Die 96-Schule bekommt ein Klassenzimmer
Gut, es gibt bessere Testpersonen für die Platzeinweihung eines Profiklubs. Aber doch, das lässt sich sagen: Unter den Journalisten auf der einen, den 96-Trainern und Mitarbeitern auf der anderen Seite bestand der neue Kunstrasenplatz in der Eilenriede gestern die erste Probe bei einem Einweihungsspielchen (siehe NP-Test rechts).
96-Profi-Trainer Andreas Bergmann, bis vor kurzem selbst Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bei 96, sagte stellvertretend: "Es herrscht ein großes Aufatmen und eine große Freude im Nachwuchsleistungszentrum." Der Zustand der 96-Talentschmiede bisher? "Wie eine Schule ohne Klassenzimmer", vergleicht Jugend-Chef Jens Rehhagel. "Das ist ein Riesenschritt für unsere Infrastruktur", sagt auch Sportdirektor Jörg Schmadtke, "wir können unter verbesserten guten Bedingungen im Nachwuchsleistungszentrum arbeiten."
Zwischen November und März fielen an Niedersachsens Jugendfußball-Standort Nummer eins sowohl Spiele und vor allem Trainingseinheiten regelmäßig aus. 96 konnte die zwölf Nachwuchsteams nicht wunschgemäß ausbilden. Mit dem neuen Kunstrasen – der gleiche liegt auch 30-mal in Afrika – gibts endlich wieder mehr Bewegung in den Wintermonaten. Mit Schmadtke als Sportdirektor kam dieses Jahr noch einmal Tempo in die Sache. Der 45-Jährige hatte nach seiner Profikarriere selbst eine Zeitlang für ein US-amerikanisches Unternehmen gearbeitet, das Sportstätten baut. Er nutzte seine Kontakte zur niederländischen Firma Greenfields mit Sitz in seiner Heimat Düsseldorf. "Auf dem Aschenplatz war fast kein Fußball mehr möglich, das war offensichtlich, da brauchte man kein Experte zu sein", sagt Rehhagel, "wir hatten zum Teil Monate Trainingsausfall, das war eine knackige Zeit."
Rechtzeitig vor dem Frost können nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Profis dort trainieren, sollte der Platz an der Mehrkampfanlage unbespielbar sein. Im Vergleich zu anderen Städten wie Hamburg oder Berlin gibt es in Hannover nur wenig Kunstrasenplätze. Auch deshalb, weil die Kommune solche Umbauten nicht finanziert. 96 bezahlt den Platz in der Eilenriede komplett selbst. Eine halbe Million Euro kostet so eine Anlage. "Wir haben einen guten Preis bekommen", sagt Schmadtke. Fünf Wochen wurde dran gebaut, zwölf bis 15 Jahre soll das Synthetik-Grün halten.
Die Zukunft des Fußballs spielt möglicherweise auf den Kunststoffen Polypropylen und Granulat. Im Moskauer Luschniki-Stadion schlug die deutsche Nationalmannschaft bekanntermaßen Russland auf Kunstrasen. "In zehn Jahren reden wir anders über dieses Thema", meint Rehhagel, "ich sehe darin schon die Zukunft." In der Gegenwart besitzt 96 einen schönen neuen Teppich mit zwei Sternen, der höchsten Kategorie des Weltverbandes FIFA.