Wenn Krämer später mit leuchtenden Augen von diesem großen Tag erzählte, dann musste er immer lachen, als das Gespräch auf die "Experten" kam und was sie damals erwarteten: Für sie alle war klar, dass es vor allem für den Torwart Krämer kein schöner Tag werden würde, denn der Gegner lautete 1. FC Kaiserslautern. Die berühmte Elf mit Fritz und Ottmar Walter, die damals als unschlagbar galt. Doch dieser Teufelskerl Krämer kassierte vor 76.000 staunenden Zuschauern nur ein Gegentor durch den späteren Weltmeister Horst Eckel nach 13 Minuten, danach traf 96 fünfmal und wurde nach 1938 zum zweiten Mal deutscher Meister.
Empfang vor 200.000 Menschen
So unglaublich wie das Spiel war das, was anschließend in Hannover passierte: Die ganze Stadt stand Ende Mai 1954 kopf, 200.000 Menschen feierten in den Straßen und empfingen Krämer und seine Mitspieler wie Könige. Die Leute meldeten sich auf der Arbeit krank, schoben einen Termin vor oder dachten sich andere Ausreden aus, um die Meisterspieler zu sehen und sie hochleben zu lassen. Bis heute ist von keinem Chef berichtet worden, der damals darüber sauer war ...
Triumphzug durch die Marienstraße
Krämer besaß Dutzende von Alben mit Zeitungsartikeln von damals, aber eigentlich brauchte er sie alle nicht. Denn solche Sternstunden vergisst man nie. "Wir trauten unseren Augen nicht, als wir die vielen Menschen sahen", sagte Krämer einmal. "Die Begeisterung war unglaublich. Wir wurden in Pferdekutschen abgeholt und sind dann durch die Marienstraße bis zum Maschsee gefahren." Sich mit Krämer zu unterhalten, war eine große Freude und wie eine Reise in eine vergangene Fußballzeit. Eine Zeit, als Fußballer wie Hans Krämer bei Hannover 96 im Monat 267 Mark netto verdienten und nebenbei arbeiten mussten, weil noch niemand vom Fußball leben konnte, auch ein Meisterspieler nicht.
Immer interessiert an 96
Hans Krämer war ein großer Torwart und ein großer Geschichtenerzähler. Er beherrschte das Kunststück, die damaligen Zeiten für Menschen, die 1954 noch nicht auf der Welt oder noch ganz jung waren, für ein paar Stunden wieder lebendig zu machen. Aber Krämer lebte nicht in der Vergangenheit. Auch zuletzt, als er nicht mehr gut hören konnte, wollte er immer wissen, wie es bei 96 läuft. Und hat sich - natürlich - stets besonders nach den Torhütern erkundigt.
Nach dem Tod von Hans Krämer lebt von der 96-Meistermannschaft von 1954 nur noch Rolf Gehrcke.
Hannover 96 trauert mit der Familie von Hans Krämer. Wir werden diesen großartigen Sportsmann und wunderbaren Menschen nicht vergessen und die Erinnerung an ihn bewahren.
hr