NIEMALSALLEIN

Ruhe auf Schalke, die findet man eigentlich nur in der Kapelle der Arena.

 

Wenn die Spieler vom Rasen kommen, können sie gleich weiterlaufen in den schlichten, kleinen Raum. Auf dem altarähnlichen Tisch stand dort am Sonnabend ein Schwarzweißbild von Robert Enke, daneben brannte eine weiße Kerze. 96-Chef Martin Kind hat die Kapelle besucht. Sie soll Raum geben für den "inneren Zweikampf", und den mussten die 96-Spieler auch auf dem Rasen aufnehmen. Zwischen dem Wunsch, in den sportlichen Alltag zurückzukehren, und der Trauer um den Kapitän.

Schalke wollte 96 helfen, Schalke war anfangs stiller als gewöhnlich. Kein "Whatever you Want" von Status Quo wie sonst zum Einlaufen, die Lautsprecher schwiegen. Dann die Gedenkminute, auf dem Videowürfel Bilder von Robert Enke. Bloß nicht hinschauen. "Gut, dass wir unter dem Würfel standen", sagte Christian Schulz. "Ich habe die ganze Zeit auf den Boden geguckt."

Brutalstmöglich der Bruch – von der Stille zum Lärm, von der Trauer zum Spiel. Wie auf Knopfdruck, von einer Sekunde zur anderen, brüllte die Nordkurve "Olé, olé, FC Schalke, olé". Jetzt war wieder Fußball, aber der Schiedsrichter hatte noch Mitleid mit 96. Als Schulz Jefferson Farfan schon in der vierten Minute gelbwürdig foulte, ließ Lutz Wagner die Karte stecken.

96 fand sich überraschend gut ein in den Alltag, Didier Ya Konan scheiterte nach einem schön herauskombinierten Angriff an Torwart Manuel Neuer (8.).

Schalke hatte mehr Probleme mit der ungewohnten Situation. "Hannover war einen Tick besser", beschreibt Felix Magath später die erste Halbzeit, "wir haben etwas verhalten agiert."

Hätte Arnold Bruggink seine große Chance genutzt (61.), wäre 96 vielleicht als sportlicher Sieger vom Platz gegangen. Für 96-Trainer Andreas Bergmann wars "die Schlüsselszene". Marcelo Bordon fälschte Brugginks Schuss leicht ab, Neuer wehrte ab. Nach einem Eckball für Schalke ließ dann Konstantin Rausch Farfan entwischen, der Peruaner köpfte ein (69.).

"Ein Nackenschlag", meint Bergmann. Farfan und ganz Schalke jubelten – kein bisschen leise. Kevin Kuranyi, der angekündigt hatte, sich nur innerlich freuen zu wollen, versuchte auch nach dem zweiten Tor vergeblich, Mitspieler und Fans beim Jubeln zu bremsen. Jan Moravek hatte in der Nachspielzeit das 2:0 erzielt. Die sportliche Geschichte des Spiels fand damit ein erwartbares Ende, die menschliche, tragische lässt sich aber nicht einfach abpfeifen. "Es war sehr schwierig", weinte Bruggink vor den Kameras.

Den inneren Zweikampf kämpft jeder für sich. Dem starken Florian Fromlowitz etwa ist "nach dem Spiel ein Stein vom Herzen gefallen, jetzt können wir so langsam wieder in den Alltag rein". Das wird aber wohl ein frommer Wunsch bleiben. Zur Ruhe kommen werden die 96-Spieler erst nach dem Heimspiel gegen Bayern. Doch Bergmann sprach noch auf Schalke für ganz Hannover: "Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft."

 

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