Eine schwierige Sache ist das mit den Torhütern. Richtig gute Exemplare sind sehr selten. Umso besser, dass 96 Robert Enke (31) hat. Die Bayern wollen gern auch einen wie Enke, weil Michael Rensing (25) nicht stark genug sein soll. Und wenn die Bayern was wollten – so wie zurzeit den Schalker Manuel Neuer (23) –, bekamen sie es innerhalb der Bundesliga immer. Allein dadurch, dass die Münchner bei der Torwartsuche jetzt nachhaken, kommt das Karussell in Schwung. 96 fährt dabei automatisch mit. Niemand in Hannover hofft, dass Enke wirklich wechselt. Schon gar nicht sofort. Er hat noch einen Vertrag bis 2010, vielleicht verlängert er ihn sogar. Es deutet sich aber ein ganz anderes Szenario an: Enke könnte kurzfristig bei Schalke aufspringen. Zum aktuellen Torwart-Poker kommen wir später. Aber allein für den Fall des sofortigen Enke-Wechsels braucht 96 einen Plan B. Nach NP-Informationen heißt dieser Plan Dennis Eilhoff (26). Der Bielefelder soll bereits signalisiert haben, dass er nach Hannover kommen will, falls Enke geht. Eilhoff, sogar kurz Kandidat für die Asienreise der Nationalmannschaft, stieg mit Bielefeld ab. Völlig unklar ist außerdem, wie es sportlich bei der Arminia weitergeht. Das klingt nicht nach einer guten Perspektive für einen guten Torwart. Ein Wechsel wäre für ihn geradezu notwendig. Wie gut haben es dagegen Enke und Neuer. Der eine macht Urlaub mit Frau und Adoptivkind nahe Lissabon. Der andere spielt heute in Schweden das Halbfinale der U-21-EM gegen Italien. Beide können die Entwicklung in Deutschland aus der Entfernung abwarten. Gestern erreichte der Poker um den Schalker Torwart einen neuen Höhepunkt. Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies erklärte: „Natürlich ist ein Verkauf möglich.“ Das sei nunmehr eine Frage des Preises, der „kaufmännischen Schmerzgrenze“, wie Tönnies sich ausdrückte. Der neue Trainer-Manager Felix Magath trieb diese Grenze gestern hoch mit einem energischen „Nein“ zum Verkauf von Neuer. „Er ist der allerletzte Spieler, über den man nachdenken könnte“, sagte Magath. Nachgedacht wird trotzdem – und verhandelt. Angeblich treffen sich Schalker und Münchner am Wochenende, um über Neuer zu reden. Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mahnte: „Ich würde Neuer noch nicht endgültig zu den Akten legen.“ 20 Millionen Euro bietet Bayern angeblich für Neuer. Wechselt Neuer, braucht Schalke einen Torwart. Die 96-Schmerzgrenze dürfte bei Enke mit ungefähr zehn Millionen Euro erreicht sein. Magath hätte einen Klasse-Torwart und außerdem noch zehn Millionen Euro mehr, um Verstärkung zu organisieren für seine Meisterschaftsmission auf Schalke. Bleibt Neuer bei Schalke, landen die Bayern möglicherweise wieder bei Enke. Manager Uli Hoeneß hatte zwar im Mai über Enke gesagt: „Er wird 32, deshalb haben wir uns mit ihm nicht beschäftigt.“ Damals wusste aber niemand, dass 20 Millionen für einen Torwart eventuell nicht genug sind. Mit Rensing und Jörg Butt (35) werden die Bayern wohl kaum in die neue Saison gehen. So schätzte auch Enke die Lage ein, bevor er in den Urlaub fuhr. „Die Bayern werden noch einen holen“, sagte Enke. „Ich denke, ich werde es nicht sein. Wenn die irgendeinen aus der Bundesliga holen, kann es sein, dass die Spekulationen noch mal losgehen.“ Enke kommt am 6. Juli aus dem Urlaub. Bis dahin weiß auch er mehr.

VON DIRK TIETENBERG