein Spiel nicht gewonnen, das sie gewinnen mussten. Oder anders herum – 96 hatte einen Punkt geholt, den man nur holt, wenn man den Papst in der Tasche hat, wie man so sagt. Oder wenn der Trainer vorher in der Kirche 96 Kerzen angezündet hat. Oder wenn man einen abgezockten Typen wie Jiri Stajner (siehe Bericht nächste Seite) hat. Aber erstmal lief auch bei Stajner nichts – der HSV kam leicht zur Führung durch Marcell Jansen (15.). 96 fand nicht statt.

Jan Rosenthal und Hanno Balitsch, die zuletzt in Köln das Mittelfeld regiert hatten, rannten nur hinterher. Der HSV hatte die Zentrale im Griff. Zé Roberto, Piotr Trochowski und Jansen waren die Chefs auf dem Platz. Der schnelle Eljero Elia war von der Abwehr nicht zu packen. Ein 96-Tor konnte nur nach einem Standard fallen, so wenig, wie aus dem Spiel heraus zusammenpasste. Didier Ya Konan (26.) köpfte den Eckball von Constant Djakpa ein – ein Standard der ivorischen Art. Ya Konan musste aber verletzt ausgewechselt werden (36.). So blieb nur noch ein Spieler der Elfenbeinküste übrig und damit nur noch ein Stürmer – Stajner.

96-Trainer Andreas Bergmann wechselte Sofian Chahed ein und schob Sergio Pinto als zweiten Zehner neben den schwachen Rosenthal vor. Das funktionierte aber nicht wirklich. Die erneute HSV-Führung war zwar glücklich vom Zeitpunkt her (44.), aber verdient. "Auch in der zweiten Halbzeit war es von uns nicht die ganz große Leistung", gab Bergmann zu. Aber der HSV machte kein Tor mehr. Tunay Torun traf den Pfosten (52.), Robert Enke rettete gegen Zé Roberto (77.). Der HSV war nun nicht mehr so dominant, schließlich wars schon sein 21. Pflichtspiel. 96 wurde nicht besser, aber das Spiel hektischer. Wenn man so will, entschieden die Zuschauer die Partie mit. Die Unzufriedenheit in der mit 49 000 Fans ausverkauften AWD-Arena richtete sich immer stärker gegen den Schiedsrichter – und der wankte. Jochen Drees hatte dem HSV schon einen Vorteil abgepfiffen, Elia wäre allein aufs Tor zugelaufen.

Dann stoppte Cherundolo Aogo, Drees hätte Foul pfeifen können. Der direkte Konter landete bei Stajner – der sich in Rincón reinschraubte und abhob, als springe er per Fallschirm aus 4000 Meter Höhe ab. "Das hat mit Angst zu tun, da Elfmeter zu pfeifen", umschrieb Labbadia vorsichtig die Szene. "Der Spieler war nur auf einen Elfer aus. Das muss der Schiedsrichter erkennen." Tatsächlich hatte Labbadia andere Worte gewählt, weshalb ihn der Schiedsrichter auf die Tribüne schickte. Man ahnt, welche. Auch Bergmann kam später zu dem Schluss, dass "es eher weniger ein Elfmeter war". Der brachte auch noch einen "sehr glücklichen Punkt für uns". Nichts schöngeredet zu haben, das war gestern noch die beste 96-Leistung.

 

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