NIEMALSALLEIN

Mirko Slomka ist früh dran. Im Trainingsanzug und Turnschuhen setzt er sich fünf Minuten vor Beginn der Pressekonferenz auf das Podium unten im Presseraum der AWD-Arena.

 

Zwei Tage vor dem nächsten Spiel in der Fußball-Bundesliga, so ist es bei Hannover 96 üblich, berichtet der 96-Trainer über Ausfälle und Aussichten, beantwortet Fragen zur Startelf und Stimmung. Allzu oft hat er dort noch nicht gesessen, erst vor vier Wochen hat der 42-Jährige die "Roten" übernommen. Seine Bilanz: vier Spiele, vier Niederlagen. Die Lage: 16. Tabellenplatz, akute Abstiegsgefahr, Spieler ohne Selbstvertrauen. Die Wende, zumindest etwas Hoffnung muss her, am besten schon morgen mit Zählbaren aus dem Gastspiel bei Borussia Dortmund (15.30 Uhr). Slomka ist gefordert, ist er auch überfordert? Wie geht er mit der Situation um? Schockstarre auch beim Trainer? Zwölf Minuten später verlässt Slomka das Podium. Er lacht. Erst einmal ein Kaffee, weiß, und dann zum Aufwärmen die Personalien. Mario Eggimann stehe nach Fieber und Durchfall wieder für das Spiel beim BVB zur Verfügung, Valdet Rama, Arnold Bruggink und Karim Haggui hingegen werden erst in der nächsten Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Slomka ist ruhig, seine Sätze sind kurz und präzise, wenngleich der Inhalt einem doch sehr bekannt vorkommt. "Die Mannschaft hat sehr gut, konzentriert und leidenschaftlich gearbeitet in dieser Woche. Ich gehe davon aus, dass sie diese Leidenschaft auch auf dem Platz umsetzt", sagt Slomka. Neu ist bei 96 seit dieser Woche der Einsatz von zwei Sportpsychologen, die "eine andere Atmosphäre" geschaffen hätten und deren Arbeit von den Spielern "sehr willig angenommen" worden sei. Details verrät Slomka nicht. Vorspiel beendet, Zeit für Fragen. Slomka ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass er jetzt besonders aufpassen muss. Wird es – wie beim Vormittagstraining erkennbar – einen Systemwechsel geben und 96 beim BVB mit zwei Stürmern spielen? Slomka weicht aus. Er werde eine Mannschaft auf den Platz stellen, die dagegenhalten muss und möglichst kein Tor kassieren soll, sagt der 42-Jährige. Wie wirkt sich die besondere Atmosphäre im Dortmunder Stadion mit 80?000 Zuschauern auf das verunsicherte 96-Team aus? Die Antwort kommt spontan und überrascht: "Drehen wir den Spieß doch einmal um", sagt der 96-Coach. "Die letzten drei Spiele waren für Dortmund mit drei Niederlagen auch nicht besonders erfolgreich. Wenn wir sie frustrieren, dann kann die Atmosphäre auch dazu beitragen, dass die Heimmannschaft verunsichert ist. Die Stimmung kann in beide Richtungen gehen, ich habe beides schon erlebt." Frage nicht beantwortet, niemand hakt nach. Wenn doch nur seine Mannschaft so souverän siegen könnte. Auch bei den nächsten Themen bleibt Slomka locker und konzentriert. Ab und an, wenn er etwas wiederholt, was er in den vergangenen Tagen schon gesagt hat ("Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit Florian Fromlowitz. Er hat meine Unterstützung") schaut er nachdenklich nach unten, scheint er kurz abzugleiten und sich bereits mit anderen Dingen zu beschäftigen. Geht das alles spurlos an ihm vorbei? "Ich habe die Gabe, die Situation abhaken zu können, wenn ich zu Hause bei meiner Familie bin", sagt Slomka. Er mache sich viele Gedanken und führe viele Gespräche. "Die Arbeitstage sind sehr lang. Aber morgens bin ich wieder fit. Um mich müssen Sie sich keine Sorgen machen." Um die Mannschaft von Hannover 96 dafür umso mehr.

 

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