NIEMALSALLEIN

In einem Altbau in Hannovers City wohnt Mikael Forssell auf 100 Quadratmetern. Dort lebt der 27-Jährige (noch) allein

 

Wortkarg? Einsilbig? Melancholisch? Von den verschrobenen Typen aus Aki-Kaurismäki-Filmen ist Mikael Forssell weit entfernt. Der 96-Stürmer hat eine positive Einstellung, lacht viel – trotz lädierter Wade. Seit sechs Wochen ist er nun in Hannover. Sein Urteil: „Die Stadt ist sehr schön, die Leute sind super.“
Der Wohlfühlfaktor zahlt sich auch auf dem Spielfeld aus. Das hat die überragende Partie des finnischen Nationalspielers beim 5:1 über Mönchengladbach gezeigt. Seine Ruhe abseits vom Bundesliga-Trubel findet der sympathische Fußballer auf rund 100 Quadratmetern in seiner Wohnung in der Altstadt. „Ich bin ein Stadtmensch, komme mitten aus Helsinki“, erzählt der 27-Jährige. In der finnischen Hauptstadt leben noch seine Familie, die Freunde.
„Wir telefonieren täglich“, sagt „Miklu“, wie ihn seine sieben Jahre ältere Schwester Christina als Kind nannte. Der Spitzname von Kaj Mikael – so stehts im Pass – hat sich durchgesetzt. Mit der großen Schwester hat er im Garten das Fußballspielen gelernt. Erfolgreich wurden beide. „Sie hat 70 Länderspiele für die finnische Nationalelf gemacht“, sagt der kleine Bruder stolz. Heute arbeitet die 34-Jährige als Mentaltrainerin und gibt auch Mikael Tipps.
Mit der deutschen Mentalität hat der Neu-Hannoveraner, der in seiner Freizeit gern liest (zum Beispiel „Der Alchimist“) und auf Hip-Hop und Gangsterrap steht (50 Cent, 2Pac), keine Probleme: „Im Gegensatz zu den Finnen sind die Deutschen geradeheraus. Hier sagt man, was man denkt, das ist gut“, sagt Forssell, der am 15. März 1981 im münsterländischen Steinfurt zur Welt kam. Sein Vater Bengt arbeitete dort für ein finnisches Unternehmen, das Industrieverpackungen herstellte.
Nach nur einem Jahr gings für Klein-Mika nach Schweden, mit vier Jahren nach Helsinki. „Doch es gab immer eine Beziehung zu Deutschland, weil mein Vater noch hier tätig war. Er hat mir immer Bundesliga-Videos mitgebracht“, berichtet Forssell von seiner „ersten großen Liebe in meiner Fußballerinnerung“.
Abseits des Platzes hat er die große Liebe noch nicht gefunden. „Ich bin Single“, sagt der rotblonde Angreifer, der noch bis November als Sportsoldat in der Armee dient. Für 96 wurde er extra freigestellt. In Finnland ist Forssell ein Volksheld, voriges Jahr hat er seine Biografie veröffentlicht: „Vielä yksi maali“ (,Noch ein Tor’). Erste Gespräche über eine deutsche Auflage gab es bereits. Forssell: „Wenn ich noch ein paar Tore schieße, kann ich hoffentlich ein Kapitel aus Hannover hinzufügen.“

VON THORSTEN LANGENBAHN

 

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