NIEMALSALLEIN

Die erhoffte erlösende Nachricht blieb aus – Robert Enke bekam auch gestern keine Diagnose für seine Erkrankung. Das Rätselraten geht vielmehr weiter.

 

Das Ergebnis der Blutuntersuchung aus dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg liegt zwar bei 96 vor, doch das ausführliche Gutachten bringt Enke nicht viel weiter – denn er weiß immer noch nicht, was er hat.

Die Blutuntersuchung sei umfangreich gewesen, erklärte sein Berater-Freund Jörg Neblung. Man weiß, was der 96-Kapitän nicht hat: Gelbfieber, verschiedene Moskito-Infektionen oder auch die Hundekrankheit Leishmaniose, die auch die inneren Organe befallen kann und von der Sandmücke übertragen wird. "Alle Untersuchungen waren negativ", berichtet Neblung. Eigentlich eine gute Nachricht.

Um 15 Uhr ging Enke mit Torwarttrainer Jörg Sievers auf den Trainingsplatz. Mit einem freundlichen "Hi" begrüßte Enke die wartenden Journalisten. Zu seinem Gesundheitszustand wollte der Nationaltorwart nichts sagen – was sollte er auch sagen? Die Symptome sind ja geblieben: Enke fühlt sich schlapp und machte bei den Flanken und Schüssen seines Trainers Sievers einen müden Eindruck.

Den mentalen Tiefschlag, ausgerechnet das Heimspiel gegen Aserbaidschan in Hannover absagen zu müssen, hat er wohl noch nicht verdaut. Wenig hilfreich auch, dass Bundestrainer Joachim Löw gestern im "Kicker" Enke unter Druck setzte. Gefragt, ob er bei der Einsatzgarantie für Enke in Russland bleibe, antwortete Löw: "Ob er (Enke) spielen wird, hängt davon ab, wie er sich fühlt, wann er ins Training einsteigen kann. Wenn er erst eine Woche vor der Abreise nach Russland das Training aufnimmt, wird er in Moskau eher nicht spielen."

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die es – jetzt ausgesprochen – für Enke nicht leichter macht. Nun läuft ihm auch noch die Zeit davon. Nur drei Bundesligapartien bleiben bis zum Russland-Spiel. "Das ist eine schwierige Situation", sagt 96-Chef Martin Kind, "Krankheit ist nun mal nicht planbar. Aber Robert bekommt jedwede Unterstützung, die wir ihm geben können."

Dazu gehört, Enke abzuschirmen. Gestern schrieb der Torwart nach 35 Minuten Einzeltraining noch schnell Autogramme. Heute macht er einen Belastungstest im Olympiastützpunkt. Das Ergebnis soll zeigen, ob er wieder Leistungssportler sein darf. Kein Zweifel: Der 96-Kapitän will schnellstmöglich zurück ins Mannschaftstraining. Ob er es kann, ist fraglich.

VON ANDREAS WILLEKE UND DIRK TIETENBERG

 

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