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Nach acht Tagen Winterpause legt Hannover 96 schon wieder los: Die HAZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

 

Trainingsbeginn noch im alten Jahr – das ist ungewöhnlich. Warum beginnt Hannover 96 schon so früh mit der Vorbereitung auf die Rückrunde?
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli 2010) drängt zur Eile. Bereits am 8. Mai endet die Saison 2009/2010 – für 96 mit einem Auswärtsspiel in Bochum. Um der Nationalmannschaft genug Zeit zur Vorbereitung zu geben, sputet sich die Liga und beginnt nicht wie sonst Ende Januar mit der Rückrunde, sondern bereits Mitte Januar. 96 legt am 16. Januar mit dem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin wieder los; entsprechend früh ist der Trainingsbeginn, und entsprechend kurz – nur acht Tage – war die Winterpause für die 96-Profis. Mit dem SC Freiburg, Borussia Mönchengladbach, dem VfB Stuttgart, 1. FC Köln und 1. FC Nürnberg sind die "Roten" damit die Frühstarter. Bayern München übrigens macht bis zum 3. Januar Winterpause – genau wie die Berliner.

Gibt es wie in jedem Jahr ein Trainingslager im sonnigen Süden?
In den vergangenen Jahren war 96 Stammgast in Spanien und Portugal, diesmal bleibt der Verein zu Hause. "Wenn wir hier kein Schneechaos kriegen, bleiben wir auch in Hannover", sagt 96-Trainer Andreas Bergmann. Allein zu Haus ist 96 nicht – auch 1899 Hoffenheim und Spitzenreiter Bayer Leverkusen bleiben im Lande. Alle anderen brechen in den Süden auf, bevorzugt nach Spanien (sieben Klubs) und in die Türkei (drei Klubs). Den weitesten Weg nehmen der FC Bayern und Werder Bremen (beide nach Dubai) und der VfL Wolfsburg (Kurztrip nach Südafrika) auf sich.

Welche Testspiele bestreitet 96 vor dem Rückrundenstart am 16. Januar?
Es ist hoffentlich kein schlechtes Omen, dass die Mannschaft gegen zwei Zweitligisten testet. Am 5. Januar (19.30 Uhr) tritt 96 bei Union Berlin an, am 9. Januar ist Rückrunden-Generalprobe bei Arminia Bielefeld (15 Uhr). Beide Gegner zählen in der 2. Liga zu den Aufstiegskandidaten. Ein dritter Test ist nicht geplant.

Muss man sich um die "Roten" Sorgen machen in der Rückrunde?
Um die Frage zu beantworten, reicht ein Blick auf die Tabelle. Mit 17 Punkten liegt Hannover 96 auf dem 14. Platz – nur einen Zähler besser als der VfL Bochum auf dem Relegationsrang 16. Sportdirektor Jörg Schmadtke spricht von einer "ernsten Situation", die Leistungen in den letzten Spielen des Jahres (3:5 in Mönchengladbach und 2:3 gegen Bochum) waren besorgniserregend, zumal die Mannschaft wieder in den alten Trott verfiel, Spiele mit möglichst wenig Aufwand und weitgehend frei von Disziplin und taktischen Marschrichtungen zu bestreiten. Und man muss auch nicht groß herumrechnen: Bleibt 96 seinem bisherigen Motto treu – ein Punkt pro Spiel –, dann ist die Gefahr riesengroß, am 8. Mai das vorerst letzte Erstligaspiel zu bestreiten. Vor dem gestrigen Trainingsauftakt hat Bergmann sein Team in einer längeren Ansprache auf die kritische Situation hingewiesen: "Wir müssen hart arbeiten und die Tragödie um Robert Enke jetzt abhaken", sagte der Coach.

Warum ist ein guter Start ins Jahr 2010 für 96 so wichtig?
Von den ersten drei Gegnern – Hertha BSC (16. Januar), Mainz 05 (23. Januar) und 1. FC Nürnberg (30. Januar) – stehen zwei in der Tabelle noch hinter 96; Niederlagen wären deshalb besonders schmerzhaft, da die Mannschaft anderen Klubs aus der Abstiegszone auf die Beine helfen würde. Außerdem ist es für 96 wichtig, möglichst früh eine beruhigende Punktzahl zu erreichen, denn das Saisonfinale verheißt nichts Gutes. Von den letzten sechs Gegnern werden vier (Hamburger SV, Bayer Leverkusen, Bayern München, Schalke 04) mit großer Sicherheit um die Meisterschaft spielen – und damit nichts zu verschenken haben.

Bis Ende Januar ist das Transferfenster geöffnet. Was tut sich bei 96 personell?
Wegen des Afrika-Cups wird in den Testspielen und beim Rückrundenstart gegen Berlin der Tunesier Karim Haggui fehlen, er spielt mit seinem Nationalteam bei dem Turnier in Angola (10. bis 31. Januar), das mit der EM zu vergleichen ist. Gut für 96: Constant Djakpa wurde aus dem Kader der Elfenbeinküste gestrichen und kehrt Sonntag nach Hannover zurück, genau wie Didier Ya Konan, der einen verlängerten Urlaub genehmigt bekommen hatte. Ob Leistungsträger Haggui in den Januar-Partien gegen Mainz und Nürnberg für 96 auflaufen kann, hängt vom Erfolg der Tunesier ab. Durch Hagguis Ausfall steht ein Innenverteidiger auf der Wunschliste ganz oben, notfalls als Ausleihe mit Kaufoption bis zum Saisonende. Der Wolfsburger Jan Simunek ist einer der Kandidaten. Noch schwerer dürfte es werden, trotz Bedarfs einen Spielmachertyp im Winterschlussverkauf zu finden; eine Verpflichtung von Bayerns Alexander Baumjohann ist unwahrscheinlich, zumal er in München anders als Breno, Andreas Görlitz und Christian Lell nicht auf der Verkaufsliste steht. Die beste Zeit von Yildiray Bastürk oder Jan Simak (beide VfB Stuttgart), beide im Angebot, ist vorbei. Am Schalker Albert Streit, den Bergmann-Vorgänger Dieter Hecking zu 96 holen wollte, besteht aus nachvollziehbaren Gründen (zu teuer, der Name war zuletzt Programm) kein Interesse. Sein Teamkollege Halil Altintop, einer der wenigen interessanten Profis, die die Konkurrenz abgeben möchte, dürfte das Gehaltsgefüge sprengen. Ersatztorwart Morten Jensen kann durch die Verpflichtung von Uwe Gospodarek als neue Nummer 2 gehen, auch Jacek Krzynowek würde der Verein keine Steine in den Weg legen.

96 hatte in der Hinrunde zahlreiche Spieler, die lange verletzt ausgefallen sind. Welche Profis stehen vor einem Comeback?
Leon Andreasen, bislang ein 2,5 Millionen teures Missverständnis des vergangenen Winters, soll zum Rückrundenstart wieder fit sein. Bei Altin Lala, Vinicius, Mikael Forssell sieht es schlecht aus. Die besten Chancen auf eine Rückkehr hat Lala, "weil er immerhin schon etwas auf dem Platz machen kann", sagt Bergmann.

Wie sicher sitzt Andreas Bergmann auf seinem Trainerstuhl?
Bergmann war nach Heckings Rücktritt der richtige Mann zur richtigen Zeit. Nun muss er die Mannschaft durch die erste kritische sportliche Situation führen. Bleiben die Erfolge aus, dürfte es schnell unruhig werden, auch für ihn. "Ich hatte bislang als 96-Trainer noch keine Phase ohne Druck. Das muss man wissen, wenn man hier als Trainer sitzt, ich komme damit gut klar", sagt Bergmann. Bringt er das Team wieder auf Kurs, wird 96 wie geplant mit ihm als Chefcoach die Saison beenden und nach geschafftem Klassenerhalt den Trainermarkt sondieren – mit Bergmann als erster Option. Sein Vorteil: Ein anderer Trainer, für den Verantwortliche, Spieler und Fans sofort Feuer und Flamme wären, ist nicht in Sicht.

Für viele 96-Profis ist die Rückrunde auch eine Art Schaulaufen, weil am Ende der Saison ihr Vertrag ausläuft. Wer muss sich besonders ins Zeug legen?
Hanno Balitsch, Leon Balogun, Steve Cherundolo, Hendrik Hahne, Tim Hofmann, Jensen, Krzynowek, Manuel Schmiedebach, Sergio Pinto, Vinicius und Salvatore Zizzo – das sind die Spieler, deren Verträge im Sommer auslaufen. Mit Jan Rosenthal und Christian Schulz hat 96 die Option auf Verlängerung bis Juni 2011 gezogen; an Rosenthal sind dennoch weiter mehrere Klubs, auch aus England, interessiert. 96 würde ein Wechsel eine siebenstellige Ablösesumme einbringen. Arnold Brugginks Vertrag verlängert sich, wenn er 25 Spiele bestreitet (bislang 14), Konstantin Rausch hat bis Mitte 2013 unterschrieben.

 

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