NIEMALSALLEIN

 

Schluss mit der Legende, es ist Zeit für die ganze Wahrheit über Interviews mit Jiri Stajner. Jemals ein Gespräch im Wortlaut, so ein richtiges mit Fragen und Antworten, von dem tschechischen Angreifer gelesen? Wenn, dann hat es sicher so nicht stattgefunden. Was nicht heißt, dass alles Lüge ist. Der Grund ist auch nicht fehlende Brillanz des Offensiv-Liberos aus Liberec. Auch ein Mangel an deutscher Sprachkenntnis und Schlagfertigkeit ist nicht das Problem. Und fehlende Meinungsstärke schon gar nicht. Es ist ganz einfach so: Stajners Art, sich einerseits mundfaul, andererseits höchst humorig und beredet mit Mimik auszudrücken, überfordert das Medium Papier, aus dem die Zeitung besteht, die Sie in Händen halten.
Gestern stellte sich Stajner gut gelaunt und geduldig den Fragen. Beantwortet hat er sie auch. Erschöpfend und präzise – aber ohne viele Worte zu machen. Manche Frage hat er beantwortet, ohne überhaupt ein Wort zu machen. Frage: Jiri Stajner, ist es ärgerlich, dass Sie gerade jetzt in der Vorbereitung wegen Adduktorenproblemen nicht voll trainieren können? Antwort: „Rmhm … ja-hrm … laufen, laufen, hmr … vielleicht Donnerstag …“ Frage: Wie sehen Sie Ihre Rolle neben so prominenten Angriffsspielern wie Mikael Forssell und Jan Schlaudraff? Antwort: … Ja-ha, hmh … gucken … 1. Spieltag … Schalke … mhm, ja.“ Wenn man das so liest, ist das eher so mittelprächtig spannend. Aber es fehlt eben auch, was in Worten kaum wiederzugeben ist: Das Mienenspiel und vor allem das Blitzen im Blick, mit dem sich Stajner über alle Sprachbarrieren hinweg „Gehör“ zu verschaffen vermag. Aber eben nur beim direkten Gegenüber.
In diesem Sinne das Wesentliche in Kürze: Stajner fühlt sich wohl in Hannover, er spielt gern für 96, er ist nicht sauer, wenn er mal auf der Bank sitzt, er rechnet dennoch mit einer erklecklichen Anzahl von Einsätzen. Und zum Landsmann und einstigen Teamgefährten Jan Simak: Der könne es schaffen, sich beim VfB Stuttgart durchzusetzen; er, Stajner, freue sich auf das Wiedersehen, Kontakt hätten beide unterdessen nicht miteinander. Nachtrag: Zu seinem zwischenzeitlichen Wechselplänen sagte Stajner: „… hmh, nein … nicht unbedingt … Blitzaktion von Frankfurt …“ Und bei dem gemurmelten „Blitz“ schnappt er mit der einer wischenden Handbewegung der Rechten eine Fliege, die ihn am Knie gekitzelt hatte. Er wirft sie über die linke Schulter fort – und die Fliege fliegt davon. Er hat sie nicht zerquetscht. Und sein Blick spricht Bände, die so zusammengefasst werden können: „Siehste!“

 

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