NIEMALSALLEIN

Mittelfeldspieler Arnold Bruggink spricht im Interview über die Systemumstellung bei Hannover 96, das Trainingslager in Kärnten und seine Ziele in der neuen Bundesligasaison.

 

Herr Bruggink, hat man als gestandener Fußballprofi mit Anfang 30 eigentlich noch große Lust auf ein Trainingslager?

So ein Trainingslager ist richtig was Gutes, um als Mannschaft einen Schritt nach vorne zu machen und die neuen Spieler schneller kennenzulernen. Da kann man sich voll auf Fußball konzentrieren. Obwohl zehn Tage wie jetzt in Österreich vielleicht ein bisschen zu viel sind, gerade wenn man eine Familie mit zwei kleinen Kindern hat wie in meinem Fall.

Wie weh haben Ihnen die ersten Arbeitstage nach dem Urlaub getan?

Wir haben in den ersten beiden Wochen richtig Gas gegeben und viel für die Ausdauer getan. Da spürst hier und da schon etwas. Wenn man 16 Jahre Profi ist, dann weißt du aber, was zu tun ist. Das gilt auch für die Zeit, ehe es wieder mit dem Training losgeht.

Sie gehen in Ihre vierte Saison bei Hannover 96. Was haben Sie sich vorgenommen?

Ich möchte so weitermachen, wie es in der Rückrunde der vorigen Saison gelaufen ist, und so wichtig sein für die Mannschaft und den Verein. Das war in meinen Augen und auch gemessen an der Statistik meine absolut beste Zeit in Hannover. Und ich möchte mit den Jungs endlich mal das schaffen, was mir in Hannover noch nie gelungen ist: ein Auftaktspiel zu gewinnen. Dann läufst du nicht gleich der Musik hinterher.

Kommt Ihnen als derjenige, der im 96-Mittelfeld den Takt bestimmen soll, der Wechsel zu einer 4-4-2-Grundordnung zupass?

Dass wir in einem anderen System spielen werden, bedeutet für mich schon eine Umstellung. Das ist auch eine Kopfsache, du musst anders schalten, wenn du zwei Stürmer vor dir hast. Ich bin jetzt noch mehr als Passgeber gefordert, um die Angreifer ins Spiel zu bringen.

Hätte 96 den Systemwechsel nicht schon in der vergangenen Saison vornehmen sollen?

Der Trainer hat ja hin und wieder versucht, es zu ändern. Das war in der Regel dann der Fall, wenn der Druck auf uns nicht ganz so groß war. Ansonsten war es auch die Meinung der Mannschaft, dass wir es besser bei einem Stürmer belassen sollten, weil wir in dem System die Abläufe besser kennen. 69 Gegentore wie zuletzt sind allerdings kein Argument, am alten Modell im Sinne von mehr Sicherheit festzuhalten. Jetzt haben wir die ganze Vorbereitung Zeit, um uns mit der anderen Variante anzufreunden und uns einzuspielen.

Sind denn die Unterschiede in Bezug auf diese taktischen Grundausrichtungen so gravierend?

Das ist mitunter auch eine Frage der Einstellung. Selbst mit nur einem Stürmer kann man richtig offensiv spielen, was wiederum davon abhängig ist, wie man sich als Mannschaft verhält und ob das Selbstvertrauen dafür groß genug ist.

Sportdirektor Jörg Schmadtke hat als ein Saisonziel ausgegeben, dass Hannover 96 in der Bundesliga wieder mehr Spaß machen soll. Ist das von den Fans immer wieder geforderte 4-4-2 ein solcher möglicher Spaßfaktor?

Es gab in der vergangenen Saison durchaus ein paar Spiele, die Freude gemacht haben. Unsere Fans haben den meisten Spaß, wenn wir gewinnen. Das geht in erster Linie über weniger Gegentore.

Was erhoffen Sie sich in dieser Hinsicht von der 96-Mannschaft in der kommenden Spielzeit?

Dass wir 20 Gegentore weniger bekommen. Dann hast du weniger Ballast zu tragen und kannst wieder nach oben gucken. Dazu muss es aber in der Mannschaft stimmen, was in der vergangenen Saison nicht immer der Fall war.

Aus welchen Gründen?

Das hatte auch mit dem Konkurrenzkampf zu tun, auch wenn das nicht jeder so gesehen hat. Das war neu bei 96: Da konnten Spieler nicht mehr sicher sein, dass sie einen Stammplatz haben. Doch zu einer starken Mannschaft gehört auch eine gute Ersatzbank, deshalb muss es eine klare gemeinsame Linie geben. Das ist für einen Verein wie Hannover 96 enorm wichtig, wo es nun mal keinen Ribery gibt, der den Unterschied ausmacht. Bei uns wird, Robert Enke mal ein bisschen rausgenommen, nie ein einzelner Spieler der große Star sein.

Zur neuen Saison hat sich die Konkurrenzsituation bei 96 nicht grundlegend gewandelt ...

Das stimmt, aber wir sind ein Jahr weiter. Alle wissen, wie es zuletzt gelaufen ist. Da kann es nur heißen: So nicht noch einmal, auch wenn der 11. Platz nicht so schlecht war. Aber insgesamt war es doch viel zu wechselhaft. Und wenn sich Spieler eines Tages wieder beschweren werden, dass sie zu kurz kommen, dann ist mit das Wichtigste, wie man damit umgeht.

Sie haben Ihren Platz in der Mannschaft anscheinend sicher, da es keinen wirklichen Konkurrenten auf dieser Position gibt. Wie gehen Sie mit der Kritik um, dass Ihre Athletik für die Fußball-Bundesliga zu wünschen übrig lässt?

Klar, man redet häufig darüber, mir fehle die Schnelligkeit. Aber das kompensiere ich durch mein direktes Passspiel mit ein, zwei Ballkontakten. So kann man ein Spiel schnell machen; dazu muss man nicht unbedingt schnell mit dem Ball am Fuß laufen. Ich spiele eben mehr mit Auge.

Haben Sie in den vergangenen zwei Wochen Veränderungen im Auftreten von Trainer Dieter Hecking festgestellt?

Auch er hat gelernt aus dem letzten Jahr. Er weiß, was er will, und gibt uns klar zu verstehen, wo es langgeht, was er akzeptiert und was nicht.

Arnold Bruggink ... ... hat bereits mit 16 Jahren seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Er wechselte zur Saison 2006/2007 vom SC Heerenveen nach Hannover, wo der offensive Mittelfeldspieler bislang 85 Bundesligapartien absolvierte. Vorige Saison hat Bruggink bei 27 Einsätzen fünf Tore geschossen (alle in der Rückrunde) und 13 Torvorlagen gegeben. Sein Wort hat in der 96-Mannschaft Gewicht. Der 31 Jahre alte Niederländer ist seit Kurzem mit Inge verheiratet, beide haben zwei gemeinsame Söhne: Tijn (3,5 Jahre) und Pim (neun Monate).

 

NEWSCENTER
RSS Feed
Fanartikel
Business
Arena
Datenschutz
Kontakt
Medien
Sitemap
Tickets
Navigation
Schließen