NIEMALSALLEIN

Die Blicke sprechen in der Sportreporter-Sprache immer Bände. Wie das so genau funktioniert, weiß man zwar nicht. Können Blicke denn überhaupt reden – und was sagen sie?

 

Aber mal ehrlich, wenn man in die Gesichter der 96-Spieler auf den vier Fotos oben schaut – kann man darin etwa nichts lesen? Die Stirn in Falten, den Blick zum Boden, die Mundwinkel nach unten – glückliche Fußballer sehen anders aus.

Das 2:4 in Wolfsburg hat die 96-Profis offensichtlich mitgenommen – obwohl sie Grund hätten, stolz dreinzuschauen. Trainer Andreas Bergmann war denn auch "mit Leistung und Einsatz meiner Mannschaft zufrieden". In absoluter personeller Notlage brachte 96 den Meister, der allerdings nicht meisterlich spielte, immer wieder in Not. Nur nach der schnellen Führung durch einen perfekten Freistoß von Zvjezdan Misimovic sah es so aus, als würde Wolfsburg 96 überrennen – wie beim 5:0 zum Ende der vergangenen Saison in Hannover. Nett noch das Detail, dass sich Misimovic den Ball vom Kollegen Marcel Schäfer schnappte mit der Begründung "Lass mich schießen, du triffst im Moment eh nichts".

Misimovic traf, aber nach einer Schamfrist von zehn Minuten erarbeitete sich 96 Chance um Chance, Hanno Balitsch glich verdient aus. Als 96 dem 2:1 näher war als Wolfsburg, leistete man sich in vier Minuten zwei folgenschwere Fehler, die der Mannschaft letztlich ein besseres Ergebnis vermasselten. Sofian Chahed (45.) und Jacek Krzynowek (48.) verloren, nein verschenkten im Mittelfeld leichtfertig die Bälle. "Und patsch", ärgerte sich Bergmann, "da haben die Wolfsburger Weltklasse-Leute, die das ausnutzen."

Gerade diese Konter wollte der 96-Trainer verhindern: "Wenn wir aufrücken, dürfen wir im zentralen Mittelfeld keine leichten Ballverluste haben." Wieder fielen also wie beim Heimspiel gegen Dortmund in der 45. (Christian Gentner) und 48. Minute (Makoto Hasebe) Tore, nur diesmal beide für den Gegner. Doch auch nach dem 1:3 spielte 96 mutig nach vorn. Der von Ex-Trainer Dieter Hecking lange umworbene Alexander Madlung half mit einem Eigentor (50.). Superstürmer Edin Dzeko ließ dann aber Karim Haggui nach einem Übersteiger mit schnellem Antritt stehen und traf zum 4:2 (62.) – ein glücklicher Erfolg.

Damit verdoppelte Wolfsburg im siebten Spiel die in sechs Partien zuvor erarbeitete gute 96-Gegentorquote. "Vier Gegentore sind zu viel, darüber müssen wir reden", kündigte Bergmann an. Doch auch der Meister hat Probleme – kaum vorstellbar, wie der VfL am Mittwoch in Manchester mit dieser Abwehr in der Champions League bestehen will. Von diesen königlichen Sorgen ist 96 weit entfernt. Einerseits hat man gut und mutig gespielt, andererseits zu wenig Punkte. Seit vier Spielen ist man sieglos. Hat schon der Abstiegskampf begonnen? "Es ist zu früh, das Wort in den Mund zu nehmen", meinte Torwart Fromlowitz. Aber es ist nicht zu früh, sich Sorgen zu machen. "Wir sind uns bewusst, dass es keine einfache Situation ist", meint Bergmann – und das kann man auch in den vier 96-Gesichtern lesen.

 

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