NIEMALSALLEIN

In der Meisterschaft schlägt die Stunde der Ersatztorhüter – so auch für den 96er Fromlowitz und Lenz von den „Wölfen“

 

Fromlowitz – vom Flug- zum Musterschüler

Sie sind verstummt, die Flüsterer und Nörgler im 96-Umfeld, die immer behauptet hatten: Der Florian Fromlowitz ist keiner. Und immer wenn der Torwart nach einer Parade im Tor die Faust ballte, ballten sie sie in der Tasche. Doch seit die Nummer 1 bei 96, Robert Enke, die Sache mit dem Campylobakter zu verdauen hat und Fromlowitz gegen Werder Bremen und Borussia Dortmund mit 96 nicht verloren und nur ein Tor kassiert hat, geht die Geschichte ganz anders. Der Fromlowitz ist nicht nur ein guter, der wird noch mal ein richtig großer Torwart. Es sind nicht wenige, die genau das immer schon gesagt haben wollen.

Eine Saison und – nach dem Abpfiff in Wolfsburg – sieben Spieltage gehört Fromlowitz zu den „Roten“. Zehn Meisterschaftsspiele hat er in der vorigen Saison als Vertreter von Enke absolviert. Am heutigen Sonnabend steht er zum 13. Mal für 96 in einem Bundesligaspiel im Tor. Ob der 23-Jährige abergläubisch ist? Dann einfach die zwölf Bundesligaspiele der Saison 2004/2005 mitzählen. Da war der „Kasten“ in Kaiserslautern seine fußballerische Kinderstube. Und die war dann doch keine ganz so schlechte, wie?s der Fußball-Volksmund oft sagt: Da soll doch der Gerald Ehrmann mehr Fluglehrer als Torwarttrainer sein ? Inzwischen dürften aber andere Lehrer und Ereignisse gleichwertig zu Fromlowitz? Reifung beigetragen haben. Enke als Vorbild in Sachen Ruhe.

Die „U 21“-EM, von der er ohne Einsatz als Europameister zurückkam, hat ihn sicher Geduld gelehrt. Und Heimspiele wie gegen 1899 Hoffenheim in der Vorsaison sind bestens geeignet, Hochmut in Demut zu verwandeln. Zur Erinnerung: Fromlowitz? 96-Premiere begann mit Kaspereien und endet in der Katastrophe. Mit 2:5. Nun indes scheinen derlei Patzer unheimlich weit weg. Beim neuen Fromlowitz ist auch die Gefahr der Wiederholung von Schnitzern wie zuletzt in Wolfsburg unwahrscheinlich. Da hatte er Edin Dzeko die Gelegenheit gegeben, den Platzverweis des Torhüters und einen Elfmeter rauszuschinden – den dann aber Jan Rosenthal hielt. Bei Fromlowitz Verpflichtung hatte 96 verkündet, nun die „beste Nummer 2 der Liga“ zu haben. Damals war das arge Prahlerei. Heute trifft es zu – wenn Fromlowitz in der Form wie gegen Bremen und Dortmund spielt. Volker Wiedersheim

Lenz – der untypische Vertreter

Eine typische Nummer 2 ist Andre Lenz beim VfL Wolfsburg nicht; auch wenn er seit 2004 immer einen anderen Torwart vor der Nase hat. Erst kam er an Simon Jentzsch nicht vorbei, und jetzt ist Diego Benaglio unumstrittener Stammkeeper des deutschen Meisters. Lenz bleibt immer bescheiden im Hintergrund, hält sich fit für den entscheidenden Moment, wenn er doch mal zwischen die Pfosten muss. Dieses Schicksal teilt er mit den meisten anderen Ersatztorhütern in der Fußball-Bundesliga – auch wenn es genügend speziell jüngere Keeper gibt, die sich ständig auf dem Sprung wähnen. Lenz dagegen ist immer loyal, wird auch nach der heutigen Partie gegen Hannover 96 wieder ohne Murren ins zweite Glied zurückkehren, wenn Benaglio seine Rotsperre abgesessen hat.

Was Lenz aber hauptsächlich von den anderen Reservetorhütern unterscheidet, ist der Stellenwert, den der 35-Jährige im Team der „Wölfe“ genießt. Sein Standing ist enorm hoch. „Er führt mit seiner ruhigen Art die Mannschaft“, sagt VfL-Trainer Armin Veh, „Andre ist für mich wie ein Führungsspieler. Er spricht wichtige Dinge in der Kabine an.“ Was entscheidend ist: Seine Mitspieler schenken ihm auch Gehör – einer Nummer 2. Mit seiner besonnenen, ausgleichenden Art hat Lenz enorm zu seinem großen Stellenwert beigetragen, aber auch, und das ist ebenso wichtig, er hat immer durch Leistung überzeugt, wenn er dann mal gebraucht wird. Und wurde so, legt man die nackten Zahlen zugrunde, erfolgreichster Torwart in der VfL-Bundesligageschichte, die inzwischen zwölf Jahre währt.

Zugegeben, die Anzahl seiner Spiele hält sich in Grenzen, die Bilanz ist dennoch beachtlich: Lenz hat bisher sieben Bundesligaspiel für den VfL bestritten; fünfmal gingen die Grün-Weißen dabei als Sieger vom Platz, nur ein einziges Mal als Verlierer. Und dabei waren ganz wichtige Partien, so wie in der vergangenen Meistersaison, als Lenz mithalf, die jeweiligen Tabellenführer Hamburger SV und Hertha BSC Berlin zu stürzen.Jörg Grußendorf

 

NEWSCENTER
RSS Feed
Fanartikel
Business
Arena
Datenschutz
Kontakt
Medien
Sitemap
Tickets
Navigation
Schließen