NIEMALSALLEIN

"Colt" über Schottland, Bauchgefühl und Feiern im Stau

Im Januar hatte er Hannover verlassen, um das "Abenteuer" Schottland zu wagen, nun kehrte 96-Legende Jörg Sievers erstmals in die HDI Arena zurück. Als Co-Kommentator begleitete "Colt" unser drittes Lieblingsspiel, den Pokalsieg 1992 - bei dem er selbst zum Helden unserer Roten geworden war.  

/ Profis, Klub
Rückkehr: An seiner alten Wirkungsstätte erlebte Jörg Sievers den Pokalsieg mit uns gemeinsam noch einmal.

Überraschung bei "Colt"
"Das hatte ich gar nicht mehr so auf dem Schirm: Das Spiel ist ja doch relativ interessant, es geht hin und her und gibt auch Torchancen", konstatiert "Colt" nach rund 20 Minuten schmunzelnd. "Bis jetzt gefällt's mir ganz gut." Dass wir uns als Co-Kommentator des Pokalfinals im Berliner Olympiastadion keinen Besseren hatten vorstellen können als unseren damaligen Torhüter, liegt auf der Hand. Zwar hatte das Duell zwischen unseren Roten und Borussia Mönchengladbach beim Blick auf die nackten Zahlen am Abend des 23. Mai 1992 tatsächlich erst einmal nicht viele Highlights zu bieten, schließlich fiel in 120 Minuten kein einziger Treffer, aber das Elfmeterschießen, bei dem "Colt" selbst groß auftrumpfte und zwei Schüsse hielt, war dafür dann umso fesselnder.

Schottisch als Herausforderung
Ebenfalls schmunzeln muss "Colt" beim Anblick seines damaligen Trikots. "Mein Trikot war auch sehr schön, wie man sieht", bemerkt er. "Was man aber vielleicht nicht so sieht: An den Schultern waren so richtig schöne Schaumstoffpolster drin und auch an den Armen unten, das war völlig nervig. Aber das ließ sich damals leider nicht ändern, ich musste das anziehen."

Ins Trikot schlüpft der 54-Jährige heute nur noch selten, stattdessen betreut er seit Januar als Co-Trainer neben Ex-96-Coach Daniel Stendel die Profis des schottischen Traditionsklubs Heart of Midlothian. "Schottland ist ein schönes Land, Edinburgh ist eine superschöne Stadt. Die Hearts sind ein Klasse-Verein. Die Schotten sind total nett und freundlich, offen und hilfsbereit", berichtet "Colt". Und fügt mit einem Lachen an, dass "das einzige Problem" sei, wenn die Leute in Edinburgh richtig Schottisch sprechen. "Das ist nicht zu verstehen."

Corona sorgt für längeren Hannover-Aufenthalt
Aufgrund der Coronakrise ruht jedoch aktuell auch in Schottland der Ball und "Colt" weilt in Hannover bei seiner Familie. Und das schon länger als ursprünglich erwartet. "Es war so, dass am Donnerstag noch die Glasgow Rangers gegen Leverkusen vor 50.000 in der Euro League gespielt haben, weil es bis dahin auch gar keine Diskussion über Corona in Schottland gab. Am nächsten Tag während des Trainings kam plötzlich jemand und sagte: 'Okay, wir können aufhören, der komplette Spieltag ist jetzt für das Wochenende abgesagt.' Mehr Informationen gab es da ja noch nicht", erzählt er. "Dann haben wir gesagt: 'Okay, machen wir das Wochenende frei.' Ich bin nach Hause geflogen, wollte eigentlich nur drei Tage bleiben und daraus sind dann sechs Wochen geworden. Aber ich bin bei meiner Familie und von daher ist alles okay." 

"Colt" und das Bauchgefühl
Und auch wenn die Umstände, wegen derer es möglich war, keine schönen sind, war es natürlich trotzdem umso erfreulicher, dass "Colt" sich die Zeit nahm, um gemeinsam mit uns auf Zeitreise zu gehen. So konnte der Mann, der an diesem Abend diese zwei wichtigen Elfmeter gehalten hatte, auch einmal verraten, wie er das eigentlich geschafft hat. Und die Antwort war dann doch recht simpel: "Ich habe immer auf meinen Bauch gehört. Ich habe mir das angeguckt, wenn der Spieler kam, und das erste, was mir in dem Moment eingefallen ist, habe ich gemacht", berichtet "Colt". "Und das passte zum Glück relativ häufig."

Feierlichkeiten auf der Autobahn
Eine schöne Anekdote zu den Feierlichkeiten nach dem Triumph in Berlin hatte "Colt" auch noch parat - und die spielte auf der Autobahn. "Als wir am Tag danach auf dem Rückweg waren, waren eben auch viele Fans erst auf dem Rückweg", erzählt er. "Wir waren mit dem Bus unterwegs und standen auch schön im Stau. Wir sind dann auch mal zwischendurch ausgestiegen mit dem Pokal und sind in ein Wohnmobil mit Gladbachfans - die haben sich sehr gefreut, dass wir das gemacht haben. Das war schon ganz witzig."

"Eine gute Leistung von uns"
Und übrigens: Auch nach der kompletten regulären Spielzeit fand "Colt" noch lobende Worte für den 96-Auftritt vor 28 Jahren. "Wenn ich jetzt die 120 Minuten sehe, muss ich sagen: Das war wirklich eine gute Leistung von uns. Wir haben es Gladbach sehr schwer gemacht, haben selbst Torchancen gehabt", lautet das Fazit unseres Pokalhelden. Zurecht also ein 96-Lieblingsspiel.
jb

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