NIEMALSALLEIN

Die Reporter von der "Sportschau" und vom "Aktuellen Sportstudio" waren nicht zu beneiden. In ihre fünf- bis achtminütigen Zusammenfassungen eines Fußball-Bundesligaspiels müssen sie alle Höhepunkte packen, und wenn es ein tolles Spiel ist mit vielen packenden Momenten, dann ist das die Qual der Wahl.

 

Wenn es aber ein Spiel ist wie das 1:1 zwischen Hannover 96 und Borussia Dortmund, dann führt das zu der schwierigen Frage: Womit die acht Minuten füllen?

Lange Zeit war die Auswahl von sehenswerten Szenen übersichtlich: Es gab die beiden Tore kurz vor und kurz nach der Halbzeit, das erste zur Dortmunder Führung von Nuri Sahin, das andere zum Ausgleich von Didier Ya Konan. Weil dieses 1:1 das erste Bundesligator des 96-Stürmers überhaupt und gleichzeitig ein Traumtor war, ließ sich mit Zeitlupen einige Zeit überbrücken. Und weil Ya Konan gleich Richtung Fans durchlief und vor Freude am liebsten auf dem Zaun vor den jubelnden hannoverschen Anhängern stehen geblieben wäre (und dafür die Gelbe Karte sah; was für ein Regel-Unsinn: Verwarnung wegen Torjubels!), gab es wenigstens etwas Material für die Fernsehleute.

Mit ein paar Paraden des großartig haltenden 96-Torwarts Florian Fromlowitz ließ sich sogar eine Dramatik vorgaukeln, die diese Begegnung nur ganz selten besaß. Was fehlte, war eine typische Szene für dieses 1:1, und die gab es Sekunden vor dem Abpfiff: Fromlowitz hatte souverän einen Dortmunder Flankenball gefangen und wurde dabei umgegrätscht – von Christian Schulz, seinem eigenen Mitspieler.

Das Durcheinander passte zu den 90 Minuten, in denen bei beiden Mannschaften vieles durcheinandergeriet. Aus 96-Sicht war die 1. Halbzeit ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten, als die Mannschaft meistens mit einem einsamen Stürmer ihre Heimspiele defensiv und abwartend gestaltet hatte. Diesmal spielten die "Roten" mit zwei Angreifern, aber sie griffen nicht an. "In der 1. Halbzeit haben wir relativ wenig nach vorne gemacht", sagte Trainer Andreas Bergmann, der forsches Agieren wie beim 0:1 gegen Hoffenheim versprochen hatte. Was die Mannschaft zeigte, war aber weitgehend Standfußball, garniert mit ein paar dicken Schnitzern wie von Karim Haggui, der sich in der 22. Minute einen hanebüchenen Fehlpass im Strafraum leistete, der nur deshalb ohne Folgen blieb, weil sich Nelson Valdez und Tinga nicht einigen konnten, wer daraus ein Tor macht.

Nur wenig später rettete Torwart Fromlowitz mit einer famosen Tat gegen Tamas Hajnal und bekam dafür selbst von Dortmunds Trainer Jürgen Klopp das Prädikat "Weltklasse" verliehen. In der 2. Halbzeit verhalf Ya Konans Tor 96 zurück ins Spiel. Die Mannschaft war nun einsatzfreudiger und etwas mutiger, Dortmund tat plötzlich nichts mehr. Von einem ansprechenden Kombinationsfußball ließ sich dennoch nur träumen, zwischen der 60. und 70. Minute gab es eine längere Phase, da konnte man auf der Tribüne mitzählen: eins, zwei, Fehlpass.
Rot-Schwarz spielte Schwarz-Gelb die Bälle in die Füße und umgekehrt.

Es wäre unverdient gewesen, wenn Hannover 96 dieses Spiel gewonnen hätte, auch wenn es die Möglichkeiten dazu gab: Ya Konan bewies in der 75. Minute freistehend vor Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller, dass er in solchen Momenten immer noch zu zappelig ist und es lieber schwer (siehe 1:1) als einfach macht. Jan Rosenthal hätte in der 87. Minute mehr aus seiner Chance machen können. Auf der anderen Seite warf sich Hanno Balitsch in der 88.  Minute in einen Ball von Lucas Barrios und verhinderte damit eine Niederlage.

Balitsch feierte diese gelungene Aktion mit geballter Faust. Es war ein Tag der kleinen Siege. Die Trainer, Andreas Bergmann und Jürgen Klopp, waren mit dem 1:1 übrigens zufrieden. Merke: Spiele, bei denen beide Trainer nach dem Schlusspfiff Zufriedenheit ausstrahlen, sind verdächtig. Und selten gut.

Eine Video-Fanumfrage und Reaktionen der 96-Anhänger zum Spiel gibt es auf

 

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