NIEMALSALLEIN

Interview mit Hanno Balitsch

 

Herr Balitsch, Sie waren nicht nur ein Teamkamerad von Robert Enke, sondern mit ihm befreundet. Für viele ist es schwer vorstellbar, dass die Mitspieler von den Depressionen gar nichts bemerkt haben.
Es gab mich und einige wenige in der Mannschaft, die von Roberts Problemen wussten. Aber längst nicht alle. Wie sein Therapeut Valentin Markser berichtet hat, hat Robert ja nach außen ein ganz anderes Bild abgegeben. Aber ich möchte ganz klar sagen: Robert war im Team nicht allein.

Wer wusste davon?
Robert hat vor einigen Monaten die beiden Physiotherapeuten Ralf Blume und Markus Wittkop ins Vertrauen gezogen. Und mich auch.

Wie haben Sie reagiert?
Er hat bei uns immer ein offenes Ohr gefunden. Wir sind ja keine Spezialisten, wir wollten einfach nur da sein. Und wir hatten die Sicherheit, dass er die absolut professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, die wir ihm nicht bieten konnten. So wurden wir seinem Vertrauen gerecht. Auch gegenüber Teresa Enke und der Familie.

Und haben Sie in jüngster Zeit die Gefahr bemerkt, Enke könnte sich umbringen?
Nein. Jeder hat mal ein Down. Aber Robert war ja hier in Hannover vier, fünf Jahre frei von depressiven Schüben. Erst zum Schluss kam wieder so ein Schub. Da hat er dann auch uns gegenüber wieder zugemacht.

Haben Sie ein unsichtbares Sicherheitsnetz um ihn geknüpft?

Nein, das nicht. Aber wir konnten schon auf ein paar Dinge achten. Etwa als Robert sich nach dem ersten Saisonsieg in Nürnberg durch acht TV-Interviews quälen musste, während die Mannschaft in der Kabine den Sieg feiert. Danach haben wir diese Aufgaben besser verteilt.

Das hört sich nicht danach an, was nach dem Tod Enkes teils auch zu hören war: dass im Profifußball jede Schwäche gleich unbarmherzig ausgenutzt wird.

Dass Robert sich überhaupt offenbart hat, zeigt, dass die Mannschaft ein gut geknüpftes Netz ist, in das er sich fallen lassen konnte.

Was halten Sie denn mit diesem Wissen von der Forderung etwa von DFB-Chef Theo Zwanziger nach mehr Menschlichkeit im Leistungssport?
Ich bin da ehrlich gesagt sehr skeptisch, wie das gehen soll. Wie soll man aus dem Leistungsgedanken rauskommen, wenn das ganze System auf Leistung ausgerichtet ist?

Sie haben im Mannschaftsbus bisher immer neben Robert Enke gesessen. Bleibt der Platz auf der Fahrt zum Spiel in Schalke leer?
Ja. Ich habe mit dem Busfahrer schon darüber gesprochen. Das ist so geplant.

 

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