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Forssell und der Traum von der Bundesliga

Mikael Forssell hat einst für Hannover und Mönchengladbach gespielt. Heute arbeitet er als Trainer in Helsinki. Welche Pläne der Finne für die Zukunft hat, verrät er in Teil 14 unserer Serie "Was macht eigentlich ...?".

/ Profis
Von 2008 bis 2011 bei Hannover 96: Mikael Forssell.

Zurück zu den Wurzeln
Beim Helsingin jalkapalloklubi hat es schon einmal begonnen. Ende der Neunziger war das, als Mikael Forssell beim Klub aus Helsinki sein erstes Profispiel bestritt, im Alter von 16 Jahren. Danach hat Forssell eine beachtliche Karriere hingelegt, die ihn nicht nur zum FC Chelsea geführt hat, sondern auch nach Birmingham, Hannover und Mönchengladbach, dem nächsten Gegner der Roten in der Fußball-Bundesliga (Samstag, 15.30 Uhr, Liveticker bei hannover96.de). Ob sich so etwas wiederholen lässt?

Mikael Forssell will es jedenfalls versuchen. Der 38-Jährige hat seine erste Karriere (als Spieler) im vergangenen Jahr beendet und ist im Januar in seine zweite Karriere (als Trainer) gestartet. Und heute wie damals lautet seine erste Station: Helsingin jalkapalloklubi, kurz HJK. Forssell ist für die U17 des Vereins verantwortlich, und vor ein paar Tagen hat er bereits den ersten Erfolg seiner noch jungen Trainerlaufbahn gefeiert. Forssells Mannschaft hat sich für die höchste finnische Spielklasse qualifiziert. "Das ist eine großartige Sache für den Klub", sagt Forssell im Gespräch mit hannover96.de, "jetzt ist es unser Ziel, finnischer Meister zu werden. Das wird nicht einfach, aber wir glauben trotzdem daran."

"Mein Traum ist die Bundesliga"
In gut zwei Wochen geht es los in der Liga, und Forssells Vorfreude ist riesig. "Es macht mir sehr viel Spaß, die jungen Talente auf dem Weg in den Herrenbereich zu begleiten", sagt er. "Ich kann ihnen vieles von dem, was ich erlebt habe, mitgeben und sie fördern." Damit sie es eines Tages in eine europäische Topliga schaffen. "Das ist das Ziel", sagt Forssell. Wobei das nicht nur für die Spieler gilt, sondern auch für den Trainer. "Der Job als Jugendtrainer ist ein guter Einstieg", sagt Forssell, "aber ich möchte natürlich irgendwann als Trainer im Herrenbereich arbeiten, gerne in der Premier League oder in der Bundesliga. Das ist mein Traum. Vielleicht sieht man mich ja in Zukunft mal als Trainer bei Hannover 96."

Forssell mag Deutschland. Und er mag Hannover, seit er dort drei Jahre lang für die Roten auf Torejagd gegangen ist. Im Sommer 2008 war der finnische Nationalstürmer (86 Länderspiele, 29 Tore) ablösefrei von Birmingham City nach Hannover gewechselt. Bereits ein Jahr zuvor hatten sich die Niedersachsen um Forssell bemüht, jedoch eine Absage des Klubs erhalten. Beim zweiten Versuch waren die Engländer dann machtlos, Forssells Vertrag war ausgelaufen. "Wir kriegen mit ihm viel Qualität", freute sich der damalige 96-Sportdirektor Christian Hochstätter wenige Tage nach dem Transfer. Und 96-Trainer Dieter Hecking schwärmte: "Mikael ist schnell, torgefährlich und kann Bälle behaupten."

Zehn Tore beim 96-Debüt
Keine Frage, die Erwartungen an den Angreifer waren hoch. Schließlich hatte Forssell bei seinem ersten Engagement in der Bundesliga, als Leihspieler von Borussia Mönchengladbach in der Rückrunde 2002/2003, einen starken Eindruck hinterlassen. Daran sollte und wollte er anknüpfen - und schoss in seinem ersten Spiel für die Roten gleich mal zehn Tore, wenn auch nur in einem Testspiel gegen den Kreisligisten FC Boffzen. In der Bundesliga lief es zunächst auch ganz ordentlich. Forssell kam in seiner ersten Saison 30-mal zum Einsatz und erzielte sieben Tore. Als Tabellenelfter blieb die Mannschaft allerdings etwas hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Gleiches galt fortan auch für Forssell. Zu Beginn der Saison 2009/2010 zog sich der Finne eine schwere Bänderverletzung zu, musste operiert werden und fiel monatelang aus. Nach seiner Rückkehr auf den Trainingsplatz schaffte es Forssell dann immer seltener, sich im teaminternen Duell um die Startelfplätze gegen Mitspieler wie Didier Ya Konan, Mohammed Abdellaoue oder Jan Schlaudraff durchzusetzen. In seiner zweiten und dritten Spielzeit in Hannover kam Forssell lediglich zweimal (2009/2010) beziehungsweise zwölfmal (2010/2011) zum Einsatz - und schoss dabei kein einiges Tor. Im Sommer 2011 endete Forssells "Achterbahnfahrt" (O-Ton Forssell). 96 ließ den Vertrag auslaufen.

Viel von Slomka abgeschaut
Trotzdem, sagt Forssell, sei es "eine unglaublich emotionale Zeit" in Hannover gewesen. Der Tod von Robert Enke im November 2009 ("Darüber kann ich auch heute noch nicht richtig sprechen"), der dramatische Klassenerhalt in Bochum 2010, die Qualifikation für die Europa League 2011 - all das hat Forssell geprägt. "Damals hat sich die ganze Stadt mit Hannover 96 identifiziert", sagt er, "das war Wahnsinn." Und auch was das Sportliche betrifft, habe er einiges mitgenommen aus dieser Zeit. "Ich habe mir viel von Trainer Mirko Slomka abgeschaut", sagt Forssell, "wie wir uns eine Woche lang akribisch auf den nächsten Gegner vorbereitet haben - das war richtig gut."

Nach dem Aus in Hannover wechselte Forssell ein weiteres Mal auf die Insel, schloss sich dem Zweitligisten Leeds United an. Aber auch dort fand er nicht mehr zu alter Form. Nach nur einer Saison packte Forssell seine Sachen und kehrte zurück in seine Heimat, zum Helsingin jalkapalloklubi. 2014/2015 folgte ein überraschendes Comeback in Deutschland, beim Zweitligisten VfL Bochum, aber auch das hielt nur für ein Jahr. Danach ließ Forssell seine Karriere in Helsinki ausklingen, erst beim Helsingin jalkapalloklubi, dann bei Helsingfors IFK. Im Mai 2018 schließlich gab er via Twitter sein Karriereende bekannt. "Diesen Tag habe ich mein ganzes Leben lang gefürchtet", sagte er damals.

Master-Abschluss in Sportmanagement
Immerhin, Forssell hatte sich in den letzten Jahren seiner Karriere auf diesen Tag vorbereitet. Er hatte seinen Trainerschein gemacht und parallel zum Fußball Sportmanagement studiert. "Das ging zum Glück alles online", sagt Forssell, "es war wirklich schwer, das Studium mit Fußball spielen und Familie unter einen Hut zu bekommen - aber es hat geklappt, und darauf bin ich sehr stolz." Mittlerweile hat Forssell einen Master-Abschluss der Universität Madrid und könnte sich vorstellen, später mal als Manager zu arbeiten.

Vorerst aber hat er sich für eine Trainerlaufbahn entschieden. In gut zwei Wochen steht das erste Ligaspiel mit der U17 des Helsingin jalkapalloklubi an, in Rovaniemi. "Das liegt sehr weit im Norden Finnlands", sagt Forssell und lacht, "da, wo der Weihnachtsmann lebt." Gut möglich, dass Forssell, wenn er schon mal da ist, einen kleinen Wunsch bei Santa hinterlegen wird. Kann ja nicht schaden, wenn das mit der Rückkehr in die Bundesliga eines Tages wirklich klappen soll.
hop

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