Diesmal haderten viele bei den „Roten“, im Unterschied zur Vorwoche in München, aber nicht mit sich selbst, sondern mit dem Schiedsrichter. Es gab zumindest drei Entscheidungen von Referee Thorsten Kinhöfer, die bei 96 auf dem Platz für Aufregung und zum Teil wütende Proteste sorgten. Los ging es mit einem nicht gegebenen Tor durch Hanno Balitsch (26. Minute), dann hätte es 1:1 gestanden. Kinhöfer erkannte nach Hinweis seines Assistenten Christian Fischer auf eine vorangegangene Abseitsstellung von Mike Hanke, der im Luftduell Sami Hyypiä behindert habe. Letztlich gab es daran wenig zu mäkeln. „Das war nicht die spielentscheidende Szene“, räumte Hanke später ein. Viel mehr regte sich der erneut glücklose Stürmer darüber auf, dass vier Minuten später Hyypiä nicht vom Platz geflogen war, nachdem er den Richtung Tor stürmenden Balitsch zu Fall gebracht hatte. „Ich stand direkt daneben“, sagte Hanke, „da war kein Leverkusener weit und breit.“ Doch Kinhöfer wählte die Vorteilsauslegung – Hanke versemmelte die daraus resultierende Torchance. Man muss es dem Schiedsrichter, den 96-Trainer Mirko Slomka zu den besten in Deutschland zählt, zugute halten, dass er nach dem Betrachten der Fernsehbilder diesen Fehler eingestand, auch wenn es dem Verlierer nichts mehr nutzte. „Da hätte es Feldverweis geben müssen“, sagte er. Da habe er falsch gelegen. Standhaft blieb Kinhöfer indes beim dritten Streitfall: Bei einem Pass in die Spitze hatte Bayer-Innenverteidiger Manuel Friedrich im Strafraum den Ball an den linken Arm bekommen (36.), doch der Elfmeterpfiff blieb aus. „Ein klares Ding“, meinte Sergio Pinto. „Der Arm war angelegt. Eine natürliche Haltung“, sagte der Schiedsrichter. Da sei keine Bewegung zum Ball zu erkennen gewesen. Auffällig: Mirko Slomka, der wegen Reklamierens beim 96-Heimspiel gegen Schalke auf die Tribüne verbannt worden war, wählte diesmal die leisen Töne. „Wenn man 0:3 verliert, dann soll man sich nicht über den Schiedsrichter beschweren“, sagte der Trainer, „auch wenn das entscheidende Momente des Spiels waren.“ Sowohl Slomka als auch 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke hatten Kinhöfer nach Spielschluss aufgesucht, beide kamen offenbar zum gleichen Ergebnis und verzichteten diplomatisch auf öffentliche Schelte. Die für 96 wirklich wichtigen Spiele kommen ja erst noch.