NIEMALSALLEIN

Eine Halbzeit geduldig taktiert, die andere ängstlich gezittert. Aber was solls? 96 rettete am Ende das 2:1 gegen Köln und schaffte den erhofften Befreiungsschlag im Abstiegskampf mit nun sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz.

 

Dennoch platzte die große gemeinsame Party mit den Fans nach dem Sieg. Zwei Minuten nach dem Abpfiff stand Leon Andreasen ganz allein vor der Nordkurve, dirigierte eine Mini-Welle und ließ sich feiern für seine zwei Tore. Die Mitspieler hatten zuvor nur zaghaft applaudiert und waren 30 Meter vor der Nordkurve abgedreht. Die Fans pfiffen, aber die Spieler zogen ab, vorneweg Kapitän Robert Enke und Mike Hanke: 96 strafte die eigenen Fans mit Liebesentzug. Auslöser war das Pfeifkonzert nach einer verhauenen Hanke-Flanke (66. Minute). Drei Minuten später pfiffen Fans den Stürmer wieder aus. „Natürlich bin ich mit meiner Leistung nicht zufrieden“, sagte Hanke, „aber in der Situation habe ich für die Pfiffe kein Verständnis. Deswegen haben wir mit den Fans nicht groß gefeiert.“ Kapitän Enke erklärte: „Wir sind in die Kurve gegangen, um uns für die Unterstützung zu bedanken. Aber die Leistung im Spiel war nicht so, dass man sich dafür feiern lassen kann. Außerdem hat es der Mannschaft nicht gefallen, dass Mike Hanke so früh von den Fans ausgepfiffen wurde.“ Diesmal bekam der Problemstürmer indirekt Rückendeckung von 96-Trainer Dieter Hecking, der bei dem letzten, ähnlichen Vorfall mit Hanke noch Verständnis für die Fans gehabt hatte. „Ich habe die Pfiffe nicht gehört“, so Hecking. Er wechselte Hanke diesmal auch nicht aus, so blieb dem Angreifer weitere Häme erspart. Schon nach einer halben Stunde gabs Pfiffe wegen der 96-Spielweise, die zwar nicht schön, aber dafür umso effektiver war. Hannover spielte viel quer und hintenrum, Köln tappte in die Falle und ließ sich durch zwei Spielzüge überrumpeln. Christian Schulz flankte vom Mittelkreis quer zum wild winkenden Andreasen, der volley zum 1:0 verwandelte (19.). Arnold Bruggink leitete von der Mittellinie steil auf den Dänen, der anstatt auf Hanke zu passen selbst das 2:0 erzielte (32.). „Die Mannschaft hat Geduld gehabt und auf ihre Chance gelauert, die sie mit zwei wunderschönen Toren genutzt hat“, sagte Hecking. Den Geduldsfaden der Fans hat 96 in dieser Saison offenbar zu oft strapaziert. Die zweite Halbzeit gegen Köln trug nicht zur Entspannung bei. Kölns Trainer Christoph Daum zog nach der Pause seine Allzweckwaffe Nemanja Vucicevic, der das 1:2 von Milivoje Novakovic vorbereitete (47.). „Wir haben in der zweiten Halbzeit den Faden verloren“, gab Christian Schulz zu, „aber mit diesem Polster geht diese unglückliche Saison hoffentlich noch glimpflich aus.“ Für Schulz, der bei Bundestrainer Joachim Löw „einen guten Eindruck“ machte, gipfelt die Spielzeit eventuell in der Nationalmannschaft. Enke wird als Nummer eins mit dem Nationalteam auf Asienreise gehen, aber noch warnt er: „Wir sind noch nicht ganz durch.“ Trainer Hecking ist sich seiner Sache sicher: „Wir sind zu 100 Prozent durch, weil wir noch punkten werden, auch auswärts.“ Freitag bietet sich bereits in Bochum die Chance für den ersten Auswärtssieg in dieser Saison. Das wäre eine Einladungskarte fürs nächste Heimspiel gegen Frankfurt, um sich dann auch mit der Nordkuve zu versöhnen. Und Hanke? Muss wieder treffen, dann klappts auch mit der Party.


VON DIRK TIETENBERG

 

NEWSCENTER
RSS Feed
Fanartikel
Business
Arena
Datenschutz
Kontakt
Medien
Sitemap
Tickets
Navigation
Schließen