NIEMALSALLEIN

Paraden, Posen, Patzer: Der Einstand von Ersatztorwart Florian Fromlowitz ist missraten.

 

Das zumindest muss man Florian Fromlowitz lassen: Er zeigte Nehmerqualitäten und demonstrierte, dass er einstecken kann. In dieser wie in jener Hinsicht, ebenso unfreiwillig wie mit Ansage. Fünfmal musste der 22-Jährige am Sonnabend den Ball aus dem Netz holen, die Höchststrafe für einen Torwart. Darunter war ein Treffer, und zwar der wohl entscheidende mit Blick auf den späteren Spielverlauf, bei dem Fromlowitz auch noch böse gepatzt hatte. Vor dem 2:2 hatte er einen Schuss von Sejad Salihovic nicht festhalten können, sondern nach vorn prallen lassen – direkt vor die Füße von Chinedu Obasi, der das Geschenk mit Kusshand annahm.

Man hätte es dem jungen Torwart nicht verdenken können, wenn er nach diesem bösen Fehler und dem gemessen am Spielausgang unterirdischen Nachmittag auf Tauchstation gegangen wäre. Zumal er beim 2:4 auch noch von Demba Ba „getunnelt“ wurde, wie es in der Fußballersprache heißt, wenn einem der Ball durch die Beine gespielt wird. Stattdessen versuchte er, die Flucht nach vorne anzutreten – im Wissen, dass er möglichst schnell die Kurve kriegen muss. Da Robert Enke, am Sonnabend schmerzlich vermisst und auf der Tribüne zum Mitleiden verdammt, aufgrund eines Kahnbeinbruchs für den Rest des Jahres ausfällt, ist die Zeit des Stellvertreters gekommen. Eigentlich die willkommene Gelegenheit, sich zu zeigen. Für Fromlowitz jedoch ging der erste Bundesligaeinsatz für seinen neuen Klub – sein 13. insgesamt – gründlich in die Hose.

Vorerst ist Schadensbegrenzung angesagt, in der leisen Hoffnung, dass alles nur ein Ausrutscher war. „Es war mein Fehler, und es war heute nicht mein Tag“, sagte Fromlowitz, als er sich eine Stunde nach dem Abpfiff den Fragen der Medienvertreter stellte. „Das tut mir leid für die Mannschaft.“ Und versprach: „Im nächsten Spiel wird das wieder besser sein. Ich weiß, was ich kann.“

Dass der frühere Kaiserslauterer den Kopf so schnell wieder oben hat, spricht für sein nicht geringes Selbstbewusstsein. Die Frage ist, ob die eigene Reflexion wirklich zu dem passt, was von Fromlowitz nach dessen erstem Punktspiel nach einjähriger Verletzungspause zu sehen war. Gleich die erste Aktion hatte die Attitüde aufmüpfiger Arroganz: Einen harmlosen Ball stoppte er am Strafraum mit dem Kopf (1. Minute). Der sei eben so hoch gekommen, sagte er später. Und überhaupt: Man müsse nicht alles schlechtreden. „Am Anfang sind Bälle aufs Tor gekommen, die ich halten konnte“, sagte der Schlussmann. In Erinnerung haben die Zuschauer dabei vor allem einen Freistoß von Carlos Eduardo (42.), den Fromlowitz aus dem Winkel fischte. Nicht ohne eine kleine Showeinlage, die einer wie Enke weggelassen hätte.

Enke habe ihm, berichtete Fromlowitz, nach dem Spiel die Hand gegeben. Ein Gespräch soll irgendwann folgen. Der Trost der anderen Mannschaftskameraden verhallte bei Fromlowitz, der in sich gekehrt wirkte. In so einer Situation möchte er „am liebsten alleine sein“, sagte er. Oder zusammen mit der Familie und Kaiserslauterer Bekannten: Schwester Julia (18) und alte Freunde etwa sahen im Stadion zu. Damit seien „Leute da, die ich brauche, die mir Mut zusprechen“. Woran wohl auch zu erkennen ist, dass es noch ein bisschen braucht, bis Fromlowitz in Hannover so richtig angekommen ist.

Von Norbert Fettback

 

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