Von Volker Wiedersheim
Hannover. Während der Rummel um die mögliche Rückkehr Jan Simaks zum Fußball-Bundesligisten Hannover 96 die Gemüter bewegt, ist in aller Ruhe eine andere wichtige Entscheidung gefallen: Mittelfeldspieler Hanno Balitsch bleibt bei den „Roten“. Damit hat sich der 27-jährige Mittelfeldspieler gegen einen Wechsel in die englische Premier League oder zu einem Bundesliga-Konkurrenten entschieden. Die neuen Verträge sollen heute unterzeichnet werden. Kind hatte auf Anfrage der HAZ bereits am Montag bestätigt: „Wir wissen um seinen Stellenwert im Team und die Bedeutung für die Entwicklung von 96. Es sieht sehr gut aus.“

Seit knapp drei Jahren ist Balitsch inzwischen bei 96. Er kam für rund eine Million Euro Ablöse vom FSV Mainz 05 – nach Hannover gelockt vor allem vom damaligen 96-Trainer Ewald Lienen, der zuvor schon beim 1. FC Köln sein Coach war. Nun verlängert er sein Engagement bei den „Roten“ um weitere zwei Jahre bis zum Sommer 2010. Der neue Vertrag soll, sagte Kind, „die Leistungsentwicklung angemessen berücksichtigen“ – im Klartext: Es gibt eine Gehaltserhöhung, Balitsch dürfte nun mehr als eine Million Euro verdienen, wenn er regelmäßig spielt. Der „Wohlfühlfaktor in Hannover“, den der Spieler stets hervorhebt, war ebenso wichtig – es soll durchaus lukrativere Angebote gegeben haben.

Für den 27-Jährigen spielt aber auch eine Rolle, so ist aus dem Umfeld zu hören, dass er sich als Teil des 96-Aufschwungs versteht und nun die Früchte der Aufbauarbeit genießen möchte: Mit 96 ins internationale Geschäft – das ist auch sein erklärtes Ziel. Und er kann neben anderen ein wichtiger Schrittmacher auf diesem Weg sein.

Balitschs Spielbilanz bei 96 ist bemerkenswert: Von den 88 Ligaspielen seit seinem Wechsel hat er nur sieben wegen Verletzungen und Gelb-Sperren verpasst. Er schießt nicht viele Tore, aber wenn, dann sind es wichtige. In dieser Saison erzielte er den Siegtreffer in Karlsruhe und die 1:0-Führung beim Rückspiel – in beiden Partien punkteten die „Roten“. Obwohl er zum Spielertyp der „Aggressive Leader“ gezählt wird und Leidenschaft bei Diskussionen mit Schiedsrichtern nicht zu leugnen ist, gehört doch die Balance zwischen „rustikalem“ Zweikampfverhalten und Disziplin zu seinen Qualitäten – Balitsch ist in 180 Bundesligaspielen noch nicht einmal vom Platz geflogen.
Seine kämpferische Art hat ihm viel Anerkennung in der 96-Fankurve eingebracht. Balitsch steht auf dem 5. Rang nach Trikotverkäufen im 96-Fanshop. Fußball-Feingeister wie Stürmer-Legende Dieter Schatzschneider hingegen vermissen bei ihm das spielerische Moment und äußern das auch schon mal im Stammtisch-Vokabular: „Schatto“ bot an, Balitsch beim Wechsel nach England bis auf die Fähre zu begleiten, um sicher zu sein, dass er wirklich weg ist. „Balitsch wurde manchmal in der Öffentlichkeit kritisiert“, sagte der Schatzschneider-Vertraute Martin Kind jetzt beschwichtigend. „Aber wir haben uns das nie zu eigen gemacht.“ Balitsch, der zum Boulevard bewusst etwas Abstand hält, wird das gern hören. Die Schelte hatte ihn zwar nicht erschüttern, aber schon geärgert.